Die Nüdlinger Werkstatt feiert am Samstag, 18. Juni, ihre Erweiterung mit einem Sommerfest.
Immer mehr Menschen mit körperlichen, geistigen oder psychischen Behinderungen suchen und finden in der Nüdlinger Werkstatt der Lebenshilfe Schweinfurt einen Platz, der ihnen die Teilnahme am Arbeitsleben ermöglicht. Wegen akuten Arbeitsplatzbedarfs musste jetzt das bislang vermietete Obergeschoss im Gebäude des zugehörigen Rehabilitations- und Arbeitswerks (RAW) in Eigenbetrieb übernommen, modernisiert und darin zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. Beim öffentlichen Sommerfest am Samstag, 18. Juni, werden diese neuen, aber auch alle anderen Räume der Nüdlinger Werkstatt zwischen 13 und 20 Uhr zur Besichtigung offen stehen.
Für 120 Arbeitsplätze war die Nüdlinger Werkstatt vor 25 Jahren einst geplant worden, mit knapp 90 Behinderten ging die Lebenshilfe 1990 an den Start. "Heute haben hier 250 Menschen einen Arbeitsplatz", macht Werkstattleiter Martin Denninger den Raumbedarf deutlich. Sie alle werden von 70 Mitarbeitern und drei Auszubildenden fachlich angeleitet und liebevoll betreut, unterstützt von fünf Helfern, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr ableisten.
Bedarf steigt weiter an
Neben dem Haupthaus mit großer Werkstatt, Küche und Kantine sowie Verwaltungsräumen sind in zwei weiteren Gebäuden die Förderstätte für Schwerstmehrfachbehinderte und das erst vor fünf Jahren eröffnete Rehabilitations- und Arbeitswerks (RAW) für Menschen mit psychischer Behinderung eingerichtet. Diese spezielle Zweigwerkstatt dient den Betroffenen zur Teilhabe am Arbeitsleben und zur sozialen Integration. "Gerade in diesem Sektor ist der Bedarf da und die Zahl der zu Betreuenden wächst stetig", denkt Denninger schon in die Zukunft. "Die bedauerliche Entwicklung gleicht jener in den psychosomatischen Klinken oder Klinikabteilungen in Bad Kissingen."
500 000 Euro investiert
Die Fremdvermietung des RAW-Obergeschosses wurde deshalb beendet und die 400 Quadratmeter große Nutzfläche ergänzend zum Erdgeschoss in Eigenbetrieb übernommen. Nach umfassender Renovierung wurden dort zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen und fachgerecht ausgestattet. "Alles in allem hat die Lebenshilfe etwa 500 000 Euro ins Obergeschoss investiert", rechnet der Werkstattleiter zusammen. Finanziert wurde alles aus Zuschüssen vom Integrationsamt Bayern (65 Prozent), der Agentur für Arbeit (zehn Prozent) und der Regierung von Unterfranken (fünf Prozent) sowie 20 Prozent durch Eigenmittel.
Raum und Arbeitsplatz verdoppelt
Durch diese Maßnahme konnte die Raumkapazität des Rehabilitations- und Arbeitswerks verdoppelt und die Zahl der bisher nur 24 Arbeitsplätze für psychisch Behinderte auf 54 aufgestockt werden. Künftig werden also auch im Obergeschoss von den durch die Lebenshilfe Betreuten zum Beispiel Industrieartikel für weltweit tätige Handelsbetriebe kommissioniert sowie gebrauchs- oder verkaufsfertig abgepackt.
Weitere Maßnahmen geplant
Ein Sozialraum in modernem Design bildet die kommunikative Mitte des neu gestalteten Obergeschosses. Einige Quadratmeter sind durch Sanitäranlage, Garderobe und Büro genutzt. Vom Ergebnis der Umbaumaßnahme dürfen sich interessierte Besucher des Sommerfestes am Samstag selbst überzeugen.
Für Werkstattleiter Martin Denninger ist diese Baumaßnahme eigentlich schon abgehakt. Er plant schon die Zukunft: Seine "Grüne Gruppe" (20 Personen), die Abteilung für Garten- und Landschaftsbau, soll noch in diesem Jahr endlich eine Doppelgarage zum Einstellen ihrer Gerätschaften und einen gebrauchten Kombi bekommen.
Auch die Werkstatt im Hauptgebäude mit ihren 145 Arbeitsplätzen platzt aus den Nähten. Als Ersatz für zwei 20 Jahre alte Container, die aktuell als räumliche Ergänzung reichen müssen, soll eine neue 130 Quadratmeter große Stahlhalle auf dem Gelände errichtet werden. "Bis Ende 2017 werden wir wohl 270 Plätze in der Nüdlinger Werkstatt haben", schätzt Denninger. Für alle dort betreuten Menschen muss Arbeit beschafft werden. "Das heißt, wir müssen uns fortlaufend um Aufträge aus Industrie, Handel und Wirtschaft bemühen."