Die Närrische Weinprobe des Karnevalisten offenbart Hammelburger Lebensart. Das steckt auch die Fränkische Weinkönigin an.
Mit der Närrischen Schlossweinprobe im "Pferdestall" auf Schloss Saaleck läutete die Hammelburger-Karnevals-Gesellschaft (Ha-Ka-Ge) das letzte Drittel der Session ein. Ein humorig aufgelegter Kellermeister des Winzerkellers, Matthias Büttner, stellte dazu fünf Weine heimischer Weingüter zur Verkostung vor, die Hammelburger Karnevalisten sorgten für das bunte, närrisch-sarkastische Rahmenprogramm, das Sitzungspräsident Markus Daum moderierte.
Zu den illustren Gästen zählte die Fränkische Weinkönigin, Melanie Dittrich, selbst begeisterte "Fosenöchterin", die die Saalestadt nach eigenen Worten zum Spitzenreiter ihrer Besuchertournee erklärte. Sie weilte bereits zum zweiten Male in Frankens ältester Weinstadt und wurde hier von der heimischen Weinprinzessin Antonia Müller unterstützt.
Zwischen dem Heroldsberger Silvaner vom Bioland-Weingut Plewe und einem lockenden Trautlestal-Rosé des Weingutes Ruppert - den Büttner blumenreich im rosa Tüll-Röckchen vorstellte - feierte die wieder gegründete Kindergarde mit einem Tanz ihre Premiere. Leckere, fränkische Bratwürste mit Sauerkraut stärkten die Besucher für die nächsten Auftritte und Weine.
Die Präsidenten-Garde zeigte ihren schmissigen Gardetanz und die Hammelburger Waschweiber von denen man in der Prunksitzung am 9. Februar noch hören wird, ließen sich an den Missständen in "Saale-City" aus.
Der Riesling vom Weingut Thomas Müller leitete nach der Bütt von Oliver Tissot über zu den heimischen Narren.
Den Kerner, Hammelburger Burg, aus dem Winzerkeller, garnierte der Showtanz der Präsidenten-Garde, die frühere Jugendgarde. "No Daddies", Birgit Schreiber, Christel Brönner, Jutta Zeitz, Nicole Pfriem und Kerstin Augsburg, kamen, zum Anlass passend, als "Restflaschen" aus den Regalen des geschlossenen Lebensmittelmarkts Kupsch, bei dem immer noch Licht brennt.
Beim Schaufensterbummel durch die vereinsamte Bahnhofstraße fielen ihnen zum Beispiel die Uralt-Kasse und die "Nostalgie-Bikes" in einem Fahrradgeschäft auf. In einer Buchhandlung geht es recht eng zu. Ab Kleidergröße 42 bleibt man zwischen den Regalen hängen, stellten die Damen pikiert fest. Regelrecht obszön empfanden die Wein-Restposten die nackten Schaufensterpuppen im ebenfalls geschlossenen Textilgeschäft, gleich neben der Buchhandlung. Zu Biowein-Frau Jutta Zeitz kommt Winzer Peter Plewe übrigens persönlich um die Milben abzuklauben.
Ein Hammelburger Domina-Wein aus dem Weinhaus Eilingsfeld bildete den Abschluss der Verkostung, die Kellermeister Büttner natürlich als "Domino" in Leder vorstellte und damit für ein weiteres Zwerchfellbeben sorgte. Das Schlusswort gebührte noch einmal Oliver Tissot, den die Ha-Ka-Ge wiederzusehen hofft.
Der Büttenredner und Wortverdreher Oliver Tissot, bekannt von der "Fastnacht in Franken", präsentierte ein wahres Feuerwerk an Bonmots. Dem Nürnberger Doktortitelträger gelang es in kürzester Zeit, die Stellen herauszufinden, an denen die Hammelburger (und die Stadtverwaltung) "der Schuh drückt". Er konnte somit ein individuell, auf die Saalestadt zugeschnittenes Programm kreieren.
Der Mittelfranke wusste erstaunlicherweise, was im neu erbauten Schwimmbad nicht richtig läuft. Wer zum WC geht, erhascht wegen akutem Platzmangels gelegentlich einen Blick auf das (mehr oder weniger) "Frischfleisch" unter der Dusche. Den geteerten "Rollator-Weg" in der Spitalgasse sah der Humorist als misslungenes Werk. Denn wo endet er? Im Nichts der Bahnhofstraße. Von dort müssen die "Rollies" sehen wie sie weiter kommen - eventuell bis zum Asia-Massage-Salon.
Auch die Bahn nach Hammelburg bezeichnete Tissot als "Schande". Kommt sie doch aus dem "Nahen Osten", bezeichnenderweise aus Erfurt. Deshalb ist sie "er furt, als sie angekommen ist" und die Leute müssen an der Tür noch um den Zustieg ringen, weil das Shuttle aus Thür(-r)ingen kommt.
Der brillante Redner, dem das Publikum rauschenden Beifall schenkte, versprach in der Session 2014 wiederzukommen, wenn ihn die drei, frisch aufgenommenen Novizen im Elferrat, Sebastian Oeding, Joshua Augsburg und Yannick Pfriem mit der Sänfte von Bahnhof abholen.