Die Bauherren sind gefragt

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Die Allianz "Kissinger Bogen" will Sanieren und Bauen im Innenort attraktiver machen. Ein Förderprogramm ist aufgelegt und soll ein Anreiz auch für junge Familien sein.

Die innerörtliche Entwicklung ist ein Problemkind: Oft stehen Wohnhäuser in der Ortsmitte leer, gebaut wird in den Wohngebieten. Dieses Problem hat man auf Landkreisebene und in den Kommunen erkannt. Auch Burkardroth möchte - mit der Allianz "Kissinger Bogen" das Innenentwicklungsmanagement vorantreiben und Bauwillige wieder in die Kerngebiete bekommen.

Eine Bürgerversammlung diente nun dazu, die Problematik vor Ort zu diskutieren. "Das Thema brennt uns auf den Nägeln", sagte Bürgermeister Waldemar Bug (ödp). "Wir müssen uns in Zukunft vermehrt mit der Frage beschäftigen: Wie entwickeln sich unsere Ortschaften weiter, und welche Anreize können wir bieten, Ortskerne auch für jüngere Familien zum Wohnen attraktiv zu machen?"

Verena Mörsner ist Innen-entwicklungsmanagerin im Landratsamt. Sie sagt: Wenn es so weitergehe wie bisher, stünden in Zukunft noch mehr Häuser in den Ortskernen leer.
Dies sei problematisch, weil sich gewachsene Dorfstrukturen auflösten. Und es gebe auch ökologische Bedenken. Denn durch neu ausgewiesene Baugebiete würden in Deutschland 90 ha pro Tag versiegelt. Dies verschärfe die Hochwasserproblematik, vom Einschränken des Pflanzenwuchses abgesehen.

Geschäfte wandern ab

Derzeit erscheinen Bauplätze in der Ortsmitte oft unattraktiv. Daher blieben nur die Älteren in der Ortsmitte. Der Einzelhandel habe es schwer, weshalb viele Geschäfte abwanderten. Der demographische Faktor - weniger Geburten und längere Lebenszeiten - tue sein Übriges.

Folgen der Ortskernverödung seien die Beeinträchtigung des Ortsbildes - verfallende Häuser seien keine Zierde für einen Ort. Auch die Infrastruktur würde immer teurer: Einrichtungen wie Kanal und Wassernetz seien nicht mehr zu 100 Prozent ausgelastet, müssten aber trotzdem in Stand gehalten werden. Dies sei vor allem für die finanziell klammen Kommunen ein immer größeres Problem. "Dabei bietet gerade die Ortsmitte einen ganz besonderen Reiz, auch als Baugebiet für jüngere Familien", ergänzte Mörsner. So könne man Scheunen kreativ als vergrößerten Hobbyraum nutzen, Gewerbetreibende könnten hier ihre Geschäfte einrichten. "Auf diese Weise ist ein individuelles, modernes Wohnen möglich."

Der Landkreis Bad Kissingen hat Baulücken und Leerstände in den Altorten erfasst. Die Wohnbaulandbedarfsprognose bis 2023 habe ergeben, dass nur in sechs der 25 betrachteten Kommunen überhaupt Baulandbedarf bestehe. Nun werden Kommunen und Privatleute beraten. Eine Leerstandsbörse befindet sich ebenso im Aufbau wie ein Netzwerk und Schulungskonzept für Innenentwicklungsbeauftragte als lokale Ansprechpartner. Die Bauinteressenten müssten über die Qualität der Immobilie informiert werden und auch über Kosten und Risiken des Grundstückserwerbs. Der Landkreis könne mit einer Immobilienbörse Kaufinteressenten informieren, auch Förderprogramme und ein ländliches Entwicklungskonzept stünden zur Verfügung. Doch müssten auch die Kommunen ihr Scherflein dazu beitragen, das Wohnen in den Ortsmitten attraktiver zu machen.

Der Markt Burkardroth hat mit der Allianz "Kissinger Bogen" ein Förderprogramm aufgelegt, um Alt- und Innenort zu revitalisieren. Dieses stellte Bug in der Bürgerversammlung vor. "Durch Beratung und finanzielle Unterstützung wollen wir Anreize bieten, damit in Leerständen in den Altorten vermehrt junge Leute hier ihr Eigenheim errichten." Betroffene Anwesen im Alt- und Innenort müssten mindestens zwölf Monate leerstehen und mindestens 50 Jahre alt sein, damit man Geld erhält. Der Antrag müsse schriftlich vor Beginn der Arbeiten bei der Gemeinde gestellt werden. Die Bauherren erhalten auch Unterstützung bei der Bauberatung. Ein von der Gemeinde beauftragter Architekt stehe zur Unterstützung zur Verfügung.

Die Kommunen übernehmen einen Zeitaufwand von bis zu fünf Beratungsstunden. Förderfähig sind Um- und Ausbau, Erweiterung und Sanierung der leer stehenden Gebäude sowie Abbruch der alten Gebäudesubstanz, wenn dort ein Wohn- oder Gewerbegebäude entsteht. Das geförderte Objekt muss für einen Zeitraum von fünf Jahren dem Förderzweck entsprechend genutzt werden. Das Förderprogramm gilt seit 1. Januar 2013 und ist vorläufig befristet auf den 31. Dezember 2015.

Geringer Diskussionsbedarf

Der Diskussionsbedarf hielt sich in der Bürgerversammlung in Grenzen. Es kam die Frage auf, was passiert, wenn der Antrag vor dem Stichtag 31. Dezember 2015 eingereicht wird, aber die Arbeiten erst später fertiggestellt werden. Bug erklärte, dass der Antragseingang entscheidend sei. Gefordert wurde, mit der Förderung nicht bis zum Zerfall des Gebäudes zu warten. Bug machte deutlich, dass die Richtlinien hier eindeutig sind. Fördermittel gibt es nur für Häuser, die seit mindestens zwölf Monaten leer stehen.