Viele Menschen wollen Gräber, die die Angehörigen nicht pflegen müssen. Friedhöfe müssen auf den Wandel der Bestattungskultur reagieren, um konkurrenzfähig zu bleiben. Wie die Kurstadt ihre Anlagen modern aufstellen will.
Auch Friedhöfe sind dem Wandel unterworfen. Der Trend geht seit Jahren zu pflegefreien Gräbern, wie etwa Urnenbestattungen. "Das Thema haben wir bundesweit, dass Oma sagt: ,Ich möchte niemandem zur Last fallen'", sagt Heinrich Kettler, Friedhofsplaner aus Münster. Ein großer und wachsender Teil der Bevölkerung entscheidet sich inzwischen für Grabarten, bei denen die Hinterbliebenen keinen großen Pflegeaufwand mehr haben.
Bad Kissingen hat neun städt-ische Friedhöfe; den Parkfriedhof für die Kernstadt sowie acht Anlagen in den Stadtteilen. 2020 hat die Friedhofsverwaltung insgesamt 296 Beerdigungen sowie Folgebelegungen gezählt; der Großteil davon waren Urnenbestattungen, die klassische Erdbestattung hat noch knapp ein Viertel ausgemacht. Vor fünf Jahren lag der Anteil noch bei annähernd einem Drittel.
Bei den 177 Menschen, die vergangenes Jahr beigesetzt wurden, kamen 121 pflegefreie Gräber zum Einsatz. Dem gegenüber stehen 56 Gräber, um die sich die Angehörigen kümmern.
Dieser Wandel beschäftigt das Rathaus. Kommunale Friedhöfe stehen in Konkurrenz zu Alternativen wie Waldfriedhöfen. Die Stadt müsse Grabarten anbieten, die nachgefragt sind. "Der Wettbewerb nimmt zu. Wenn wir uns nicht anpassen, kriegen wir mittel- und langfristig Probleme mit der Finanzierung", betonte Oberbürgermeister Dirk Vogel (SPD) unlängst im Stadtrat.
Was ist ein moderner Friedhof?
Während also pflegearme Gräber wie Urnenwände, Urnenröhren oder naturnahe Urnen-Erdbestattungen unter Bäumen stärker gefragt sind, werden die klassischen Gräber immer seltener vergeben. Die Folge: Die Kommunen reagieren zwar bereits darauf und weiten die Möglichkeiten für Urnengräber aus, trotzdem entstehen auf den Friedhöfen Freiflächen, die nicht belegt werden, weil Urnengräber platzsparender sind als klassische. Um auf all diese Veränderungen zu reagieren, will die Verwaltung deshalb eine Planung für alle neun Friedhöfe erstellen lassen, in der steht, wie die Anlagen in Zukunft aussehen sollen.
Friedhofsarchitekt Heinrich Kettler hat dazu im Auftrag der Stadt den Bestand analysiert und dem Stadtrat erste Ideen vorgestellt. Er geht in seinem Bericht davon aus, dass die Große Kreisstadt in den nächsten zehn Jahren zwar Einwohner verliert, dass die Zahl der Sterbefälle aber dennoch stabil bleibt beziehungsweise sogar steigt. "Wir kriegen mehr Sterbefälle, weil die Alterspyramide nach oben geht", erklärte der Planer. Damit kommunale Friedhöfe wettbewerbsfähig bleiben, brauche es hochwertige und gärtnerisch gepflegte, neue Grabarten. "Das ist etwas, was in anderen Städten gefragt ist", berichtete er.
"Urnen-Rosengarten"
Das sind zum Beispiel nach einem einheitlichen Thema gestaltete Gemeinschaftsgräber, bei denen die Kommune die Pflege übernimmt. Für den Parkfriedhof könnte so ein Gemeinschaftsgrab in Anlehnung an den Rosengarten angelegt werden, sozusagen als "Urnen-Rosengarten". Kettler: "Wir können Grabarten entwickeln, die zu Bad Kissingen passen."