Werner Eberth sucht Mitstreiter, die Gräberpatenschaften auf dem Kapellenfriedhof übernehmen. Denn viele Denkmäler sind vom Verfall bedroht, und die Stadtgärtnerei kann nicht alles machen.
Versuche, den als Beerdigungsstätte schon seit vielen Jahren geschlossenen Kapellenfriedhof durch eine weitere Nutzung als Urnengrabstätte zu erhalten, gab es in der Vergangenheit immer mal wieder. Sie sind vor allem aus juristischen Gründen abgelehnt worden. Jetzt hat Werner Eberth eine Initiative gestartet, die die Chance hat, erfolgreich zu werden, weil er die Stadt auf seiner Seite hat. Er muss nur genügend Mitstreiter finden. Sein Plan: Historisch oder lokal Interessierte - sie können gerne auch von außerhalb kommen, übernehmen Patenschaften für die denkmalgeschützten Gräber auf dem Kapellenfriedhof. Vier Anrufe hat er schon bekommen, nachdem er im letzten Stadtblatt einen Aufruf veröffentlicht hatte. Aber es müssten noch ein paar mehr werden, damit sich die ganze Sache rentiert.
Viel, so Werner Eberth, müssen die Paten ja eigentlich nicht machen, wenn sie die Verantwortung für eines der Gräber übernehmen. Es geht vor allem darum, dass sie nicht vom Efeu überwuchert werden, der zwar schön aussieht, aber den Grabsteinen und Fundamenten an die Substanz geht: "Es geht ja nur darum, alle paar Monate einmal an dem Grab vorbeizugehen, um das Zuwuchern zu verhindern." Größere Arbeiten muss nach wie vor die Stadtgärtnerei übernehmen, mit der man sich jederzeit auch absprechen kann.
Wenn Efeu zum Baum wird Werner Eberth hat sein Herz an zwei Gräber verschenkt. Im hinteren Teil ist Conrad Morandell von Westerhofen beerdigt, ehemaliger Distriktstechniker, der in Bad Kissingen mehrere Häuser und in Kleinbrach die Kirche gebaut hat. Sein Grab ist so stark vom Efeu erobert, dass dieser schon in den Status der Arboreszenz übergegangen ist. Er ist zum Baum geworden. Eberth vermutet, dass man im Inneren dieses Stammgewirrs noch ein Kreuz auf dem Stein finden kann. Aber sehen kann man es nicht.
Die andere Grabstelle - sie ist ihm schon aus heimatgeschichtlichen Gründen wichtiger, ist die der Familie des Architekten Carl Krampf. Aber da kann Eberth im Moment gar nichts machen, weil die Grabanlage wegen Einsturzgefahr mit einem Gitterzaun abgesperrt ist. Sie muss erst fachmännisch saniert werden. "Zurzeit werden Angebote eingeholt für die Sanierung und Rekonstruktion des Grabes", sagt Hochbauchef Hans Bauer. Für einen Laien wäre der Zugang zu gefährlich - obwohl jeder von ihnen über die Stadt Bad Kissingen versichert ist.