Die intensivmedizinische Station der Klinik Bavaria ist wohnlich eingerichtet. Jetzt soll auch eine Kunstausstellung den Patienten beim Heilen helfen.
Die Klinik Bavaria hat ihre "Aware Care" genannte Intensivstation als einen umsorgten, wohnlichen Ort zum Gesundwerden gestaltet. Neben großzügigen Räumen und viel Ruhe helfen nun auch Skulpturen und Gedichte den Patienten mit schweren Erkrankungen, neuen Lebensmut zu fassen.An dem "kritischsten Ort einer Klinik" und ganz bewusst am Tag der Pflege präsentiert die Klinik eine Dauerausstellung unter dem Titel "Intensiv Leben" mit Skulpturen von Kurt Krause und korrespondierenden Gedichten von Richard Josef Lutz auf der Intensivstation.
Kalamitätsholz nennt man die Abfallstücke, die nur als Feuerholz genutzt werden können, erklärt der Dürrfelder Künstler Kurt Krause. Das lateinische Calamitas bedeutet Verfall, Notlage, Übel. Spaltet man aber diese Stücke -so Krause- erscheinen Maserung, Struktur und Form. "Ich versuche die Besonderheiten zu erkennen und fortzuführen: Aus Übel wird Form". Die Exponate werden aus scheinbar totem Holz gefertigt, "wie so oft ist Wesentliches im Inneren verborgen" führt der Künstler aus.
Kunst hilft heilen
Richard Josef Lutz, pädagogischer Leiter des Kissori-Lernzentrums
Bad Kissingen, setzt sich in seiner Gedichten vermehrt mit den Schlagworten Leben und Sterben auseinander. Für ihn zählt der innere Wert des Menschen und nicht seine Funktionalität. Er übersetzt Kalamität mit Notlage, nimmt Bezug auf die schwierige Situation der Patienten und findet angedeutete Antworten auf unausgesprochene Fragen.
Dritter Bürgermeister Thoma Leiner (CSU), stellvertretender Landrat Emil Müller (CSU), Pfarrer Gerd Greier, Sparkassendirektor Roland Friedrich und die Besucher der Vernissage besichtigen in kleinen Gruppen die Intensivstation. Ein wenig Beklemmung ist da schon zu spüren. "Wenn es heißt, wir haben den Patienten in die Intensivstation aufgenommen, sind Angehörige schockiert", meint Thomas Leiner. Intensiv, das heißt doch Isolation und Überwachung rund um die Uhr, bedeutet, Apparate, Infusionsschläuche und leuchtende Monitordiagramme. Der Mensch scheint Objekt der Apparatemedizin.
Margarete Presl, Geschäftsführerin der Klinik, kann die Argumentation verstehen, erklärt aber: "Die Intensivstation der Klinik Bavaria will dem so beschriebenen, seelenlosen Ansatz schon mit der Namensgebung Aware Care entgegenwirken. Wir setzten auf besonders sorgsame und bewusste Art der Pflege für Patienten mit schwerwiegenden Krankheitsbildern. Neben intensivmedizinischen Maßnahmen fördern wir durch eine wohnliche, ruhige Umgebung die Prozesse der Selbstheilung". Das bedeute zwar einen größeren Aufwand, aber: "Wir haben sichtbare Erfolge durch eine schnellere Rekonvaleszenz der Patienten", ergänzt Chefarzt Dr. Carsten Wessig. Die Klinik berücksichtige die Biografie der Schwerkranken, schaffe aber auch für die Angehörigen und das Pflegepersonal mit viel Licht, spezieller Belüftung, Aroma- und Lichttherapie ein Umfeld, in dem die ernste Situation einen Teil ihres Schreckens verliert.
Der Rundgang durch die Ausstellung zerstreut die Befürchtung, die Kunst wirke in dieser Umgebung vielleicht verstörend. Die zurückhaltende Gestaltung mit dezentem Licht wirkt unaufdringlich und leise. Weil Holz gut in das Konzept passt, hat die Klinik sich für die Skulpturen von Kurt Krause entschieden. "Die Gedichte von Richard Josef Lutz nehmen den Titel der Exponate auf und führen den Betrachter dazu, deren Besonderheiten zu erkennen", erklärt Eduard Büchs, Koordinator für Intensivmedizin. "Die Kunst kann so dazu beitragen Geborgenheit zu vermitteln und Hoffnung und Zuversicht zu stärken."