Bildgewaltige Nibelungen-Saga

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Die Deutsche Tanzkompanie Neustrelitz gastierte im Bad Kissinger Kurtheater mit einer Adaption der Nibelungen-Saga, hier eine Szene, in der Siegfried am Burgunderhof auftritt. Foto: Gerhild Ahnert
Die Deutsche Tanzkompanie Neustrelitz gastierte im Bad Kissinger Kurtheater mit einer Adaption der Nibelungen-Saga, hier eine Szene, in der Siegfried am Burgunderhof auftritt. Foto: Gerhild Ahnert
Die Deutsche Tanzkompanie Neustrelitz gastierte im Bad Kissinger Kurtheater mit einer Adaption der Nibelungen-Saga, hier eine Szene, in der Siegfried am Burgunderhof auftritt. Foto: Gerhild Ahnert
Die Deutsche Tanzkompanie Neustrelitz gastierte im Bad Kissinger Kurtheater mit einer Adaption der Nibelungen-Saga, hier eine Szene, in der Siegfried am Burgunderhof auftritt. Foto: Gerhild Ahnert
 
Die Deutsche Tanzkompanie Neustrelitz gastierte im Bad Kissinger Kurtheater mit einer Adaption der Nibelungen-Saga, hier eine Szene, in der Siegfried am Burgunderhof auftritt. Foto: Gerhild Ahnert
Die Deutsche Tanzkompanie Neustrelitz gastierte im Bad Kissinger Kurtheater mit einer Adaption der Nibelungen-Saga, hier eine Szene, in der Siegfried am Burgunderhof auftritt. Foto: Gerhild Ahnert
 
Die Deutsche Tanzkompanie Neustrelitz gastierte im Bad Kissinger Kurtheater mit einer Adaption der Nibelungen-Saga, hier eine Szene, in der Siegfried am Burgunderhof auftritt. Foto: Gerhild Ahnert
Die Deutsche Tanzkompanie Neustrelitz gastierte im Bad Kissinger Kurtheater mit einer Adaption der Nibelungen-Saga, hier eine Szene, in der Siegfried am Burgunderhof auftritt. Foto: Gerhild Ahnert
 
Die Deutsche Tanzkompanie Neustrelitz gastierte im Bad Kissinger Kurtheater mit einer Adaption der Nibelungen-Saga, hier eine Szene, in der Siegfried am Burgunderhof auftritt. Foto: Gerhild Ahnert
Die Deutsche Tanzkompanie Neustrelitz gastierte im Bad Kissinger Kurtheater mit einer Adaption der Nibelungen-Saga, hier eine Szene, in der Siegfried am Burgunderhof auftritt. Foto: Gerhild Ahnert
 
Die Deutsche Tanzkompanie Neustrelitz gastierte im Bad Kissinger Kurtheater mit einer Adaption der Nibelungen-Saga, hier eine Szene, in der Siegfried am Burgunderhof auftritt. Foto: Gerhild Ahnert
Die Deutsche Tanzkompanie Neustrelitz gastierte im Bad Kissinger Kurtheater mit einer Adaption der Nibelungen-Saga, hier eine Szene, in der Siegfried am Burgunderhof auftritt. Foto: Gerhild Ahnert
 

Die Deutsche Tanzkompanie aus Neustrelitz zeigte eine Mischung aus mittelhochdeutschen Texten und Techno-Klängen.

Neustrelitz ist kein wirklich leuchtender Stern in der deutschen Theater- und Ballettlandschaft. Trotzdem machte man sich auf dem mecklenburgischen platten Land an ein riesiges Werk der Weltliteratur: die Nibelungen. Friedrich Hebbel hat sie für zwei Abende ohne, Richard Wagner für vier Abende mit Musik auf die Bühne gebracht. In Neustrelitz wagte sich ein Dreier-Team aus dem Choreographen Lars Scheibner, dem Librettisten Oliver Hohlfeld und Dr. Ariane Mhamood an die Aufgabe. Sie setzten in Neustrelitz - mit 20 500 Einwohnern etwa so groß wie Bad Kissingen - dabei offenbar auf ein junges Publikum, das Action-Filme und Ethno-Pop liebt und sich an ritualisierten Kampfszenen zu "Rammstein" oder Techno-Rhythmen ergötzen kann. Nun war das Spektakel in Bad Kissingen zu sehen.


Mittelalterliches Männerbild

Was bei der Inszenierung gelegentlich auf der Strecke bleibt, ist die Darstellung von halbwegs differenzierten Menschen. Da könnten auch Cyborgs in Masken und mit langen Stäben als Lanzen kämpfen. Das Männerbild ist klar mittelalterlich. Die berühmte Kämpferin Brunhilde ist für Burgunderkönig Gunther ein Prestigeobjekt, das Siegfried für ihn holen muss; seine Schwester Kriemhild ein Tauschobjekt bei dem Handel.
Dass die Handlung nach Ansicht des Regisseurs im Programmheft über das "kollektive Körpergedächtnis der Menschheit" einen direkten Bezug haben soll zum gegenwärtigen Leben, wirkt befremdlich. Eher rückt es das Bühnengeschehen in eine Welt, in der Rücksichtnahme, Mitgefühl oder auch wirkliche Liebe nicht da waren, ein angebliches Mittelalter.


Nicht ohne Anleitung schlüssig

Wer nicht die Gebrauchsanweisung im Programm gelesen hatte, stand der mehrgleisigen Einführung der vier Hauptpersonen zunächst ratlos gegenüber: Da gab es nach Philipp Repmanns Intro vor dem Eisernen Vorhang in Straßenklamotten die Szene aus einen Traum Kriemhilds, in dem ein Falke von zwei Adlern zerrissen wird, darauf Brunhilds Befreiung aus der Waberlohe. All das erschloss sich nicht unbedingt aus der Choreographie.


Leidenschaftliche Tänze

Die 13-köpfige Truppe tanzte voller Leidenschaft, doch war die Choreographie nicht klar, Hilfestellungen gab es wenige. Die Textoriginale à la "Uns ist in alten maeren", die Halka Neufert-Rothe sprach, brachten da eher ein zweifelhaftes Zeitkolorit als Aufklärung. Über weite Strecken arbeitete die Choreographie mit vielen Insider-Bilderrätseln oder Ideen, die wohl aus der Probenarbeit entstanden, aber nur denen klar waren, die Anteil daran hatten.
So hing die Wirkung der Aufführung im Wesentlichen ab von den aussagekräftigen und in ihrer Bildermacht oft großartigen Bühnenbildeinfällen von Ausstatter Robert Pflanz. Die Verwandlung von zwei Stoffbahnen mit Bildern der Königinnen Brunhild und Kriemhild in den Bug des Schiffes, mit dem Siegfried nach Island aufbricht, war eine raffinierte, eindrückliche Idee. Auch die Verwandlung der Schilder der Recken etwa in den Drachen oder riesige Goldtücher, die immer wieder an das Nibelungengold und die zerstörende Macht des Reichtums erinnerten, war beeindruckend.


Undurchschaubarer Mythos

Der ständige Wandel ohne klare Abgrenzung, das Ineinanderverlaufen der heterogenen Musik, bei der auch Richard Wagner mal mitklingen durfte und ein unbegleitetes Lied eines Kindes, das die emotionalen Höhepunkte absetzte vom Getümmel, die häufige Verwendung von Bildelementen wie glühende Riesengasröhren konnten den Eindruck aufkommen lassen, dass man in dieser Aufführung mit vielem von allem überwältigt werden sollte. Da war der Inhalt der Geschichte gar nicht so wesentlich, da sollte man sich der Sehlust und dem Kitzel des undurchschaubaren Mythos hingeben. Auch wenn der ein oder andere Besucher vorab die Aufführung verließ, war der Abend insgesamt zum großen Teil sehenswert und überzeugend.