Eigentlich war alles ganz anders geplant bei der Matinee von "KissPercussiva & Friends". Die Schlagzeugklasse von Thomas Friedrich an der Städtischen Musikschule hatte unter dem Titel "Percussion meets Christmas" ein ambitioniertes Programm für ihren Auftritt im Rossini-Saal vorbereitet. Doch dann wurde Valerie Heuring kurzfristig krank, und alles musste in Windeseile umgestellt und umbesetzt werden.
"Wir haben etwa 80 Prozent ausgetauscht", meinte Thomas Friedrich. "Sie wissen jetzt nicht, was sie erwartet, und wir sind auch neugierig, wie es läuft." Um es gleich vorweg zu sagen: Es lief trotzdem verdammt gut. Das lag daran, dass Thomas Friedrich mit Mona Münzel, Michael Nöth, Léo Tinguely, Noé Reineke-Osorio und Michael Nieland eine tolle Truppe zusammen hat - Timo-Jan Deen und Fabian Kraus waren an den Tatort zurückgekehrt -, die technisch enorm viel drauf hat und die offensichtlich auch persönlich sehr gut klar kommt. Das sind beste Voraussetzungen, um lustvoll zu musizieren, um Überraschendes auch überraschend zu gestalten.
Auch wenn andere Instrumente wie Glocken oder Snaredrum das Podium bevölkerten, stand das Marimbaphon in seinen Spielarten im Mittelpunkt des Konzerts. Denn damit lassen sich ausgezeichnet die rhythmisch-perkussiven und die melodischen Aspekte der Schlagwerkerei zeigen.
Waren die drei Weihnachtslied-Bearbeitungen des amerikanischen "Schlagzeugpapsts" Thomas A. Brown noch verhältnismäßig konventionell, so weckte Paul Smadbecks harmonisch reiches, sich verdichtendes "Virginia Tate" Neugier, wo die Grenzen der Möglichkeiten sind.
Kontraste wurden deutlich, etwa bei dem Prelude aus Bachs 1. Cellosuite und der dreistimmigen Fuge von Georg Reutter dem Älteren, die mit rhythmisch genagelter Klarheit Raum schufen für melodische Entwicklungen; bei Chopins Fantasie Impromptu und Bachs berühmter Air andererseits, die in der Marimba-Version melodisch verschwammen, aber dafür völlig neue Klangbilder entwickelten.
Ein Genuss war zweifellos Matthias Schmitts berühmt gewordenes "Ghanaia" für Marimba solo, jene Mischung aus afrikanischer Rhythmik und europäischer Ästhetik, bei dem Mona Münzel vom Komponisten selbst an der Djembé begleitet wurde. Und die geistreichen Lachnummern waren die beiden Eigenkreationen von "Power Percussion": Man kann auch mit Alu-Leitern und Plastikeimern pfiffige Musik machen.