Eine sehr bekömmliche Weihnachtsmatinée bot das Bad Kissinger Kurorchester mit der Gesangsgruppe "Voila!"
Eine rundum gelungene Weihnachtsmatinée boten am ersten Festtagsmorgen das Bad Kissinger Kurorchester unter Leitung von Elena Iossifova und das Damen-Sextett "Voila!". Der rhythmische Spannungsbogen reichte vom klassischen deutschen Weihnachtslied bis zum flotten, sogar tanzbaren amerikanischen Christmas-Hit.
Gewaltige Fanfare
Spätestens als die Musiker im feinen Smoking sowie die beiden Musikerinnen und die sechs Sängerinnen in ihren prächtigen Abendroben die warm ausgeleuchtete Bühne des bis in den Balkon voll besetzten Max-Littmann-Saales betraten, musste jedem der 1 000 Besucher klar sein, dass ihn kein normales Kurkonzert erwartete. Mit einer gewaltigen Fanfare des vierköpfigen Bläserensembles wurde dann auch das teils stimmungsfrohe, teils besinnliche Potpourri aus den bekanntesten deutschen und internationalen Weihnachtsliedern eingeleitet.
Orchestrale Vielfalt
Fernab des üblichen Kurkonzert-Repertoires durften die Kurmusiker wieder einmal ihre instrumentale Vielseitigkeit zeigen, indem sie von einem Lied auf das andere schnell zwischen Streich- und Blasinstrument wechselten. Auch rhythmisch sprangen sie binnen Minuten vom amerikanisch-poppigen "Marys Boychild" zum klassischen "Adeste fidelis". Mit der romantischen Bilderfolge im Bühnenhintergrund, zusammengestellt vom stellvertretenden Fördervereinsvorsitzenden Klaus Stebani, bewegte sich das Publikum in einem Wechselbad der Gefühle. Hatten Kurorchester und Sängerinnen eben noch mit "I will follow him" in schnelles Tempo vorgelegt, folgte mit "Süßer die Glocken nie klingen" eine kurze Ruhephase, die gleich darauf von der festlichen Dramatik des "O du fröhliche" aufgelöst wurde.
Ein moderierender Trompeter
Als Solist anderer Art zeigte sich Trompeter Reinhold Roth in seiner Funktion als Moderator. Mit gesetzten Worten, klar und akzentuiert bis in die letzte Reihe gut zu verstehen, vermittelte er den Gästen Eindrücke über Ursprung und nationale Unterschiede des Weihnachtsfestes ebenso wie über die Wandlung vom historischen Heiligen Nikolaus zum Coca-Cola-Weihnachtsmann heutiger Tage.
So erfuhr man, dass der Schweizer Weihnachtsmann auf einem Esel aus dem Schwarzwald kommt, der holländische auf einem Dampfschiff aus Spanien. Während dort die Kinder erst am Dreikönigstag ihre Geschenke bekommen, ist in den Niederlanden nach alter Tradition schon am Nikolaustag die Bescherung. So unterschiedlich die Traditionen um das Weihnachtsfest, so unterschiedlich sind auch die Weihnachtslieder. Singt man in Deutschland eher langsame Melodien und bevorzugt den getragenen Rhythmus des Kirchengesangs, wird anderenorts die Geburt des Christkindes fröhlich gefeiert.
Zwischen heiter und gediegen
Gerade diesen Unterschied zeigten die letzten zwei Lieder besonders deutlich: Hatte das Damen-Sextett eben noch zum heiteren Geburtstagsständchen "Feliz Navidad" des puertoricanischen Sängers José Feliciano auf der Bühne getanzt, folgte als leise Zugabe das vor fast 200 Jahren im Salzburger Land komponierte "Stille Nacht".
Wer den frühen Morgen nach der nächtlichen Weihnachtsfeier gescheut hatte und dieser Weihnachtsmatinée fern geblieben war, hat wirklich etwas versäumt. Die am ersten Festtagsmorgen noch feierlicher scheinende Atmosphäre des Max-Littmann-Saales, die abwechslungsreichen Melodien allseits bekannter Lieder, die sichtbare Spielfreude aller Musiker und der erfrischende Gesang der sechs Sängerinnen sorgten in ihrem harmonischen Zusammenspiel für einen wunderbar stimmungsvollen Auftakt in den ersten Weihnachtstag.