Viele Jahre trug Helmut Rittelmeier bei der Feuerwehr im Landkreis Bad Kissingen Verantwortung. Zuletzt war der Nüdlinger Kreisbrandrat. Jetzt bekommt er den Verdienstorden der Bundesrepublik.
Helmut Rittelmeier wird am heutigen Mittwoch seine Feuerwehruniform ("Ehrensache") tragen und sich auf den Weg nach Würzburg machen. Dort steht der 68-Jährige um 14.30 Uhr im Fürstensaal der Residenz mit im Mittelpunkt eines Festakts: Innenstaatssekretär Gerhard Eck (CSU) und Regierungspräsident Paul Beinhofer werden ihm das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens überreichen. Das hat er sich redlich verdient.
Rittelmeier ist gelernter Maurer mit Meisterprüfung und war im Landratsamt tätig. Mit Leib und Seele ist er Feuerwehrmann. Mit 18 ist der in die Wehr seines Heimatorts Nüdlingen eingetreten, hat dort zügig Karriere gemacht und war bis zum Kommandanten aufgestiegen.
Dass er sich der Nüdlinger Wehr anschließen würde, das "war damals selbstverständlich, man muss etwas tun für die Gemeinschaft". Und: "Man kann nicht nur immer fordern, man muss auch etwas einbringen."
Steile, geradlinige Karriere Die Ordensverleihung versteht Helmut Rittelmeier weniger als eine Ehrung seiner Person, sondern vielmehr der gesamten Feuerwehr. Denn viele hätten dazu beigetragen.
Sein Aufstieg als Retter war steil und geradlinig. 1982 wurde er Kreisbrandmeister und 1986 - als jüngster in Unterfranken - Kreisbrandrat (KBR). Damit war er der ranghöchste Feuerwehrler im Kreis Bad Kissingen. Er ist es bis 25. November 2006 geblieben. Dann hatte er mit 61 Jahren die "Knackigkeitsgrenze" für diese Funktion erreicht; Bundeskanzler hätte er immerhin noch werden können. Allerdings, so Helmut Rittelmeier, sei es auch Zeit gewesen für einen Wechsel zu Benno Metz. Er sei nie für eine Verlängerung der Dienstzeit gewesen: "Wenn Schluss ist, dann ist Schluss."
Finanziell uninteressant Bei der Übernahme des verantwortungsvollen und in vielerlei Hinsicht fordernden Amtes spielten finanzielle Gründe keine Rolle. Zwar gab es eine Aufwandsentschädigung, die war aber eher symbolisch und musste auch versteuert werden. Gleiches galt für den knallroten Dienstwagen bei Privatfahrten: "Der Staat verschenkt nichts."
Weisungsbefugt ist ein Kreisbrandrat nur bei Einsätzen. Seine Aufgabenschwerpunkte sind die Aus- und Weiterbildung, die Beratung in Fragen des Brandschutzes, Brandschutzerziehung in Schulen und Kindergärten.
Konsequent habe er sich um ein gutes Einvernehmen mit den Kommandanten bemüht, habe sich in deren Aufgabenbereiche nicht eingemischt, sagt Herbert Rittelmeier. Er habe immer auf Zusammenarbeit gesetzt; auch mit den Politikern. Ihnen dankte er für ihre Unterstützung.
"Das geht unter die Haut" Gefallen hätten ihm die geselligen Veranstaltungen, das Zusammentreffen mit Jugendlichen, Aktiven, Ehemaligen. Kontakt- und Kameradschaftspflege seien ihm wichtig.
Dann gab es noch die schlimmen Ereignisse, wenn Menschen bei Bränden und Unfällen getötet worden sind. Helmut Rittelmeier: "So etwas geht unter die Haut, das steckt man nicht so einfach weg." Diese Problematik müsse man erkennen und daran arbeiten. Das hat er getan. Der Kreisbrandrat a. D. engagierte sich 1995 beim Aufbau der Notfallseelsorge. Sie hilft Einsatzkräften, belastende Ereignisse zu verkraften und ist heute nicht mehr wegzudenken.
2500 Einsätze ("grob geschätzt") habe er in nahezu 18 Dienstjahren erlebt. Mehr als 2000 Kilometer war er pro Monat unterwegs. Bis zu 40 Wochenstunden sind so manchmal angefallen. Das sei oft zu Lasten des Familienlebens gegangen.
Dennoch: Helmut Rittelmeier bereut sein Engagement für die Menschen und Bürger nicht.
Zahlreiche Auszeichnungen Nach dem Ende der Dienstzeit als Kreisbrandrat setzte er sich noch für das Feuerwehr-Erholungsheim in Bayrisch Gmain ein. 1994 wurde er zum stellvertretenden Vorsitzenden des Trägervereins, von 2004 bis 2010 war er Vorsitzender. Jetzt ist er dessen Ehrenvorsitzender. KBR "h.c." ist er seit 2006. Außerdem hat er zahlreiche andere Auszeichnungen erhalten, darunter auch das Deutsche Feuerwehr-Ehrenkreuz in Gold.
2010 zog er sich dann endgültig zurück: "Man darf nicht an seinen Posten kleben."
Ehrung Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland wurde vor genau 62 Jahren gestiftet. Es gibt ihn in zehn Stufen: Von der Verdienstmedaille bis zur Sonderstufe des Großkreuzes. Die bekommen aber nur Staatsoberhäupter, deren Familienangehörigen und Bundespräsidenten. Jedermann kann jemanden zur Auszeichnung vorschlagen. Die Entscheidung trifft der Bundespräsident (beziehungsweise seine Ordenskanzlei). 30 Prozent der Ehrungen sind Frauen vorbehalten. Bis heute sind etwa 244 000 Orden verliehen worden, rund 1750 waren es 2011 gewesen.
Absicht Der "Orden wird verliehen für Leistungen, die im Bereich der politischen, der wirtschaftlich-sozialen und der geistigen Arbeit (...) dienten", heißt es im Erlass der Stiftung des Verdienstordens.
Feuerwehren Im Landkreis Bad Kissingen gibt es aktuell 115 Freiwillige und drei Werksfeuerwehren. Sie haben nach Angaben von KBR Benno Metz 5400 Mitglieder, davon sind ca. 400 Frauen. Es gibt 1000 ausgebildete Atemschutzträger und zwei Musikzüge. In 95 Jugendgruppen engagieren sich 837 Nachwuchskräfte, 203 sind Mädchen.
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