Fast wie neu und immer ganz preiswert

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Die Caritas ist in die Hartmannstraße 2 a heimgekehrt, das "Kramlädchen" bleibt in der Röntgenstraße 12. Foto: Edgar Bartl
Die Caritas ist in die Hartmannstraße 2 a heimgekehrt, das "Kramlädchen" bleibt in der Röntgenstraße 12.  Foto: Edgar Bartl
Sie warten im "Kramlädchen" auf eine neue Puppenmami.
Sie warten im "Kramlädchen" auf eine neue Puppenmami.
 

Das "Kramlädchen" der Bad Kissinger Caritas hat viele treue Kunden und ein großes Sortiment. Es bleibt in der Röntgenstraße. Dort hat es fast ideale Verhältnisse.

Passt, ist bequem und fast wie neu. Auch diesmal ist Emil N. im "Kramlädchen" der Caritas fündig geworden. Zwei nicht unflotte Jackets hat sich der 45-Jährige ausgesucht. Fünf bis sieben Euro koste jedes, je nach Zustand und Mode, sagt Doris Fröhlich.

N. ist damit einverstanden. Er schaut immer mal wieder herein, "auch wegen der Unterhaltung". Denn das "Kramlädchen" in der Röntgenstraße 12 ist ein beliebter Treffpunkt jener, denen es momentan
finanziell nicht ganz so gut geht.

Sie haben hier die Auswahl unter vielen noch brauchbaren Dingen. Da warten Puppen auf eine neue Mami und Gehhilfen auf Fußkranke. Es gibt Hausrat, Koffer, Lampen, kleine Möbel, TV-Geräte und - vor allem - Bekleidung "von Kopf bis Fuß für Frauen, Männer und Babys - da findet jeder was", sagt Helga Vierheilig von der Gemeindecaritas. Sie ist seit zehn Jahren die Chefin dieser Einrichtung.

"Hier darf jeder einkaufen"

Seit langem ist auch Doris Fröhlich dabei. Sie gehört zu einem der etwa zehnköpfigen Teams, die an die Frau, an den Mann bringen, was andere zur Verfügung gestellt haben. Eigentlich ist sie Pharmazeutisch-technische Assistentin und Hausfrau. Beim "Kramlädchen" wurde sie im Laufe der Zeit zu einer richtigen Fachverkäuferin. Sie berät, hilft beim Aussuchen. Hier engagiert sie sich, weil es Spaß mache und weil "das Publikum anders ist". Und: "Ich mache das, weil es sinnvoll ist."

Das hat sich herumgesprochen. Manchmal warten schon Kunden lange vor der Öffnungszeit, sagt Helga Vierheilig. 50 und mehr kämen jeweils. Der Stamm belaufe sich auf mehrere 100. Darunter seien nicht nur Bedürftige, sondern auch Sammler etwa von Zuckerdosen und Kaffeekannen, die auf ein Schnäppchen hoffen.

"Jeder darf hier einkaufen", sagt Helga Vierheilig. Wer kann, zahlt einen symbolischen Preis. Das ist wichtig: Viele seien stolz, sich etwas erwerben zu können. Das stärke ihr Selbstbewusstsein, sagt Helga Vierheilig. Denn viele in Not täten sich schwer bei geschenkten Dingen. Ihre Misere werde ihnen dann noch bewusster gemacht. Wer einen Berechtigungsschein hat, bekommt die Sachen gratis.

Hilfe für Menschen in Not

"Unser Ziel ist es, Menschen zu helfen, die in eine Notsituation geraten sind", sagt Helga Vierheilig. Sie können sich und ihre Familie mit Kleidung und Haushaltsgegenständen der verschiedensten Art ausstatten.

Nichts Brauchbares wird weg geworfen. Saubere Sachen in einem einwandfreien Zustand werden heraussortiert und im "Kramlädchen" angeboten. Außerdem finden regelmäßig Flohmärkte am Alten Rathaus statt. Beschädigtes oder Unmodisches wird an eine andere Organisation weiter gegeben und recyclet.

Helga Vierheilig hat eine Bitte: Spender sollten ihre Sachen nur zu den Öffnungszeiten des "Kramlädchens" oder nach Terminvereinbarung und auch nur in die Röntenstraße 12 bringen. In der Hartmannstraße 2 a, dem Sitz des Kreis-Caritasverbandes, gebe es keinen Lagerplatz. Und in der Röntgenstaße sollte auch nichts einfach vor die Türe gelegt werden. Denn vielfach würden die Dinge von Fremden durchwühlt und entwendet. Außerdem sollten die Sachen wirklich noch brauchbar sein.

"Das ,Kramlädchen' ist doch keine Müllkippe", sagt Helga Vierheilig. Manchmal könnten einem die Mitarbeiter schon Leid tun, so verschmutzt und verstaubt sind die "Spenden". Sie werden zunächst begutachtet und dann angeboten. Das Domizil in der Röntgenstraße, einst eine Wäschefabrik, ist dafür besser geeignet als das frühere in der Hartmannstraße. Hier hat man Platz in hellen Räumen. Sie sind dank einer Rampe auch für Behinderte erreichbar. Vor dem Haus gibt es genug Parkplätze.

Deshalb bleibe das "Kramlädchen" auch da, wo es ist, während die anderen Dienste der Caritas in das neu gestaltete Heim zurückgekehrt sind.

Angebot Der Caritasverband unterhält im Landkreis Bad Kissingen zwei "Kramlädchen", in denen gebrauchte, aber gut erhaltene Artikel erhältlich sind: Bekleidung, Haushaltsgegenstände, Bücher und Kleinmöbel. Sie werden gegen einen kleinen Kostenbeitrag abgegeben. Ein Team von 24 Ehrenamtlichen (darunter nur drei Männer) übernimmt das Sortieren und die Warenausgabe. Sie nehmen saubere, verwendbare Waren sowie Flohmarktartikel zu den Öffnungszeiten der "Kramlädchen" entgegen.



Öffnungszeiten "Kramlädchen" in Bad Kissingen, Röntgenstraße 12: Montag von 10 bis 13.30 Uhr, und Mittwoch von 13 bis 16.30 Uhr. "Kramlädchen" in Bad Brückenau (Ex-Gesundheitsamt): Mittwoch von 15 bis 17 Uhr. Informationen unter 0971/ 72 46 44.