Damit es weiter aufwärtsgeht

3 Min
Die ortsansässigen Firmen stellten sich vor. Foto: Sebastian Schmitt-Mathea
Die ortsansässigen Firmen stellten sich vor. Foto: Sebastian Schmitt-Mathea
Vielleicht übte auch der Nachwuchs schon einmal, dass es mit dem Gewerbepark am Kreuzberg aufwärtsgehen wird. Fotos: Sebastian Schmitt-Mathea
Vielleicht übte auch der Nachwuchs schon einmal, dass es mit dem Gewerbepark am Kreuzberg aufwärtsgehen wird. Fotos: Sebastian Schmitt-Mathea
 

Zum Tag der offenen Türe im Gewerbepark am Kreuzberg kamen hauptsächlich Einheimische. Der große Besucheransturm blieb aber aus.

Blumenschmuck im Gewerbepark am Kreuzberg. Ein zartes Pflänzchen inmitten der ehemaligen Panzerwärmehalle der Bundeswehr. Symbolcharakter inklusive. Oberwildflecken hat sich herausgeputzt für den Tag der offenen Türe im Gewerbegebiet. "Wir hoffen, dass sich die eine oder andere Initiative aus den Wildfleckener Wirtschaftsgesprächen entwickelt", sagt Bad Kissingens Landrat Thomas Bold (CSU). "Wir müssen außerdem rechtzeitig die Weichen stellen, um Migranten in
den hiesigen Arbeitsmarkt zu integrieren."
Knapp unter 3000 Einwohner liegt die gesamte Marktgemeinde Wildflecken derzeit, berichtet Bürgermeister Gerd Kleinhenz (PWW). Und er geht auf die verheerenden wirtschaftlichen Auswirkungen des Abzugs der US-amerikanischen Truppen in den 1990er-Jahren ein. Auch die heutige kommunale Gewerbehalle in Oberwildflecken war ursprünglich einmal militärisch genutzt. Allerdings nicht von den Amerikanern, sondern von der Bundeswehr. Und stand danach viele Jahre leer. "Das Areal der ehemaligen Rhönkaserne in Oberwildflecken gilt es zu vermarkten", so Kleinhenz.


Imagefilm

Rund 20 Hektar stehen noch zur Verfügung. Um die Vermarktung zu beschleunigen, wurde sogar ein professioneller Imagefilm über den Gewerbepark entwickelt. Die Uraufführung wird an diesem Wochenende in die Wildfleckener Wirtschaftsgespräche mit eingebaut. Premiere am Ort des Geschehens. "Wir müssen uns um die bestehenden und um neue Betriebe bemühen", so der Rathauschef. Später wird er beim Rundgang durch das Gelände sagen, dass man die großen Betriebe schwer locken kann. "Kleine und mittelständische Betriebe, auch Ein-Mann-Unternehmen" müssten den Weg nach Oberwildflecken finden.
Kleinhenz macht auch kein Geheimnis daraus, dass die Gemeinde noch zu wenig vom Rhöntourismus profitiert. "Wir haben mit vielen ungewöhnlichen und nicht selbst verschuldeten Problemen zu kämpfen", so Kleinhenz. Vieles brauche Zeit. Und Geduld. Viel Geduld. "Wir dürfen unsere Ziele auch langfristig nicht aus den Augen verlieren." Selbst wenn es mal länger dauere.


Chancen für Flüchtlinge

Johannes Röder von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt referiert über das Potenzial hochmotivierter Flüchtlinge für den regionalen Arbeitsmarkt. "Wir haben zunächst die sprachliche Barriere, die überwunden werden muss." Röder appelliert an die Unternehmen, den Flüchtlingen eine faire Chance zu geben. 42 Ausbildungsverträge wurden in der Region Main-Rhön zuletzt für Menschen mit Flüchtlingshintergrund geschlossen. "Das ist noch eine verhältnismäßig kleine Zahl." Der kaufmännische und technische Bereich werde stark nachgefragt. "Wir stehen noch am Anfang eines Weges, der sicherlich steinig wird, den wir aber gemeinsam bestreiten können", strahlt Röder vorsichtig Optimismus aus.


Fachkräftemangel

Als einer von zwei Ausbildungsakquisiteuren in der IHK Würzburg-Schweinfurt möchte Röder Unternehmen rund um das Thema Beschäftigung von Flüchtlingen beraten. "Wir empfehlen nicht wahllos irgendein Ausbildungsverhältnis. Wir suchen einen Beruf, der zum Bewerber und zu dessen Qualifikationen und Fähigkeiten passt. Nur so kann die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen werden." Röder räumt ein, dass der Fachkräftemangel nicht ausschließlich durch Migranten behoben werden kann. "Das wird natürlich so nicht funktionieren."
Maria Reumann von der zentralen Ausländerbehörde Unterfranken und Nicole Kelber von der Agentur für Arbeit in Schweinfurt gehen auf die Voraussetzungen ein, die es ermöglichen, einen Flüchtling in einem deutschen Betrieb zu beschäftigen. "Die meisten Asylbewerber werden früher oder später abgelehnt und müssen in ihr sicheres Herkunftsland zurück", sagt Reumann. Erst nach dem positiven Ausgang des Asylverfahrens fielen alle gesetzlichen Hürden, und der Zugang zum Arbeitsmarkt werde uneingeschränkt ermöglicht. Doch es gebe in einigen Fällen durchaus Ermessensspielraum der Ausländerbehörde. Werde allerdings ein Ausbildungsverhältnis abgebrochen, dann habe das recht schnell auch Auswirkung auf die Bleibeperspektive beziehungsweise die Duldung des Flüchtlings. "Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie einen Asylbewerber beschäftigen dürfen oder nicht, dann wenden Sie sich immer an die Ausländerbehörde", sagt Nicole Kelber. "Tariflohn oder Mindestlohn gelten grundsätzlich auch für Ausländer", macht Kelber deutlich.


Unternehmen stellen sich vor

Wer bereits im Gewerbepark am Kreuzberg angesiedelt ist und was dort so alles produziert wird, erfahren die Besucher dann am Nachmittag bei der Führung mit Bürgermeister Kleinhenz. Der nimmt sich an allen Stationen eine Menge Zeit, lässt Raum für all die drängenden Fragen der Besucher und gibt den Unternehmen die Chance, sich selbst und die Mitarbeiter vorzustellen. Immer wieder geht es neben dem Produktionsprogramm auch um die Nachwuchsgewinnung. Der ganz junge Nachwuchs vergnügt sich derweil allerdings vornehmlich beim umfangreichen Rahmenprogramm.
Trotz hervorragender Organisation und abwechslungsreicher Angebote bleibt der erhoffte große Ansturm in den Nachmittagsstunden aus. Es kommen hauptsächlich die Menschen, die den Gewerbepark bereits sehr gut kennen. Oberwildfleckener, Wildfleckener und Oberbacher. Die Stimmung ist gut, das Wetter perfekt, der SCK Oberwildflecken sorgt für die notwendige Verpflegung. Am Ende wird der Tag der offenen Türe im Gewerbepark eher als schönes Familienfest in Erinnerung bleiben. Über den noch nicht verkauften Flächen schweben Luftballons. Riesig sind die. Und rot. "Das soll gleich vor Augen führen, welche Grundstücke man noch kaufen kann", sagt Kleinhenz. Die Vermarktung wird die Kommune wohl noch Jahre beschäftigen.