Erster Sturm aufs Rathaus mit Fackeln

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Eine eindrucksvolle Machtdemonstration boten die HaKaGe und ihre Verbündeten beim Hammelburger Rathaussturm mit dem Fackelzug durch die Straßen der Stadt. Dazu leitet die Freiwillige Feuerwehr den Verkehr kurzzeitig um. Fotos: Winfried Ehling
Eine eindrucksvolle Machtdemonstration boten die HaKaGe und ihre Verbündeten beim Hammelburger Rathaussturm mit dem Fackelzug durch die Straßen der Stadt. Dazu leitet die Freiwillige Feuerwehr den Verkehr kurzzeitig um. Fotos: Winfried Ehling
Närrischer Schmuck für die Figuren am Amtsgerichts-Kreisel.
Närrischer Schmuck für die Figuren am Amtsgerichts-Kreisel.
 
Gardistin Julia Keidel (r.) hält (v. l.) Bürgermeister Ernst Stross, Elisabeth Wende, Gudrun Kleinhenz und Reimar Glückler in Schach.
Gardistin Julia Keidel (r.) hält (v. l.) Bürgermeister Ernst Stross, Elisabeth Wende, Gudrun Kleinhenz und Reimar Glückler in Schach.
 
Nach heißer Redeschlacht stürmten die Narren das Rathaus und legten die wenigen Verteidiger in Fesseln.
Nach heißer Redeschlacht stürmten die Narren das Rathaus und legten die wenigen Verteidiger in Fesseln.
 
Auf die Pauke hauen hieß die Devise der Narren nach ihrem Sieg im Rathauskeller, wo Gastvereine mit der HaKaGe ausgiebig feierten.
Auf die Pauke hauen hieß die Devise der Narren nach ihrem Sieg im Rathauskeller, wo Gastvereine mit der HaKaGe ausgiebig feierten.
 
Angefeuert von den "Blauen Dragonern" stieg die Stimmung bei der Party im Rathauskeller.
Angefeuert von den "Blauen Dragonern" stieg die Stimmung bei der Party im Rathauskeller.
 

Die Narren haben das Sagen im Rathaus. Die Hammelburger Karnevalsgesell- schaft (Ha-Ka-Ge) und ihre Verbündeten übernahmen die Macht in der Saalestadt, um bis Faschingsdienstag mit Humor zu regieren.

Relativ früh im Jahr - noch vor dem Dreikönigstag - wagten die "Blau-Weißen" mit einer eindrucksvollen Machtdemonstration die Übernahme, was dem dicht gesteckten Terminplan der Ha-Ka-Ge und der kurzen Faschings-Session geschuldet ist.
Das führte bisweilen zu Irritationen. So fragte eine Dame aus Dresden, was denn im Städtchen los sei. "Die Fosenöchter stürmen das Rathaus", erhielt sie zur Antwort. "Aha, ich habe schon die ersten Masken gesehen", erwiderte die Sächsin. Masken? Am frühen Nachmittag? Der Einheimische, zunächst verduzt, fand bald des Rätsels Lösung: Der Besucherin waren die Sternsinger beim Sammeln über den Weg gelaufen.

Der Übernahme des Amtssitzes ging erstmalig ein Fackelzug der närrischen Streitkräfte voraus. Mit Musik und Helau-Rufen präsentierte sich das Narrenvolk beim Marsch durch die Dalberg- und Kissinger Straße.
Bürgermeister Ernst Stross und seinem kleinen Häufchen Verteidiger ließ die Streitmacht das Blut in den Adern gerinnen.
Am Marktplatz angekommen, verwickelte Sitzungspräsident Markus Daum den Amtsinhaber in eine Redeschlacht und forderte die Herausgabe des Rathausschlüssels und der Stadtkasse. Doch Stross blieb hart: "Wir öffnen die Tore der Stadt nur für Heilsbringer, wie Investoren und Zahlungskräftige. Was bringt ihr mit außer Wein, Weib und Gesang?" fragte er.

Die von Daum im Rathaus vermuteten Schätze suchen seine Bediensteten immer noch, erklärte Stross. "Mit gäbet nix. Ihr seid die Jäger des verlorenen Schatzes", fügte er hinzu. Nachdem er in der vom Balkon heruntergelassenen Schatzkiste nur Schokoladentaler fand, reichte es dem Narrenoberen. Er gab Befehl, das Rathaus zu stürmen.
Die Verteidiger waren chancenlos. Schon bald hatten die Narren den Amtsinhaber und seine Getreuen in Bande gelegt und die siegreichen Karnevalisten spöttelten höhnisch: "Sie hatten Ihn gefangen, mit Spießen und mit Stangen - von Hammelburg das Strösselein".

Daum zeichnete im Anschluss seine Helfer mit Orden aus und selbst der Bürgermeister gab zu, dass er sich "über die Tradition des Rathaussturms freue, die in der Stadt weitergeführt wird - "auch wenn Narrenkappen unter dem Christbaum im Remter etwas seltsam aussehen". Die bunt gekleideten Truppen feierten ihren Sieg im ehrwürdigen Rathauskeller zu den Klängen der "Blauen Dragoner", die sich einmal mehr in Hochform präsentierten und das feiernde "Fußvolk" bis in den Abend auf Tische und Bänke lockten.