David packt bei der Kissinger Tafel mit an

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Mit 27 Jahren ist David einer der Jüngsten ehrenamtlichen Helfer bei der Kissinger Tafel. Von Egoismen hält er nichts.

Für David ist es selbstverständlich, anderen Menschen zu helfen. Er denkt gar nicht groß darüber nach. Dazu hätte er jetzt auch gar keine Zeit. Gerade ist er vom Supermarkt zurückgekommen. Der Kofferraum ist voll mit Lebensmittelspenden. Die warten darauf, ausgeladen und gelagert zu werden. Beherzt packt er zu. Diesmal sind es fünf Kisten. Manchmal sind es acht. "Das ist immer unterschiedlich", sagt er.

Seit einem Jahr wohnt David in Bad Kissingen. Seit Januar hilft er ehrenamtlich bei der Kissinger Tafel. Mit 27 Jahren gehört er zu den jüngsten Helfern und ist, so gesehen, eine Ausnahmeerscheinung unter den ansonsten eher betagten Ehrenamtlichen. "Ich will nicht nur für mich selbst leben, sondern Gemeinschaftssinn zeigen, ohne eigene Egoismen auszuleben", erklärt er ganz bescheiden, während er sich lässig die Handschuhe überstülpt und sich ans Auspacken macht. An Obst und Gemüse ist fast alles dabei. Das ist nicht immer so. Vor kurzem hatte er zwar mehrere Kisten voll mit Salat, an Tomaten und Karotten fehlte es dagegen. Dafür gibt es manchmal Blumen - eine willkommene Abwechslung.

Jeden Montag holt David die Lebensmittel ab. Lebensmittel, die der Supermarkt für seine Kunden aussortiert hat. Statt im Regal stehen sie jetzt an der Rampe. Fertig zum Abtransport für Menschen, die es sich sonst nicht leisten können, und wenn dann nur gerade so. Sorgfältig schaut sich der junge Historiker die Ware gleich an. Ist etwas dabei, das doch nicht mehr ganz so einen guten Eindruck macht, schmeißt er es sofort in den Biomüll. Er kennt sich aus: Schon in seinem hessischen Heimatort Bebra hatte er in der dortigen Tafel ausgeholfen.

Leben mit Hartz IV ist schwierig


"Mir gibt die Arbeit Zufriedenheit. Ich tue damit etwas Gutes", reflektiert David und räumt derweil weiter die Kisten aus. Jetzt, im Sommer, kommt der Großteil der Ware sofort ins Kühllager. Sein Tatendrang steckt förmlich an. Dennoch wirkt er ganz ruhig, und fast nachdenklich. Nur einen kurzen Moment wird er etwas lauter: "Die Tafel muss abfedern, was die Politik fabriziert hat. Ein selbstständiges Leben ist mit den Hartz IV-Sätzen gar nicht möglich", schimpft er. Und wenn sich manche Leute ärgern, weil sie gerade nicht das neueste Handy besitzen, kann David nur den Kopf schütteln. "Die sollten mal überlegen, wie es anderen Leuten geht", findet er.

Dass sich jeder ehrenamtlich engagiert, erwartet er gar nicht, "auch wenn das schön wäre", wirft er ein. Dennoch hat er eine ganz konkrete Vorstellung: "Man muss reflektieren, dass es Armut gibt. Und man muss Respekt dem anderen gegenüber haben und darf nicht mit Scheuklappen rumlaufen."

Inzwischen ist David mit seiner Arbeit fast fertig. Für heute jedenfalls. Nächste Woche geht es weiter. Bis dahin kümmert er sich um seine Doktorarbeit, die er bald zu schreiben beginnen möchte: Ostasiatische Geschichte. Aber das ist für ihn kein Grund, seine ehrenamtliche Arbeit bei der Tafel in Bad Kissingen aufzugeben. Im Gegenteil. Er sieht, wie wichtig es ist, zuzupacken. Schon Studienaufenthalte in Taiwan, China, Japan und Korea haben ihm das gezeigt - und ihn geprägt: "Ich habe in China Sachen gesehen - da ist bei mir auch ein soziales Gewissen entstanden."

Verein
Die Kissinger Tafel gibt es seit 2004. In der Salinenstraße 5 versorgt sie 180 Haushalte pro Woche. 2006 bis 2008 waren es sogar 220 Haushalte. "Die meisten Leute, die zu uns kommen, kenne ich inzwischen", sagt Angela Kahle, die stellvertretende Vorsitzende. Häufig seien es Alleinstehende mit Kindern, aber genauso Familien mit Migrationshintergrund oder Rentner.

Arbeit
Das Essen wird immer mittwochs von 13 bis 13.45 Uhr und samstags von 14 bis 16 Uhr ausgegeben. 50 Engagierte, meist zwischen 50 und 70 Jahre, helfen ehrenamtlich beim Abholen, Vorbereiten und Ausgeben des Essens.

Kontakt
Die Kissinger Tafel sucht weitere ehrenamtliche Helfer und Helferinnen jeden Alters, ob für Fahrdienste oder die Essensausgabe. Weitere Informationen und Kontakt unter Tel.: 0174/ 1955 610 oder per E-Mail: info@kissinger-
tafel.de