Karin Renner wurde für ihr gesellschaftspolitisches Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Nein, damit gerechnet hat sie nicht. Sie war wirklich überrascht, als vor ein paar Wochen die Einladung zur Ordensverleihung in ihrem Briefkasten steckte. "Ich bin kein Typ zum Ehren", meint Karin Renner. Trotzdem: Gestern hat ihr Innen-Staatsekretär Gerhard Eck in Würzburg in Vertretung des Bundespräsidenten das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ans Revers geheftet.
"Ich wollte mir schon Ausreden überlegen, warum ich nicht kommen kann, dass ich zu erkältet bin oder so etwas", gesteht Karin Renner. Aber dann haben ihr Mann und ihre Kinder gesagt: "Nimm die Auszeichnung doch einfach an, sage danke und freue dich darüber!" Das hat sie dann auch getan und sich wirklich gefreut über diese öffentliche Anerkennung.
Ein bisschen geprägt ist sie durch ihren Vater, der in Nüdlingen Bürgermeister war und der sich überall engagiert hat.
Und dadurch auch öfter mal geehrt wurde. "Der hat das gelebt. Wenn er geehrt wurde, hat er sich immer einen neuen Anzug gekauft." Und seiner Tochter hat er dann immer mahnend erklärt: "Komm du erst mal in das Alter ..." Aber ich wusste, dass ich in das Alter nie kommen würde."
Wer die Liste der Funktionen und Ehrenämter von Karin Renner, für die sie geehrt wurde, lesen will, muss ein bisschen Zeit mitbringen. Da ist, stark gerafft, die Rede von: seit 1984 im Stadtrat und seinen Ausschüssen, Mitglied im Kreistag und im Bezirkstag, auch hier in drei Ausschüssen, weiter stellvertretende Bezirkstagspräsidentin, Stadtratsbeauftrage für Kur und Fremdenverkehr, Mitglied im Aufsichtsrat der Stadtwerke, Behindertenbeauftragte des Bezirks Unterfranken, Verwaltungsrat der Sparkasse, Schatzmeisterin der Frauen-Union Bayern. "Ich habe selber gestaunt, wie viele Ämter ich habe", sagt Karin Renner.
Dabei ist das sozusagen nur der politische Teil. Denn da gibt es noch die Verwaltungsräte der Hammelburger Musikakademie, der Musikfachschule Bad Königshofen, des Freilandmuseums Fladungen, des Bezirksjugendorchesters , Kuratorium Kissinger Sommer und vieles mehr. Wie kommt man in ein solches Funktionskarussell?
Angefangen hat alles eigentlich ganz harmlos. Karin Renner engagierte sich in den Elternbeiräten des Kindergartens und der Schulen, die ihre Kinder besuchten: "Das hat großen Spaß gemacht, weil man etwas erreichen konnte. Aber irgendwann stößt man da an Grenzen." Deshalb hat sie Ja gesagt, als sie 1978 gefragt wurde, ob sie für den Stadtrat kandidieren wollte. Aber auf Platz 30 der CSU-Liste hatte sie damals keine Chance. Sechs Jahre später, auf Platz 8, sah das schon ganz anders aus.
Zur CSU war sie damals nicht aus einem programmatischen Impetus gekommen, sondern durch ihren Vater und aufgrund persönlicher Beziehungen: "Kommunalpolitik ist keine Parteipolitik. Es gibt keine schwarzen, roten, grünen oder gelben Brücken oder Schlaglöcher." Georg Straus und Robert Kiesel waren die politischen Weggefährten, die sie in den ersten sechs Jahren am stärksten prägten.
Als schwierigste Zeit bezeichnet Karin Renner die Jahre, in denen sie im Stadtrat als CSU-Fraktionssprecherin Oberbürgermeister Christian Zoll (SPD) gegenüber saß. "Da musste ich immer auf alles vorbereitet sein, aber da habe ich auch am meisten gelernt", erinnert sie sich. "Trotzdem war das die erfolgreichste Zeit, weil wir viel durchgesetzt haben, damals noch mit der DBK." Aber sehr viel bedeutet Karin Renner auch das Amt der Behindertenbeauftragten des Bezirks, bei dem sie ihre Arbeitsschwerpunkte im Kulturellen und Sozialen sieht.
Sie hat sich um den Posten nicht gerissen. Aber heute ist sie froh, dass sie sich darauf eingelassen hat.
Überhaupt ist es nicht die Macht oder eine Steigerung des Selbstwertgefühls oder gar der Eitelkeit, die Karin Renner zu so vielen Funktionen gebracht hat. Es ist der Charme der Gestaltungsmöglicheiten, des demokratischen Einflusses. "Es ist wichtig, dass man in der Politik Netzwerke hat. Man kennt die richtigen und wichtigen Ansprechpartner, und das Engagement muss nur kurze Wege bewältigen", hat sie für sich erkannt. Trotzdem war ihre Funktionsliste letztlich zufällig: "Hinter meinen Kandidaturen standen nie taktische Überlegungen. Ich bin kein Mensch, der so etwas plant."
Jetzt hat Karin Renner die Ordensverleihung unversehrt überstanden. Aber in Sicherheit wiegen kann sie sich deshalb nicht. Denn vom Bundesverdienstkreuz, dem einzigen Orden der Bundesrepublik Deutschland, gibt es noch mehrere Stufen