Flüchtlinge erhöhen die Arbeitslosenzahl

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Chance für den Arbeitsmarkt: Nicht nur das Handwerk setzt große Hoffnungen auf die Flüchtlinge, viele offene Stellen und Ausbildungsplätze können derzeit nicht besetzt werden. Doch bis sie die Sprache beherrschen und qualifiziert sind, wird es einige Jahre dauern. Zunächst wird durch sie die Zahl der Arbeitslosen steigen, sagt die Arbeitsagentur. Foto: Sven Hoppe/dpa
Chance für den Arbeitsmarkt: Nicht nur das Handwerk setzt große Hoffnungen auf die Flüchtlinge, viele offene Stellen und Ausbildungsplätze können derzeit nicht besetzt werden. Doch bis sie die Sprache beherrschen und qualifiziert sind, wird es einige Jahre dauern. Zunächst wird durch sie die Zahl der Arbeitslosen steigen, sagt die Arbeitsagentur. Foto: Sven Hoppe/dpa

Die Arbeitsagentur rechnet 2016 mit mindestens 600 Erwerbslosen mehr. Fünf Jahre lag die Quote bei 3,7 Prozent

Der Arbeitsmarkt der Region Main-Rhön ist hochdynamisch, geprägt von ständigen Zugängen in die und Abgängen aus der Arbeitslosigkeit. Unterm Strich aber liegt die Durchschnittszahl der Erwerbslosen seit fünf Jahren zwischen 8720 und 8870 und die Quote exakt gleich - bei 3,7 Prozent. "Auf gutem Niveau stabil", sagt Arbeitsagenturchef Thomas Stelzer am Freitag vor der Presse über den Arbeitsmarkt in Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie den Kreisen
Haßberge, Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld.


Seriöse Prognose nicht möglich

In diesem Jahr wird sich das ändern. Die Zahl der Erwerbslosen wird sich um mindestens 600 erhöhen, die Arbeitslosenquote entsprechend, und zwar alleine durch zugezogene Flüchtlinge, die nach Anerkennung und Niederlassung im Agenturbezirk ins System der Arbeitsverwaltung fallen. Jene, die in Ausbildung oder Qualifizierungsmaßnahmen unterkommen, entlasten die Statistik wieder, aber mit der genannten Größenordnung sei zu rechnen, so Stelzer.
Wie viele Asylbewerber mit guter Bleibeperspektive in diesem Jahr neu hinzukommen werden, sei allerdings nicht vorhersehbar, womit eine genaue Prognose seriöserweise nicht gestellt werden könne. Bereits im Dezember hatte der Agenturchef gesagt, dass die Flüchtlinge eine große Chance für den hiesigen Arbeitsmarkt darstellten - aber nicht sofort.


Über 3000 offene Stellen

Stelzers Fazit: "Es wäre naiv zu glauben, dass sich die vielen Menschen, die auf uns zukommen, nicht in der Arbeitslosenquote niederschlagen." Ihre Integration in den Arbeitsmarkt brauche mindestens drei bis vier Jahre. Die meisten der Flüchtlinge, die nach Anerkennung ihrer Anträge zu Kunden der Jobcenter werden, müssten schließlich erst die Sprache lernen, eine Ausbildung absolvieren oder Qualifizierungsmaßnahmen durchlaufen. Dass Auszubildende und Arbeitskräfte dringend gesucht werden und Stellen in Teilen des Handwerks, Gesundheits- und Pflegeberufen oder dem Hotel- und Gaststättengewerbe seit geraumer Zeit entweder gar nicht oder nicht zeitnah zu besetzen sind, zeigt die Zahl der offenen Stellen. Zurzeit sind es über 3000 - zur gleichen Zeit vor fünf Jahren waren es noch gut 2000.
Zurzeit fallen über 500 Flüchtlinge in die Zuständigkeit des Jobcenters des Landkreises Schweinfurt und etwa 200 in die des Jobcenters der Stadt Schweinfurt.
Die Arbeitsagentur Schweinfurt hat bereits fünf arabisch sprechende Mitarbeiter eingestellt, um den bereits bestehenden und noch zu erwartenden Andrang vornehmlich von Syrern und Irakern bewältigen zu können.
Der Rückblick auf den Arbeitsmarkt der letzten elf Jahre zeigt eine "sehr positive Beschäftigungsentwicklung" hin zu einem "superstarken Arbeitsmarkt mit einem Beschäftigungsrekord", sagt Stelzer. Kontinuierlich stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Arbeitsagenturbezirk Schweinfurt/Main-Rhön von knapp 146 000 im Jahr 2005 auf über 166 000 Ende 2015: ein Zuwachs von mehr als 20 000 Beschäftigungsverhältnissen.


Mindestlohn schadet nicht

Was ist mit Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde? Hat dessen gesetzliche Einführung im letzten Jahr die dramatischen Folgen gezeitigt, die Teile des Arbeitgeberlagers an die Wand gemalt hatten? "Der Mindestlohn hat sich im Agenturbezirk nicht negativ auf die Beschäftigung ausgewirkt", stellt Stelzer fest. Das bestätigen eindrücklich die Zahlen der Agentur für Arbeit: Von 2014 auf 2015 nahmen die sozialversicherten Beschäftigten um 1500 zu, die durchschnittliche Arbeitslosenzahl und Quote blieb mit 8852 (3,7 Prozent) unverändert - und die Zahl der offenen Stellen auf stieg im Vergleich der beiden vierten Quartale von 2222 auf 3019.