Wer in die Spielbank geht, der hofft, sein Glück zu machen. Ähnlich mag es Otmar Lutz ergangen sein, als er am 1. Februar 1999 Direktor des Luitpold-Casinos wurde. Heute, kurz vor seinem Abschied in den Ruhestand, bekennt er: "Ich hatte Glück, das war der Beruf, den ich mit gewünscht habe!"
Vorgezeichnet war dieser Weg nicht. Der Finanzbeamte Otmar Lutz war an verschiedenen Finanzämtern tätig, unter anderem als Außenprüfer, als Verantwortlicher für das Personal und Lehrbeauftragter an der Landesfinanzschule in Ansbach.
Neuanfang mit 50 Dann wurde die Stelle des Bad Kissinger Spielbankdirektors ausgeschrieben. "Ein bisschen geschubst" hat ihn damals der Chef des hiesigen Finanzamtes, Georg Blinzler: "Bewerben Sie sich, das ist die Chance für Sie!" Otmar Lutz reizte das Unbekannte, die Chance, mit 50 noch etwas Neues anzufangen. Er bewarb sich: "Ich wusste nicht, was auf mich zukommt, aber ich hatte nichts zu verlieren."
Trotzdem war er bei den Vorstellungsgesprächen angespannt, gesteht er heute ein. Zumal er noch nie im Finanzministerium war, geschweige denn bei der Staatlichen Lotterieverwaltung.
"Ich stehe da im Flur, komme vom Land, und da kommt der damalige Finanzminister Faltelhauser vorbei. Er hat mich gefragt, was ich hier mache, ich habe von meinem Vorstellungsgespräch erzählt, und er hat mir Glück gewünscht."
Otmar Lutz bekam die Stelle. Er hatte damals noch keine Ahnung vom Spiel, war nie in einem Casino gewesen, aber er fing schon vor Dienstantritt an, die Theorie zu lernen. Und als Direktor nahm er gleich an den Schulungen für das neue Spielbankpersonal teil, lernte die Praxis am Spieltisch kennen.
"Für mich war und ist die Spielbank ein Ordnungsfaktor," sagt Lutz, den er reizte, als Beamter ein Unternehmen wie in der Privatwirtschaft leiten zu können. Ihn reizte der Umgang mit Personal und Gästen, die Chance, etwas zu entwickeln. Ihm zur Seite stand die Lotterieverwaltung.
"Man hat mir unheimlich geholfen." Und: "Ich hatte das Glück, in einer Zeit anzufangen, wo Spielbanken der einzige Anbieter von Glücksspielen waren und dementsprechend gut gelaufen sind.
Für acht Millionen saniert Wenn Lutz heute Bilanz zieht, dann steht auf der Haben-Seite vor allem die Generalsanierung des Luitpold-Casinos für rund acht Millionen Euro bei laufendem Spielbetrieb. Gut eingeschlagen haben laut Lutz auch die von ihm initiierten Sommerfeste unter dem Motto "Drehen und Spielen für Bedürftige", in die auch Mandatsträger als Jeton-Verkäufer eingebunden sind. Diese Feste böten die Chance, die Spielbank als festen Bestandteil der Region zu präsentieren.
Darauf habe er stets Wert gelegt.
Kritik am Gesetzgeber Natürlich gab es auch weniger erfreuliche Aspekte: Die Liberalisierung des Glücksspiels und das Rauchverbot. "Das Glücksspiel gehört in die Spielbanken und nicht in die Spielhallen," sagt Lutz, schon allein wegen der Spielsucht-Prävention. Es sei inzwischen leichter, die Genehmigung für eine Spielhalle zu bekommen als für eine Würstchenbude.
Die Liberalisierung der Glücksspiels und das Rauchverbot haben den bayerischen Spielbanken viele Gäste gekostet. Hier versuchten Lutz und die Lotterieverwaltung, gegenzusteuern. Zum Beispiel mit die "Kissinger Modell": mit einem Roulette-Tisch im Automatensaal, der Gästen die Scheu vor dem Großen Spiel nehmen soll. Es gibt Poker-Turniere, das Angebot "Comedy Royal" in Zusammenarbeit mit dem Spielbank-Restaurant und den Auto-Jackpot.
Und: Otmar Lutz legte und legt stets Wert darauf, dass sich der Gast wohlfühlt, wie ein König behandelt wird.
Ergebnis gehalten "Mit diesen Ideen haben wir es geschafft, 2012 fast bis auf den Cent das Ergebnis des Vorjahres zu halten," sagt Lutz. Was er nicht sagt, die Statistik aber ausweist: Nur die Spielbanken in Bad Kissingen und Lindau haben es geschafft, verglichen mit 2011 kein Minus zu machen. Und an noch etwas erinnert sich Lutz - allerdings ungern: An den Fall von Untreue, als im vergangenen Jahr zwei Croupiers und ein Gast die Spielbank betrogen haben. Das Tröstliche: "Die Sicherheitsvorkehrungen haben sehr schnell gegriffen."
Hat er eigentlich jemals selbst gespielt? "Ja, aber nicht in Bayern", gesteht Lutz ein. Und er hat sich dabei stets ein Limit gesetzt. "Aber ich habe mehr Glück in der Liebe als im Spiel." Zum 31. März geht Otmar Lutz in den Ruhestand. Zuvor will er seinen Nachfolger gut einarbeiten. "Dann werde ich die Entwicklung der Spielbank aus der Ferne verfolgen, denn ich gehöre nicht zu denen, die glauben, dass ohne sie nichts läuft."