Obwohl Deutsche und Amerikaner doch grundsätzlich sehr verschiedene Vorstellungen von Weihnachten haben, lassen sich dennoch beide Welten sehr klangvoll miteinander vereinen - so geschehen bei "Christmas in Swing" im Rahmen des Kissinger Winterzaubers.
Was sind das doch für verschiedene Welten: Auf der einen Seite des Atlantiks wir Deutsche mit unserer "staden Zeit", mit "Stille Nacht" und "Still, still, still, weils Kindlein schlafen will", damit nach der Gemeindeordnung der ernste Charakter der Veranstaltung gewahrt wird (nur bei "Tochter Zion" darf man auch ein bisschen grölen).
Und auf der anderen Seite des Teichs, in den USA, die Amerikaner, die es zumindest musikalisch an Weihnachten krachen lassen, bei denen die Heiligen drei Könige nicht Weihrauch, Myrrhen und Gold, sondern Marlboro, Big Mac und Coca Cola im Gepäck hatten.
Jetzt wissen wir aber, dass diese beiden Welten durchaus zusammen kommen können: beispielsweise, wenn das Hamburger Swing Dance Orchestra unter dem Titel "Christmas in Swing" eine alles andere als besinnliche Weihnachtsrevue in den Großen Saal feuert, wenn Weihnachten zum Foxtrott wird.
Erfreuliche
Abwechslung Es tat gut, nach den Feiertagen mit ihrer Besinnlichkeit, mit dem wie üblich viel zu reichlichen Essen und der Plätzchen-Dauerbefeuerung von Bandleader Andrej Hermlin und seiner Truppe wieder auf den Boden der Tatsachen geholt zu werden. Auch wenn die amerikanischen Weihnachtslieder mit der Realität genauso viel zu tun haben wie die deutschen. Und es war ein Genuss, das Swing Dance Orchestra in seiner messerscharfen Artikulation und seinem musikantischen Feuer zu hören - wobei es die dazu besetzten Streicher und Harfe waren, die das flüssige Kerzenwachs hörbar machten.
Allerdings waren auch die Stimmen, die die Stimmung der amerikanischen 30er und 40er Jahre - in der Zeit sind eigentlich alle Weihnachtslieder entstanden - in den Großen Saal brachten: Bettina Labeau und David Rose als Solisten, die sich auf ihre großen Vorbilder wie Frank Sinatra oder Ella Fitzgerald zwar beriefen, aber doch ihre eigene
Note entwickelten, und das Quintett der Skylarks mit Max Keilbach, Kristofer Benn, Till Josa Paar, Viola Manigk und Markus Krafczinski, die den präzisen, phantasievollen Chorus lieferten. Und dazu die Moderation von Bandleader und Pianist Andrej Hermlin, der mit wohltuender Nüchternheit und Ironie, auch Selbstironie durch das Programm führte.
Auch wenn man das ewige Geträllere um Santa Claus und seine wunderlichen Machenschaften, den rotnäsigen Rudolph oder Jingle Bells nicht mehr hören kann - in den Sätzen und Arrangements von Benny Goodman, Tommie Dorsey, Leroy Anderson und anderen und in der Hamburger Spielart machten sie großen Spaß. Nicht unbedingt eine Werbung, die nächsten Weihnachten in den USA zu verbringen. Aber zuhause kann man sie in dieser musikalischen Ausprägung sehr gut aushalten.