Der Abwärtstrend bei den Übernachtungszahlen in Burkardroth ist gestoppt.
Der Abwärtstrend im Tourismus ist endlich gestoppt. Die Verantwortlichen in der Marktgemeinde Burkardroth atmen auf. Zwar liegen die Übernachtungswerte der Neunziger Jahre in weiter Ferne, doch konnte wenigstens der stetige Niedergang vor etwa fünf Jahren aufgehalten werden.
"Gemessen an der Einwohnerzahl war Waldfenster mal eine touristische Hochburg im Landkreis", erinnert sich Heinrich Schlereth, seit sechs Jahren Vorsitzender des örtlichen
Fremdenverkehrsvereins, an das Rekordjahr 1994. Damals konnte Waldfenster mit seinen gerade einmal 750 Einwohnern allein 22 000 Übernachtungen der insgesamt knapp 30 000 Übernachtungen aller zwölf Ortsteile der Marktgemeinde verbuchen. Seitdem ging es mit den Zahlen stetig bergab.
Konkurrenz durch Billigflieger "Schuld an der Trendwende war das Aufkommen der Billigreisen nach Mallorca, Spanien oder in die
Türkei", ist Schlereth überzeugt. Sogar Senioren, die früher eine wichtige Gästegruppe für die Marktgemeinde Burkardroth waren, stiegen in die Billigflieger. Erst als das Marketing der 2006 gegründeten Tourismus GmbH Bayerische Rhön fruchtete, hat sich die Situation seit fünf Jahren endlich stabilisiert. Schlereth: "Mit unseren jetzt 3500 Übernachtungen pro Jahr bei 55 Betten sind wir in Waldfenster ganz zufrieden." Das ist immerhin noch die etwa
Hälfte aller 2014 gemeldeten Übernachtungen in der Marktgemeinde.
Äußerst zufrieden mit ihrem Urlaubsort sind auch Ingrid Ihde (76) und Dieter Warnken (78) aus Bremen, heuer schon zum elften Mal in Folge zu Gast in der Marktgemeinde. "Die Rhön ist das Wandergebiet schlechthin", ist das rüstige Rentnerpaar von der Urlaubsregion begeistert.
"Wir lieben die Bewegung auf guten Wanderwegen, die für uns bezwingbaren Höhen und die tolle Fernsicht."
Um neue Gästegruppen werben Dass die Übernachtungszahlen in seiner Marktgemeinde nicht weiter absinken, freut auch den Bürgermeister. Doch Waldemar Bug ist damit noch nicht zufrieden: "Wir müssen um neue Gästegruppen werben." Er denkt an jüngere Gäste, Familien mit Kindern und
sportlich aktive Urlauber. In früheren Jahrzehnten hätten die Großstädter Erholung in der intakten Natur der Rhön gesucht. Seitdem haben sich die Reisegewohnheiten verändert. "Damals wollten die Vermieter dies wohl nicht wahrhaben. Es wurde zu wenig gegengesteuert."
Inzwischen wurden die Wanderwege ausgebessert und ein Radwegenetz abseits der Autostraßen angelegt.
"Es gibt Streckenabschnitte, da wird der Radler schon sportlich herausgefordert", denkt der Gemeindechef dabei vor allem an sportlich Interessierte. Solchen Urlaubern gefallen auch die vier Multifunktionsspielflächen in der Marktgemeinde, mit Wänden eingehauste Sportplätze ohne Dach für Fußball, Basketball oder Tennis. "Im Frühjahr wird es noch eine fünfte geben."
Da der Tourismuswandel nicht nur Burkardroth betrifft, gibt es seit Gründung der
Allianz "Kissinger Bogen" auch einen Tourismusarbeitskreis für ortsverbindende Projekte. So sollen zum Beispiel die Radwege attraktiver ausgestaltet werden. "In Frauenroth soll ein Wehr in der Aschach wieder aktiviert werden", beschreibt Bug mit diesem Beispiel angedachte Infrastrukturmaßnahmen zur touristischen Aufwertung der Urlaubsregion.
Gastronomie spürt den Zuwachs Die wachsende Bedeutung des Wander- und
Wegenetzes für Familien und sportliche Urlauber spüren allmählich auch die Gasthöfe, Pensionen und Vermieter von Ferienwohnungen in der Marktgemeinde. Arnita Hergenröder, Inhaberin des Landgasthofs "Zum weißen Rössl" in Stralsbach, erinnert sich an schwierige Zeiten, obwohl sie nur drei Doppelzimmer im Gasthof vermietet. Doch seit wenigen Jahren sind die Zimmer zumindest in der Saison zwischen März und Oktober zu 80 Prozent ausgebucht.
"Seitdem es den Hochrhöner als Premium-Wanderweg gibt, geht es langsam wieder aufwärts."
Das sieht Waltraut Keßler als Vorsitzende des Fremdenverkehrs- und Heimatvereins des Marktes Burkardroth nach fast zwei Jahrzehnten scheinbar unaufhaltbaren Niederganges ähnlich: "Die Verbesserung der Infrastruktur durch Landkreis und Marktgemeinde bringt uns erste Früchte." Für die Zukunft erhofft sie sich weitere positive Ergebnisse aus der Zusammenarbeit in der
kommunalen Allianz. Doch geht das Eine nicht ohne das Andere. Keßler: "Es ist wichtig, dass wir mit zusätzlichen Anbietern die Zimmerzahl in der Marktgemeinde erhöhen und dass die Gasthäuser wieder öffnen."