Christine Wehe-Bamberger stellt ungewöhnliche Objekte aus Textilem im Deutschordensschloss in Münnerstadt aus.
"Langes Fädchen - faules Mädchen" - unter diesem Motto steht die Kunstausstellung, die im Deutschordensschloss eröffnet wurde. Bis zum 30. Mai sind Werke der freischaffenden Künstlerin Christine Wehe-Bamberger zu sehen.
Schon der Titel der Ausstellung verrät, dass die Künstlerin Sprichwörter und Redewendungen, die ihr hier in Franken begegnen, hinterfragt und sich in ihren Werken häufig sehr kritisch damit auseinander setzt.
Im Mittelpunkt ihrer Rauminstallationen stehen Textilien. "Textile Materialien - vom Faden bis zum Seil - und textile Techniken sind immer noch Grundlage vieler Objekte", sagt Wehe-Bamberger. Genähte Körper und gefilzte Teile - die sie mit dem Kunstwort "Mongen" bezeichnet - bewegen sich beispielsweise in einer Installation frei im Raum und harmonieren dabei sehr gut mit der mittelalterlichen Architektur in den Ausstellungsräumen.
Windeln mit Pailletten Man merkt vielen Objekten an, dass die künstlerische Arbeit Wehe-Bambergers mit Reflexionen über ihren Alltag begann: Materialien wie Windeln, die mit Pailletten bestickt sind, hieven einerseits das Profane in höhere Sphären. Dass der angebrachte Schmuck seinerseits letztlich aus billigsten Grundmaterialien ist, ironisiert die vermeintliche Grundaussage.
Diese beißende Kritik an Konsumgewohnheiten ist es, was den Besucher einerseits vor den Kopf stößt, andererseits aber auch einen Denkprozess einleitet, der dazu einlädt, sich mit der heute allenthalben marktschreierisch ausgerufenen "Wertigkeit" gerade bei textilen Objekten auseinander zu setzen. Künstlerische Objekte dieser Art sind typisch für die aktuelle Werkphase der Künstlerin: Der Alltag steht hier im Vordergrund, kritisch werden Gewohnheiten von
Menschen ihrer Umgebung gesehen. Weltanschauliche Werte werden hier ebenso hinterfragt wie Sprichwörter und Redewendungen, die viel über die Mentalität der Menschen, die sie verwenden, aussagen.
Ein ausgesprochenes Faible für das Textile bestätigte auch der Kurator des Museumsvereins, Georg Seifried in seiner Rede der Künstlerin. Schwerelos und leicht wirke ein aus dünnem Faden gewebter Stoff.
Beim Betrachten der Herstellung eines solchen zeige sich aber auch oft eine brutale-gnadenlose Kehrseite - als Beispiel sei nur die Textilproduktion in Bangladesh genannt - die oft und nur allzu gerne ausgeblendet wird. Mit viel Sinn für Ironie ist auch das großformatige Porträt von Friedrich Schiller angefertigt - bei genauerem Hinsehen und beim Betrachten der Bestandteile verliert pathetisch-großartiges oft seinen Nimbus und wird zu Profanem.