"Mitten im Ort, mitten im Leben", so lautete das Motto der ersten Bauaktionstage des Landkreises Bad Kissingen, und als Ort der Premiere war Burkardroth genau richtig. Denn gleichzeitig herrschte dort buntes Markttreiben.
Man konnte somit einerseits entlang der bunten Stände flanieren, andererseits aber auch sehen, was das örtliche Handwerk alles leistet. Der Herbstmarkt diente als Plattform für Hersteller, Fachbetriebe und Planer, ebenso wie für die Vereine der Marktgemeinde. Auch Besucher, die sich für Sanierung oder Neubau interessieren, waren in Burkardroth an der richtigen Adresse.
Einerseits standen Ansprechpartner vor Ort bereit, andererseits gab es in Fachvorträgen
Infos über Kauf oder Verkauf von Leerstandsimmobilien. Mittels Stegreifbesichtigung eines Leerstandes wurde am Praxisbeispiel gezeigt, worauf Kauf- und Bauinteressenten bei der Erstbesichtigung einer leerstehenden Immobilie achten sollen.
Die örtlichen Vereine sorgten für das leibliche Wohl der vielen Gäste, und in der Parkscheune wurde die Auftaktveranstaltung gefeiert.
Hierzu war jedoch kein normales Rednerpult aufgebaut, sondern stilecht eine Baustellen-attrappe, die Platz für die Redner bot. Landrat Thomas Bold unterstrich die Bedeutung der Ortskernrevitalisierung, die es mit Augenmaß anzugehen gelte. Blinder Aktionismus sei hier fehl am Platz. "Vor allem die Infrastruktur muss von öffentlicher Seite so entwickelt werden, dass Wohnen in der Region attraktiv bleibt", sagte er.
Der Landkreis sei da Vorreiter und könne auf das Erreichte stolz sein. Allerdings müsse man weiter nach vorne schauen.
Bürgermeister Waldemar Bug zeigte sich stolz, diesen Herbstmarkt präsentieren zu dürfen. Für seinen Vortrag war er in Bauarbeiterkleidung geschlüpft und machte schon dadurch darauf aufmerksam, dass sich beim Markt einiges bewegt. Und Pfarrgemeinderat und Feuerwehr verwöhnten mit Süßem bzw. dem typischen Marktessen.
Auch eine Ehrung war zu feiern. Der Leiter des Amtes für ländliche Entwicklung, Ottmar Porzelt, freute sich, Ludwig Schreiner (Stangenroth) die Staatsmedaille in Bronze für seine ehrenamtliche Verdienste verleihen zu können. Schreiner war von 1998 bis 2011 örtlicher Beauftragter der Teilnehmergemeinschaft Stangenroth, von 1996 bis 2002 3. Bürgermeister von Burkardroth und gehörte dem von 1984 bis 2002 Gemeinderat an.
Zudem war er von 1983 bis 2001 Mitglied und Vorstand des örtlichen Fußballvereins.
Etwas ganz Besonderes war die Ausstellung von Alfred Saam anlässlich des Bauaktionstags, welche im Sitzungssaal des Rathauses zu sehen war. "So sahen unsere Dörfer früher aus" - das belegte er mit zahlreichen alten Fotografien. "In den alten Häusern, in denen heute meist nur noch zwei Leute leben, wohnten früher zehn bis zwölf Menschen", erzählte Saam.
Die Probleme von heute seien Luxusprobleme im Vergleich zu damals, wo es galt, mit einer kleinen Bauerei nicht selten acht bis zehn Kinder zu ernähren. Was ihn immer wieder verblüfft ist, dass die Kinder auf den alten Fotos kaum lachen. "Ich denke, das liegt an der Armut, die auf der Bevölkerung lastete." Die Infrastruktur könne mit der heutigen nicht verglichen werden. "Es gab weder Strom noch fließend Wasser.
Wurde dieses gebraucht, wurde es mühsam vom Brunnen zu den Häusern getragen." Allerdings pulsierte in den Orten noch das Leben, es gab zahlreiche kleine Geschäfte. Um Leerstand im Ortskern musste man sich keine Gedanken machen.
Interessant war auch der Nachbau der Volksschule Zahlbach und Gehöfte vor 1940, gestaltet mit ausrangierten Obstkisten von Karl Voll.