Im Landratsamt Bad Kissingen wird der Wald als Teil der Kulturgeschichte der Menschheit gezeigt.
Der Wald ist ein Kulturgut und Schutzraum für unterschiedlichste Kulturdenkmäler. Dies will die Ausstellung "Denkmal Wald" im Foyer des Landratsamtes mit 15 Schautafeln und einem großen Waldmodell ihren Besuchern noch bis zum 10. Juli zeigen. Die Wanderausstellung, die in 35 bayerischen Städten und Gemeinden Station macht, wurde mit einer Vortragsveranstaltung vor etwa 50 Fachleuten aus der Region vom stellvertretenden Landrat Alfred Schrenk eröffnet.
Bürgermeister und Heimatpfleger, Vertreter von Forstbehörden und Naturschutzvereinen, Waldbesitzer und Schulleiter waren zur Eröffnung eingeladen. Sie wurden einleitend von Klaus Klingert, dem Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bad Neustadt, über Aufgabe und Ziel der Ausstellung informiert.
In Stichpunkten erinnerte Klingert daran, dass nach dem Rückzug der Gletscher aus der letzten Eiszeit vor 20 000 Jahren die erneute Bewaldung begann und weite Urwälder schließlich 95 Prozent der Landfläche bedeckten. Erst die "verheerende Übernutzung des Waldes" seit dem Mittelalter hätten bis ins 18 Jahrhundert den Waldbestand zerstört. Erst um 1850 seien Forstverwaltungen gegründet worden und man habe mit der Wiederaufforstung begonnen. Doch entspreche der heutige Waldbestand nur noch zehn Prozent des ursprünglichen.
Kulturgeschichte
Die Waldgeschichte sei auch Kulturgeschichte, da im Wald Bodendenkmäler aus früheren Jahrhunderten versteckt und viele sogar noch unentdeckt seien, die mit der Menschheitsgeschichte eng verbunden seien.
Beispiele solcher Natur- und Bodendenkmäler in Wäldern brachte Walter Irlinger, Abteilungsleiter im Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, in seinem Vortrag. In Bayern gibt es 50 000 Bodendenkmäler, davon allein 405 im Landkreis Bad Kissingen, die alle im Bayerischen Denkmal-Atlas im Internet eingetragen sind. Viele Spaziergänger richten sich nach diesem Atlas, um gezielt solche Bodendenkmäler zu besichtigen, berichtete Irlinger. Und: "Die Menschheitsgeschichte ist ohne Wald und Holz nicht denkbar. Holz wird zum Leben und Wohnen, zu unserer Ausstattung und sogar im Todesfall gebraucht." Deshalb sei es kulturgeschichtlich wichtig, Bodendenkmäler im Wald zu erforschen und zu schützen.
Oft sind es nur kleine Hügel oder Unebenheiten im Waldboden, die dem Laien nichts sagen. Doch können darunter Gräber oder Siedlungsreste verborgen sein ebenso wie Überreste alter Kalk- und Pechöfen aus dem 19. Jahrhundert, die auf die handwerkliche Nutzung von Wald und Boden hinweisen. "Solche Denkmäler müssen wir in Ruhe lassen und für die nächsten Jahrtausende retten", forderte der Denkmalschützer und warnte vor Raubgrabungen. "Unersetzliche Naturgüter werden so zerstört."
Schweres Gerät schadet
Aber selbst das Befahren des Waldes mit schwerem Gerät kann unwiederbringlichen Schaden anrichten, warnte er die Forstbediensteten. Unscheinbare Wälle und Gräben könnten zerstört werden, die jedes für sich keine kulturgeschichtliche Bedeutung erkennen lassen. Erst die Nutzung des modernen Airborn Laserscans vom Flugzeug aus ermöglicht heute einen zusammenhängenden Überblick über die Wald- und Bodenlandschaft. Irlinger: "Dieses System ermöglicht uns völlig neue Einblicke." Erst die ganzheitliche Sicht auf die gescannte Geländestruktur lasse frühere Siedlungen, Straßen und Wege erkennen. "Der Wald ist ein Archiv unserer Menschheitsgeschichte", machte der Denkmalschützer deutlich. Der Wald schützt und konserviert. Die Ausstellung im Landratsamt soll diese Information hinaustragen. "Denn erst mit diesem Wissen werden die Menschen den Wald als Kulturlandschaft schützen."