Die EU ist auch im Landkreis Bad Kissingen allgegenwärtig

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Eines von vielen mit EU-Mitteln geförderten Projekten im Landkreis: Das Hammelburger Stadtmuseum. Foto: Arkadius Guzy
Eines von vielen mit EU-Mitteln geförderten Projekten im Landkreis: Das Hammelburger Stadtmuseum. Foto: Arkadius Guzy
 

Entscheidungen der Europäischen Union begleiten uns täglich: Das fängt beim Frühstück an, geht über die Arbeit weiter und reicht bis in die Freizeit - wie das Beispiel einer (fiktiven) Bad Kissinger Familie zeigt.

Am Sonntag ist Europawahl. 2014 gaben in Deutschland gerade einmal 48,1 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Was sind die Gründe fürs Fernbleiben? Ist es der Unmut über die Politik aus Brüssel? Oder ist es schlicht Ignoranz? Dabei wirken die Entscheidungen der EU bis in den Alltag hinein, wie eine Geschichte zeigt, die sich so jeden Tag abspielen könnte.

Donnerstagmorgen, 6.30 Uhr. Martina und Stefan Kissinger frühstücken an ihrem Küchentisch aus nordischer Fichte, gekauft in der Würzburger Filiale eines schwedischen Möbelhauses. Stefan greift zum Brötchen mit Käse, den die Kissingers einfach aus dem Osterurlaub in Holland mitgebracht haben: Zölle fallen in der EU für den Eigenbedarf nicht an.

Kaffee aus Italien

Martina trinkt ihren italienischen Mokka, gekauft im Supermarkt vor Ort. Dank des Binnenmarktes der EU kann sie sich auf gute Qualität verlassen: Die EU-weiten Lebensmittelverordnungen gewährleisten, dass rund 515 Millionen Bürger alles bedenkenlos verzehren können. Stefan Kissinger arbeitet bei einem der vielen im Landkreis ansässigen Mittelständler, der intensive Handelsbeziehungen zu Frankreich, Belgien und weiteren EU-Ländern hat: Euro und gemeinsamer Binnenmarkt erleichtern die Geschäfte. Kein Risiko mehr wegen schwankender Wechselkurse. Auf dem Gang begegnet Stefan seinem Kollegen Morten. "Na, schon eingelebt?", fragt Stefan. Morten nickt. Der Däne ist hierher gezogen. Die Niederlassungsfreiheit machte dem EU-Bürger den Umzug leicht.

Gefördert vom Sozialfonds

Martina Kissinger arbeitet als medizinische Fachangestellte in einer Bad Kissinger Klinik. Berufsbegleitend macht sie gerade im Rhön-Saale-Gründer- und Innovationszentrum (RSG) die Weiterbildung zur Fachwirtin im Gesundheits- und Sozialwesen (IHK), ein vom Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördertes Projekt.

Nach Feierabend freut sich die Familie auf ein Abendessen mit regionalen Produkten: Fränkischer Spargel mit Kartoffeln der Sorte "Bamberger Hörnla" stehen heute auf dem Speiseplan. Die EU-Kommission hatte 2013 nach fünfjährigem Prüfverfahren die geografische Angabe in das europäische Register regionaltypischer Spezialitäten aufgenommen. Zum Spargel darf die Butter nicht fehlen - natürlich EU-subventioniert: Allein die deutschen Milchbauern erhielten aus dem Agrartopf zusätzliche Förderungen in Höhe von 58 Millionen Euro. Das gesamte Subventionsaufkommen für alle deutschen Bauern (und Fischereibetriebe) belief sich 2018 auf 6,5 Milliarden Euro. Zum Essen stoßen die Kissingers mit Wein aus dem Saaletal an - natürlich aus dem seit 1989 urheberrechtlich geschützten Bocksbeutel.

Im Haus setzen die Kissingers auf Energieeffizienz, unter anderem haben sie sich einen neuen Kühlschrank aus einem deutsch-britischen Joint-Venture gekauft. Dabei achteten sie auf das Energielabel der EU. Durch die CE-Kennzeichnung sind sie sicher, dass das Produkt EU-Richtlinien entspricht.

Gerade ruft Christopher an, der 20-jährige Sohn der Familie. Er macht als Erasmus-Student zurzeit ein Auslandssemester in Schottland. Das EU-Förderprogramm unterstützt Auslandsaufenthalte an Universitäten. Christopher berichtet mit großer Begeisterung von seinem Ausflug in die Highlands am vergangenen Wochenende. Seit dem EU-weiten Wegfall der Roaming-Gebühren ist der Anruf für ihn nicht mehr mit zusätzlichen Kosten verbunden.

Christophers 15-jährige Schwester Kathrin besucht aktuell die Praxis-Klasse der Bad Kissinger Anton-Kliegl-Schule, die auch vom ESF gefördert wird: Bayern stehen von 2014 bis 2020 insgesamt 300 Millionen Euro zur Verfügung, um die Arbeitsmarktchancen von Jugendlichen zu verbessern. Ihr Ziel ist eine Ausbildung zur Kostümschneiderin. Auch die wird seit kurzem im Landkreis angeboten, nämlich am Theater Schloss Maßbach: Dort wurde mit EU-Zuschüssen nämlich eine neue Bühnenbild-Werkstatt gebaut.

Für das Wochenende planen die Kissingers einen Ausflug mit Freunden: Bei schönem Wetter wollen sie wandern - auf einem Teil des mit EU-Geldern ausgewiesenen Hochrhöners oder einer der Extratouren, etwa die auf die Mottener Haube. Bei schlechtem Wetter haben sie sich das Hammelburger Museum Herrenmühle vorgenommen.