Brennstoffhändler und der Krieg in der Ukraine: "Der Preis bricht jeden Tag einen neuen Rekord"

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Die Energiepreise steigen durch den Krieg in der Ukraine. Foto: Symbolbild: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Die Energiepreise steigen durch den Krieg in der Ukraine. Foto: Symbolbild: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Der Krieg in der Ukraine befeuert hierzulande die Ängste der Menschen. Viele wollen deshalb ihre Heizöltanks und Holzlager auffüllen. Allerdings: Die Brennstoffhändler stehen vor Problemen.

Der Schock kommt an der Tankstelle: Die Preise für Benzin und Diesel sind auf einem Rekordhoch. Aber auch andere Bereiche wie etwa das Heizöl oder das Gas sind von der Preisexplosion betroffen. Grund dafür ist der Krieg in der Ukraine. Brennstoffhändler aus der Region haben derzeit anstrengende Arbeitstage.

"Es ist auf alles ein Run", sagt Marcel Genzler, der bei der Firma Hartmann im Ein- und Verkauf tätig ist. Die Oberleichtersbacher Firma ist im Energiebereich breit aufgestellt. Im Portfolio finden sich sowohl Heizöl, Kraftstoffe, Holzpellets aber auch Schmierstoffe. "Bei uns laufen derzeit die Telefone heiß", sagt er. Ein Problem sei die Versorgungslage. "Die großen Gesellschaften, bei denen wir einkaufen, sind selbst stark reglementiert." Und: "Die schlechte Lage treibt die Preise hoch."

Ukraine-Krieg lässt Preise steigen

Seit Kriegsbeginn sei der Preis beim Heizöl enorm gestiegen. Ein Vergleich zeigt: Zum Jahresauftakt lag der Preis für hundert Liter bei etwa 80 bis 90 Euro. Knapp drei Monate später kostet die gleiche Menge etwa 170 bis 180 Euro (Datenbasis: fastenergy.de). Bei den Kunden sorgt das teils für Unverständnis: "Wir können ja nichts für die Preise. Wir geben nur weiter was reinkommt. Die Nachfrage ist ungebrochen - der Preis bricht jeden Tag einen neuen Rekord", sagt Marcel Genzler. "Der Preis steht und fällt mit der Situation in der Ukraine", betont der Mann vom Brennstoffhandel. "Manche Kunden hatten schon vor dem ersten Schuss angefangen, ihre Tanks und Lager zu füllen. Andere haben damit ab dem ersten Schuss angefangen. Die Leute hamstern", sagt er. Noch könne die Firma ihre Produkte ausliefern. Kundschaft kommt mittlerweile nicht nur aus der Region, sondern auch aus dem Umland. Das Rhein-Main Gebiet sei noch gut versorgt, betont er.

Regierung ist gefragt

Unfassbar ist für ihn die Preis-Situation beim Gas. "Diese Kunden bluten am meisten." Wenn Putin seiner Drohung, die Gaspipeline Nordstream 1 abzuschalten, Taten folgen lässt, steigt der Preis weiter. "Normalerweise sind die Gaslager in der Region um die Jahreszeit zu etwa 70 Prozent gefüllt. Aktuell sind es 23 Prozent." Dennoch ist Marcel Genzler überzeugt: "Bis zum Sommer kommen wir noch. Dann muss sich die Regierung was einfallen lassen."

Aber: Auch Unwägbarkeiten spielen eine Rolle. "Gibt es in der Ukraine eine Einigung, kann der Preis auch wieder fallen," sagt er. Wann ein Kauf von Heizöl sinnvoll ist, lässt sich nur schwer sagen. Die Preisentwicklung lässt sich nicht vorhersagen - zu viele Unwägbarkeiten spielen eine Rolle. "Letztlich liegt die Entscheidung dafür beim Kunden."

Selbst abseits der fossilen Brennstoffe - etwa bei den Pellets - herrscht Bedarf. "Die Pelletlager wachsen nicht so schnell wie die Nachfrage", konstatiert Marcel Genzler. Er weiß von anderen Firmen aus dem Brennstoff-Sektor, die Sackware zu Kunden fahren mussten, weil keine losen Pellets auf dem Markt verfügbar waren.

Viel zu tun hat auch Ferdinand Zink. Er betreibt im Markt Burkardroth einen Brennholzhandel. "Die Leute rennen uns den Laden ein", sagt er. "Am Montag waren es etwa 37 Anrufe, am Dienstagmittag waren es schon wieder rund 35 Anrufe." Für ihn eine ungewöhnliche Situation. "Sonst ist weniger in der Jahreszeit los. Die Leute bestellen meist erst im Sommer, wenn ihre Lager leer sind. Die Leute füllen jetzt ihre Lager auf, und bestellen noch mehr dazu - teilweise sogar die doppelte Menge." Wie bei den fossilen Energieträgern spielt die Unsicherheit und Angst der Menschen in Anbetracht des Ukraine-Kriegs mit ins Kaufverhalten hinein.

Hohe Nachfrage beim Brennholz

Aber er steht vor Hürden. "Es ordern so viele Menschen, dass es schwer ist, den Markt so abzudecken, wie ich es gerne machen würde." Und: "Der Preis fürs Holz steigt an sich." Hinzu kommen noch weitere Kosten: "Wir fahren das Holz mit dem Lkw zu den Kunden, dafür braucht es Kraftstoff. Dann kommen noch die Maschinen- und Stromkosten - da kommt eins ins andere."

Vor ähnlichen Hürden steht Rudolf Weber von der Firma Grüngut-Service GbR. Das Mitgenfelder Unternehmen vermarktet Hackschnitzel. "Die Herstellung wird teurer aus zwei Gründen. Das ist zum einen der Preis für den Diesel und das Holz ist erheblich teurer geworden", sagt er. Und: "Der Holzmarkt ist ziemlich leer." Hackschnitzel sind laut ihm ein Dauergeschäft.

"Oma-Herd" in neuen Küchen

Eine stark gestiegene Nachfrage sieht er in dem Bereich nicht. "Wir haben einen festen Kundenstamm, den wir seit Jahren beliefern. Im Jahr kommen mal einer oder zwei dazu. Hin und wieder fällt einer weg." Den Run auf das Holz nehmen auch Ofenbauer wahr. Mareike Floth und ihr Mann leiten den Fachhandel "Ofen-Floth" für Kaminöfen in Bad Neustadt. Sie hat eine eindeutige Wahrnehmung: "Gerade in der letzten Zeit hat das Geschäft sehr angezogen. Die Menschen rüsten um auf Kaminöfen." Was ebenfalls nachgefragt wird, sind Küchenherde, die mit Holz befeuert werden. "Unsere Kunden treibt die Überlegung um, was sie tun, wenn es zu einem Stromausfall kommt.

Das allerdings nicht erst seit dem Ukraine-Krieg, das hat schon begonnen, als der Atomausstieg beschlossen wurde." Als Ersatzherd würden sich die Kunden einen solchen "Oma-Ofen" in den Keller stellen. "Aber auch bei neu geplanten Küchen verbauen wir jetzt immer öfter einen Holzherd auch in Küchen."