Eine sympathische Bestie

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Die Schöne und das Biest im Bad Kissinger Kurtheater Foto: Werner Vogel
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Die anrührende Geschichte von der Schönen und dem Biest verfehlte auch in Bad Kissingen ihre Wirkung nicht. Das Musical-Ensemble Theater Liberi aus Bochum verzauberte das Publikum.

Der Winterzauber macht's möglich: Bad Kissingen ist jetzt auch Musical-Stadt. Das Theater Liberi verzaubert Jung und Alt mit einer farbenfrohen Inszenierung von "Die Schöne und das Biest".

Es ist eine anrührende Geschichte mit großen Gefühlen, die von der Kraft der Liebe erzählt. In einer Zeit, in der äußere Schönheit oftmals den Wert eines Menschen zu bestimmen scheint, kommt dieses bildstarke Märchen gegen Oberflächlichkeiten genau richtig, vermittelt eine selten gewordene Botschaft: Es ist nicht das Auge, das das Besondere im Menschen sieht. Dies sind die Zutaten des französischen Volksmärchens - auch Antoine de Saint-Exupéry verwendet in "Der kleine Prinz" ein ähnliches Motiv. "Man sieht nur mit dem Herzen gut", heißt es da - und auch die Gebrüder Grimm senden ähnliche Botschaften.

Ein Prinz wird grausam bestraft

In diesem Musical wird ein Prinz für seine Selbstsucht grausam bestraft. Ein Fluch verwandelt ihn in ein Monster, das in einem verwunschenen Schloss leben muss. Als eines Tages ein armer Kaufmann eine Rose für eine seiner Töchter im Schlossgarten pflückt, fordert das Biest dafür einen hohen Preis. Fortan muss die jüngste, die schöne Belle, in dem verfluchten Schloss leben. Das Mädchen mit einem guten Herzen fürchtet sich aber nicht vor der grimmigen Fassade des Prinzen und erkennt, dass hinter der monströsen Gestalt vielleicht mehr steckt. Kann ihr reines Herz den bösen Fluch vielleicht durch die Liebe bannen?

Längst hat die anrührende Story die internationalen Musical-Tempel erobert. Walt Disneys Zeichentrickfilm ging um die Welt, und der Kinofilm mit Emma Watson war der erfolgreichste Film des Jahres 2017. Jetzt also im Winterzauber, mit dem Musical-Ensemble Theater Liberi aus Bochum, auf der kleinen Bühne des Kurtheaters mit seinen begrenzten Möglichkeiten. Keine Special-Effects, keine Weltstars. Kann das gutgehen? Und ob! Der Kissinger Musentempel ist ausverkauft bis auf den letzten Platz, es scheint, dass das Publikum geradezu darauf gewartet hat: Kommt das Musical zu mir, muss ich nicht zum Musical fahren. Der Winterzauber hat die Familien entdeckt.

Das Theater Liberi hat genau diesen Anspruch: fantasievolle Familienshows mit üppigen Kostümen, flexiblen Bühnenbildern und aufwendiger Lichtchoreographie auch für kleinere Theater zu inszenieren. Das gut ausgebildete Musical-Ensemble überzeugt gesanglich, tänzerisch und mit stimmiger Choreographie. Den ganz großen Welthit findet man bei der Saga nicht, aber romantische Balladen, poppige Hits, mehrstimmige Lieder, Walzerseligkeit und Songs zum Mitklatschen lösen einander ab. Belles anfängliche Angst verfliegt schnell, sie knackt die harte Schale des Biestes, entdeckt einen weichen Kern, der sogar lachen und tanzen kann.

Mit Anmut und Grazie

Anastasia Ivanova gibt der Schönen Anmut, Grazie, tänzerische Leichtigkeit und viel Poesie mit leichter, klarer und sicher geführter Stimme. Schon mit ihrem ersten Song "Ich warte auf Dich" hat sie das Publikum auf ihrer Seite. Die Bestie spielt Robert Steffen, der - wie sich später als Prinz herausstellen sollte - schlanke Twen wirkt durch sein wuchtiges Kostüm aus bodenlangem Mantel, Stofffetzen, wilder Mähne und schauriger Maske zunächst als echtes Scheusal.

Farben über Farben

Die Wandlungsfähigkeit seiner Stimme ist enorm: Als Biest vermag er einen rauen Gießkannenbass zu röhren, doch hinter dem Spiegel und als geläuterter Prinz klingt ein angenehmer Bariton. Auch Alexander Mikliss spielt, singt und tanzt Taureau, den attraktiven Platzhirsch der Stadt, für den Belle leichte Beute scheint, mit selbstverliebter Arroganz. Die verwunschenen Schlossbewohner werden als Teekanne, Dreiarmleuchter und Standuhr lebendig, wirbeln, tanzen irrlichternd über die Bühne und verschwinden hinter geheimnisvollen Spiegeln und in Zuckerbäckerhäuschen. Auch die Schwestern der Schönen und ihr Vater Gérard finden sich immer wieder neu zu Duetten, Chören und überraschend witzigen Auftritten in ständig wechselndem Glitzerlicht.

Furioses Finale

Das rundet sich zu einem furiosen Finale mit der gesungenen Botschaft: "Sieh mit dem Herzen, fühl, was Dich bewegt". Da summen und singen die Kenner des Musicals mit, alle anderen stimmen beseelt ein in den Klatschrhythmus. Die Welt mit dem Herzen sehen, das spricht Kinder wie Erwachsene an.