Karin Renner kommt trotz Verlusten wieder für den Stimmkreis in den Bezirkstag. Bei der Landtagswahl ist Sandro Kirchner einer der Stimmkönige.
Die Gefühlslage nach der Landtagswahl ist im Kreis Bad Kissingen gemischt. Während bei der CSU die Enttäuschung nach dem Absturz von 47,7 Prozent auf 37,2 Prozent (vorläufiges Ergebnis) groß ist, hat Direktkandidat Sandro Kirchner dennoch Grund zur Freude: Der 43-jährige Premicher hat zwar ebenfalls Stimmen verloren (minus 4,9 Prozent), fährt mit 49,5 Prozent aber das beste Erststimmenergebnis in Unterfranken und sogar das zweitbeste in ganz Bayern ein. Eine höhere Zustimmung bei den Direktkandidaten hat nur Finanzminister und Parteikollege Albert Füracker (50,3 Prozent).
Kirchner lässt CSU-Größen wie Marcel Huber (48,2 Prozent), Ilse Aigner (45,7 Prozent) und sogar Ministerpräsident Markus Söder (38,1 Prozent) hinter sich zurück. "Ich freue mich natürlich über das Ergebnis", sagt Kirchner. Und darüber, dass der Wähler die Arbeit der letzten fünf Jahre wertschätze. Dass die Leistung mit einem Aufstieg in die Regierungsriege belohnt wird, damit rechnet er nicht. "In Unterfranken sind wir vom Proporz mit Winfried Bausback und Gerhard Eck bestens vertreten", erklärt er.
"Das ist ein Spitzenergebnis", findet Landrat Thomas Bold (CSU). Kirchner habe im Verhältnis weniger Stimmen verloren als die Partei. "Das ist eine Bestätigung für die herausragende Arbeit im Stimmkreis."
Bei der SPD sitzt der Schock über das historisch schlechte Wahlergebnis tief. "Ich kann es nicht erklären. Wir werden es gründlich aufbereiten", sagt die Bundestagsabgeordnete und Kreisvorsitzende Sabine Dittmar. Besonders schmerzlich für die Kissinger SPD ist, dass die Partei in Burkardroth, Oberleichtersbach, Schondra und Wartmannsroth nicht einmal die Fünf-Prozent-Hürde geschafft hat und dort unter "Sonstige" rangiert. "Das sind Regionen, wo wir noch nie besonders stark waren. Aber auch in unseren Hochburgen ist die AfD vor uns gelandet", sagt Dittmar. Sie ist überzeugt, dass die SPD im Wahlkampf zwar auf die richtigen Themen gesetzt hat, nur hat der Dauerstreit in der Großen Koalition das überlagert.
Irina Hönig mit Chancen
Im Lauf des Montags wurden zudem die Stimmen für die Bezirkswahl ausgezählt. Im Stimmkreis Bad Kissingen sicherte sich Karin Renner (CSU) das Direktmandat. Sie erhielt 44,0 Prozent der Erststimmen (2013: 52,9 Prozent). Bei den Zweitstimmen verlor die CSU rund sechs Prozent und kam auf 48,9 Prozent. "Ich denke, wir sind im Trend der Landtagswahl. Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden", sagt Renner. Gerade weil sie in Bad Kissingen mit Stadtrat Tobias Schneider (SPD) und Irina Hönig (Vorstand Grüne Jugend Unterfranken) prominente Gegenkandidaten hatte. Renner, geboren 1948, ist seit 28 Jahren im Bezirkstag vertreten.
Die größten Gewinne bei der Bezirkswahl im Stimmkreis Bad Kissingen verbuchten die Grünen und die AfD. Die Grünen verbesserten sich bei den Zweitstimmen auf 11,1 Prozent und wurden zweitstärkste Kraft, die AfD folgt dahinter mit 10,2 Prozent. Die Freien Wähler halten ihren Wert stabil bei annähernd zehn Prozent. Die Sozialdemokraten holten zwar ein verbessertes Erststimmen-Resultat, bei den Zweitstimmen stürzten sie jedoch von 14 auf 7,1 Prozent ab. Die FDP legte leicht zu und kommt auf 3,6 Prozent.
Patrick Geßner (AfD) hat sich ein besseres Resultat erhofft, ist aber grundsätzlich zufrieden. "Dafür dass wir zum ersten Mal angetreten sind, ist das ein ordentliches Ergebnis", sagt er. Das gilt auch für Dominik Sitter (FW) "Vor allem dafür, dass ich das erste Mal angetreten bin und wir jetzt nicht so einen intensiven Wahlkampf geführt haben." Tobias Schneider kann sich zwar über sein persönliches Ergebnis freuen, das angesichts des "miserablen Ergebnisses" der SPD aber nicht weiter ins Gewicht falle. "Die SPD muss alles auf den Prüfstand stellen und die Ärmel hochkrempeln", sagt er dennoch kämpferisch.
Auch wenn die Wahlen für die CSU nicht besonders gut ausgegangen sind aber dennoch auch nicht so schlecht verlaufen, wie viele Meinungsinstitute das voraus gesagt hatten. Ich freue mich jedoch in Bezug auf die Bezirkstagswahlen sehr darüber, dass Frau Renner mit ihrer langjährigen Erfahrung ein so hohes und verdientes Ergebnis erzielt hat. Ich glaube ich hätte die Welt nicht mehr verstanden, wenn ein Tobias Schneider von der SPD tatsächlich in den Bezirkstag gelangt wäre, wo er doch schon im Stadtrat kaum mehr anwesend ist und von ihm auch kaum was zu hören ist. Erschrocken hat mich aber dabei am meisten, dass er bei den Erststimmen über 10% und bei den Zweitstimmen über 17% erhalten hat und das ohne eine Rede oder ein Interview in den Zeitungen gemacht zu haben.