Suchtberater Michael Hupp wurde nach 37 Dienstjahren bei der Caritas in den Ruhestand verabschiedet und kann viel erzählen.
Nach 37 Dienstjahren als Leiter der Suchtberatungsstelle beim Kissinger Kreisverband der Caritas ist Michael Hupp (63) jetzt in den Ruhestand verabschiedet worden.
"Wir verlieren einen verdienten Mitarbeiter und diesen Verlust wollen wir gebührend feiern", scherzte bei der Abschiedsfeier Caritas-Kreisvorsitzender Emil Müller. Nach Wehrdienst und Studium der Sozialpädagogik begann Hupp im September 1978 als Sozialarbeiter bei der Caritas in Bad Kissingen.
Vier Monate später wurde ihm im Januar 1979 die Leitung der neu geschaffenen Psychosozialen Beratungsstelle Bad Kissingen übertragen. Suchtberatung sei nicht leicht, würdigte Emil Müller Hupps langjährige Verdienste. Doch habe dieser immer unaufgeregt und ruhig seine Aufgaben erfüllt und "das Gesicht der Caritas geprägt".
Viele Menschen kennengelernt
Seine Arbeit habe ihm viel
Spaß gemacht, versicherte der so Geehrte. "Ich habe interessante Menschen kennengelernt, aber auch gelernt, wie man es nicht machen soll." Einmal ist er sogar mit einer Pistole bedroht worden. "Aber das war ein Einzelfall." Suchtberatung, erzählte Michael Hupp, sei bis in die 1970-erJahre ausschließlich Aufgabe ehrenamtlicher Träger gewesen.
Alkoholabhängige hatte es zwar schon immer gegeben, aber nach dem verlorenen Vietnamkrieg und dem Aufkommen der Flower-Power- und Hippie-Bewegung kam zusätzlich der Drogenkonsum aus den Vereinigten Staaten. Deshalb sei die Zahl der Drogenfälle in Garnisonsstädten wie in Bad Kissingen im Durchschnitt nicht geringer als in anderen Städten Deutschlands.
Erst Ende der 1970-er Jahre entschied sich deshalb die Bundesregierung, selbst aktiv in die Suchtbekämpfung einzugreifen und stellte Geld zur Verfügung. So kam es im Januar 1979 zur Gründung der von ihm seitdem geführten Beratungsstelle.
"Kundschaft" zwischen 15 und 30
In den nachfolgenden vier Jahrzehnten hat sich nach Meinung Hupps nicht allzu viel gebessert.
Auch heute konsumieren zu viele Jugendliche nach der Pubertät Drogen. Hupps "Kundschaft" ist immer noch zwischen 15 und 30 Jahren alt. "Ein paar Altfixer, die die Siebziger überlebt haben, bekommen heute Ersatzdrogen." Die heutigen Drogen sind gefährlicher, weiß er. Hatte man früher mit Haschisch gefüllte Joints geraucht, können die modernen Christal Meths schneller zum Tod führen.
Künstliche Drogen sind weit verbreitet.
Michael Hupp: "Biedere Handwerker nehmen sie, um länger wach zu bleiben, und um arbeiten zu können." Drogensüchtige gehören heute nicht mehr zum Sumpf unserer Gesellschaft, sondern sind vielfach ganz normale Menschen, denen man ihren Drogenkonsum auf den ersten Blick gar nicht ansieht. Der Landkreis Bad Kissingen ist davon nicht ausgenommen und liegt im Durchschnitt anderer Regionen.
"In jedem Ort mit Postleitzahl gibt es Drogen", weiß Hupp aus Erfahrung.
Der Berater gibt Tipps
Um Kinder vor der Drogengefahr zu schützen, sollten die Eltern sachlich mit dem Nachwuchs sprechen, empfiehlt der Suchtberater. Hundertprozentiger Schutz ist ohnehin nicht möglich. Falsch ist es allerdings auch, ständig auf diesem Thema herumzureiten.
"Das macht die Kinder erst neugierig." Vor allem sollten Jugendliche das richtige Alter für die Thematik haben, um die Zusammenhänge verstehen zu können. "Suchtprävention im Kindergarten ist ein Witz", schüttelt Hupp seinen Kopf über derartige Versuche. Seine Erfahrung nach 37 Dienstjahren: "Am Ende muss jeder Mensch selbst die Verantwortung für sich und sein Leben übernehmen."
Der Tod war ständiger
Begleiter
Im Rückblick auf vier Jahrzehnte Suchtberatung überwiegt bei Hupp das Positive: "Ich habe viele Kranke gerettet." Zu einigen hat er nach Jahren auch heute noch gelegentlich Kontakt. "Ich habe mich aber auch von vielen Menschen schon verabschieden müssen." Der Tod war bei Hupps Arbeit allgegenwärtig, aber auch das nimmt er am Ende seines Berufslebens mit: "Meine Erfahrungen haben mir geholfen, mit meinem eigenen Leben besser klarzukommen."
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Jetzt kommt was anderes
Ab Januar will sich Michael Hupp als Ruheständler völlig anderen Lebensbereichen zuwenden. Er will endlich mehr Zeit mit seinen drei Enkeln verbringen. Im Garten gibt es auch genug zu tun. Außerdem wird er sich künftig mehr dem Chorgesang widmen. Caritative Aufgaben stehen vorerst nicht in seinem neuen Lebensplan, "obwohl ich schon gebeten wurde."