Die Müll-Pandemie im Landkreis Bad Kissingen

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Seit der Pandemie ist in Parks und Hütten mehr zu tun. Foto: Adobe Stockl
Seit der Pandemie ist in Parks und Hütten mehr zu tun.   Foto: Adobe Stockl

Im vergangenen Jahr waren weniger Gäste in Bad Kissingen. Dennoch fällt auf: Es gibt mehr Müll in der Stadt. Auch andere Kommunen des Landkreises berichten von diesem Problem.

Von To-Go Verpackungen bis zum mitgebrachten Hausmüll: All das müssen Mitarbeiter in Stadt- oder Gemeindebetrieben seit dem vergangenen Jahr vermehrt aus Parks und abgelegenen Orten wegräumen. Die Gründe sind verschieden. Zum einen war der Gastronomiebetrieb geschlossen, sodass viele Menschen dort Essen mitnahmen. Zum anderen findet dieser sich oft Müll an abgeschiedenen Plätzen, an denen Feierwillige sich noch in Gruppen treffen konnten, ohne erwischt zu werden.

Das war beispielsweise in der Kaskadental-Hütte bei Bad Kissingen der Fall, wie ein Saale-Zeitung-Leser berichtet. Ein paar Leute hätten dort "Scherben, Plastikflaschen, Pizza-Kartons, blutverschmierte Tücher sowie einen Scherbenhaufen von Flaschen und Gläsern in und um die Kaskadental-Hütte einschließlich der Wege hinterlassen."

Fast dreimal mehr Müll

Für die Müllentsorgung an den Wetterschutzhütten um die Kurstadt ist die Bayerische Staatsbad Bad Kissingen GmbH verantwortlich. Ebenso kümmert sie sich um Ausflugsplattformen, die an Wanderrouten liegen oder in deren Zuständigkeitsbereich fallen. Holger Paff, Leiter der Kurgärtnerei, sagt: "Bei uns in Bad Kissingen haben wir in den Wetterschutzhütten, in deren näherem Umfeld sowie an Ausflugsplattformen in den letzten Monaten ein circa doppeltes bis dreifaches Müllaufkommen als zuvor entsorgt." Bei dem Müll handele es sich hauptsächlich um To-Go-Verpackungen, Essensreste, Einwegbecher und Glasflaschen.

"Der zusätzliche Müll erhöht die Reinigungs- und Leerungsarbeiten, sodass wir den Turnus der Müllleerungen entsprechend erhöht haben", sagt Holger Paff. "Dieses Thema beschäftigt nicht nur Bad Kissingen, sondern auch viele andere Städte: Feiern und Partys verlagern sich in die Außenbereiche der Städte, die nicht so häufig wie die Innenstadt kontrolliert werden und werden können." Eine Videoüberwachung in den Plätzen sei jedoch aktuell kein Thema. "Wir appellieren an das Bewusstsein der Menschen, dass die Natur nicht verschmutzt, sondern der eigene Müll in die vorgesehenen Müllbehälter entsorgt wird", sagt Holger Pfaff.

Zwei bis drei Stunden länger unterwegs

Auch der städtische Abfallbetrieb merkt, dass die öffentlichen Abfallbehälter voller sind, als vor der Pandemie. Torsten Schoch, Leiter des Abfallbetriebes, sagt: "Seit Corona stopfen die Leute mehr in die Papierkörbe. Woher das genau kommt, wissen wir nicht." Zwar leerten sie täglich, aber kurze Zeit später seien die Müllbehälter an manchen Ecken gleich wieder voll. "Sonntags fahren wir sogar schon zwei bis drei Stunden länger als sonst."

Gründe gebe es viele: "Manche haben ihren Hausmüll zu den öffentlichen Abfallbehältern gestellt. Und To-Go-Essen, Pizzakartons, das hat sehr zugenommen", sagt Schoch. Ein Hotspot sei die Eishalle. Das liege an den Besuchern des nebengelegenen Fast-Food-Restaurants. Vor allem in der Lockdown-Zeit, in der nur der Drive-In-Schalter geöffnet war, parkten sie an der Eishalle und füllten dort die Mülleimer - oder der Müll landete auf dem Parkplatz.

Doch auch in anderen Gemeinden nimmt das Problem zu. Stefan Sluzar vom Bauhof Münnerstadt bestätigt, dass mehr Abfall anfällt. Es läge viel in Hecken oder an Parks und Spielplätzen: "Wir gehen da öfter mal vorbei, aber vieles passiert ja nach Feierabend." Wenn sie an einem Platz mehr kontrollieren, gingen die Verursacher woanders hin. "Das ist so ein Kreiseln durch die Stadt. Aber irgendwo müssen die Menschen ja auch hin, wenn sie sich draußen treffen."

"Hat enorm zugenommen"

Arnold Zier vom Bauhof in Hammelburg sagt: "Es hat enorm zugenommen. Was da alles an Müll in den Eimern ist, auch an Hausmüll, und was die Leute in die Hecken werfen." Es falle auf, dass es besonders To-Go-Verpackungen sind, wie Pappbecher oder Pizzaschachteln. "Die Mengen sind gestiegen: Wo wir früher einmal gefahren sind, müssen die Mitarbeiter jetzt zweimal fahren."

Wie sich das Problem mit den Einweg-Essensbehältern lösen lässt, lesen Sie hier.

Neben den Bauhöfen, die sich darum kümmern, dass gemeindliche oder städtische Flächen sauber bleiben, regelt das Landratsamt die Müllabfuhr. Nur Bad Kissingen ist eigenständig. Anja Vorndran von der Öffentlichkeitsarbeit des Landratsamtes erklärt, dass dort bislang keine Meldungen angekommen seien, es würde mehr Müll herumliegen. Auch nicht, dass Jugendliche verstärkt feiern und dadurch vermehrt Müll entsteht.

Stadt will die Situation beobachten

Thomas Hack von der Öffentlichkeitsarbeit der Stadt relativiert: "Ein grundsätzliches Problem in der Vermüllung der Landschaft bzw. von Siedlungsgebieten erkennen wir nicht." Es könne durchaus sein, dass wegen der besonderen Umstände in der Corona-Zeit - also mehr To-Go-Essen und wenig Möglichkeiten zum Aufenthalt im öffentlichen Raum - an manchen Stellen mehr Müll auffindbar war, als zu normalen Zeiten. "Wir beobachten die Situation weiter und werden gegebenenfalls situationsbezogen reagieren."

Angesprochen auf die Forderung nach Videoüberwachung bestimmter Plätze, um Vermüllung zu vermeiden, erwidert er: "Wir kennen keine Müll-Hotspots. Mit all den Fragestellungen, wie dem Datenschutz, wäre das also schwierig. Wir wollen ja auch keine überwachte Stadt haben."