Zur Übergabefeier am 18. Januar 1972 war am Sonntag Nachmittag im Saal der Gastwirtschaft Alberth kein Platz mehr zu bekommen, so zahlreich kamen die Bürger zur Eingliederungsfeier, erinnert sich Ewald Kiesel. Der Haarder Bürgermeister Emil Röder dankte seinen Gemeinderäten, Gemeindebediensteten, Vereinen und Bürgern für die gute Zusammenarbeit und wünschte eine gute Zukunft.
Im Mittelpunkt stand die Verabschiedung und Ehrung des bisherigen Bürgermeisters Emil Röder (*1907, † 1997), der die Geschicke der Gemeinde Haard seit 1952 leitete. In einem umfassenden Rückblick stellte Gemeinderat Alfred Hehn die unter Röders Führung erzielten Erfolge heraus. Er erinnerte an den Bau der zentralen Wasserversorgungsanlage mit Brunnen und Hochbehälter, die 1956 in Betrieb genommen wurde. Die Kanalisation mit Kläranlage, die Löschwasser-Zisterne, die Ausstattung der Feuerwehr, die Aufforstung des Gemeindewaldes, die Erneuerung des elektrischen Ortsnetzes mit Trafostation, den Ausbau der Ortsverbindungsstraße zwischen Nüdlingen-Haard, den Neubau der Schule mit Lehrerwohnhaus, die Hochwasserfreilegung durch den Ort und den Leichenhausbau. Seit seinem Amtsantritt vor 20 Jahren sei die Einwohnerzahl von 568 auf 709 Einwohner angewachsen. Röder habe stets ein reges Vereinsleben gefördert. All diese Leistung sei durch den unermüdlichen Einsatz des Bürgermeisters in 235 Gemeinderatssitzungen mit Gemeinderat und Bürgern erarbeitet worden. Mit dem 1. Januar 1972 habe Haard nun seine Selbstständigkeit aufgegeben, "nicht leichten Herzens", wie Emil Röder betonte. Man habe aber die Zeichen der Zeit erkannt. Nun bat er alle seine Bürger von Haard, am Aufbau der neuen Großgemeinde Nüdlingen mitzuarbeiten.
Einstimmig beschloss der Gemeinderat, Emil Röder für seine Verdienste um die Gemeinde Haard zum Ehrenbürger zu ernennen. 2. Bürgermeister Anton Müller überreichte die Urkunde. Nüdlingens Bürgermeister Franz Nicolai wies auf die historische Bedeutung dieses Zusammenschlusses der beiden Gemeindeteile hin und bat ebenfalls für alle Zukunft um gute Zusammenarbeit zum Wohle der Bürger beider Ortsteile. Die Gemeindegebietsreform solle die vorhandene Leistungskraft zusammen fassen, um die Gemeinden zu stärken.
Der damalige Landrat Magnus Herrmann stellte fest, dass die Gemeinde Nüdlingen einen neuen Gemeindeteil erhalte der eine gute "Mitgift" mitbringe. Gesang- und Musikverein, sowie die Schuljugend umrahmten die historische Feierstunde.
Die Dorfstraßen wurden zügig - wie vertraglicht festgelegt - ausgebaut und im Rahmen der Baumaßnahme bepflanzte Böschungen und Grünanlagen neu angelegt. Da die Straßen nun staubfrei waren erneuerten die Einwohner ihre Gartenzäune, brachten ihre Vorgärten auf Vordermann und renovierten ihre Häuser.
Bei der Teilnahme am Ortswettbeweb 1974 "Unser Dorf soll schöner werden - Unser Dorf hat Zukunft" wurde dem Ortsteil Haard, zur Freude der Einwohner der 1. Preis (Orte über 600 Einwohner) zuerkannt. Die Haarder Vereine, die auch nach der Eingemeindung ihr Eigenleben behielten, gründeten einen Vereinsring, legten einen neuen Festplatz in der Dorfwiese an und trugen mit ihren Veranstaltungen wesentlich zum Zusammenwachsen der Bürgerinnen und Bürger beider Gemeindeteile bei. Bei der Kommunalwahl am 11.Juni 1972 wurden Martin Ritter und Ewald Kiesel in den Nüdlinger Gemeinderat gewählt.