Sie sind niedlich und eine clevere Plage. Nisten sie sich einmal im Haus ein, richten sie Schaden an. So machen Sie es dem Tier so ungemütlich wie möglich.
Sind die niedlich! Und das stimmt: Waschbären gehören wohl zu den putzigsten Arten, die Wald und Flur zu bieten haben. Aber: Sie gehören auch eher zu den Problemtieren. Sind sie einmal im Garten oder im Haus, raufen sich Hobbygärtner und Häuslebauer die Haare. Sie durchpflügen Beete, räumen den Kirschbaum leer - und bauen sich Höhlen mithilfe der Hausdämmung. Ein mittlerweile ausgewiesener Experte ist der Bad Kissinger Stadtförster Axel Maunz, der auch Leiter des Wildparks Klaushof ist. Er sagt: Die Tiere sind putzig - aber eine clevere Plage.
In unserer Natur ist der Waschbär nicht vorgesehen. Eingeschleppt wurde er als Pelzlieferant auf Schiffen aus Amerika. Und spätestens damals wurde schon klar: Wenn sich eine Lücke bietet, dann geht der Waschbär stiften. Was einige der ersten Waschbären damals getan haben. Und damit war der Grundstein dafür gelegt, dass der Waschbär heute sowohl auf den Hügeln der Rhön als auch im Gartenschuppen in Bad Kissingen zu finden ist.
Axel Maunz: "Sie haben hier keine natürlichen Feinde, sie sind sehr anpassungsfähig", was den Speiseplan angeht, ist der Waschbär eher ein Vielfraß als ein Gourmet: Er frisst sowohl kleine Tiere als auch Grünzeug. Und das ist dann eben auch mal die Kirschernte eines ganzen Jahres. Denn der Waschbär ist ein Teamplayer. Maunz: "Wenn einer einen Kirschbaum mit reifen Früchten entdeckt hat, dann gibt er sein Wissen an die Gruppe weiter - und am nächsten Morgen hängt keine Kirsche mehr am Baum." Das Teamwork, sagt Maunz, sei "beeindruckend".
Weil der Waschbär auch von sehr robuster Natur ist, vermehrt er sich sehr stark. "Als Kleintiere sind sie wirklich unglaublich süß", bekennt auch Maunz, der derzeit 15 Bären in einer Anlage im Tierpark zählt. "Viele Menschen nehmen sich verlassener Waschbär-Babys an und ziehen sie mit der Hand groß. Nur bemerken sie später, dass der Waschbär auch ziemliche Zähne bekommt und mit denen auch durchaus die Hand beißt, die ihn füttert."
Im Sommer bekäme der Klaushof "so gut wie jede Woche" Anfragen aus dem ganzen Bundesgebiet: Ob der Tierpark nicht noch Platz für einen solchen Waschbären hätte. Hat er nicht. "Denn dummerweise ist bei uns im Sommer ein männliches Tier von außen ins Gehege gelangt" und dieser Protzkerl hat dafür gesorgt, dass es mehrere Schwangerschaften gegeben hat. 15 Tiere sind es aktuell. Und damit es nicht mehr werden, hat sich der Tierpark zu einem drastischen Schritt entschlossen: "Wir werden alle kastrieren lassen, Männlein wie Weiblein." Sich so in die Natur einmischen zu müssen fällt Maunz schwer, "aber wir haben keine andere Chance".
Die 15 sollen jetzt im Klaushof bis an ihr Lebensende bleiben. Und so ein Waschbär lebt - gemessen an anderen Tieren - ziemlich lange. Er kann in Gefangenschaft locker weit über zehn Jahre alt werden.
Wer Waschbären in seinem Garten beobachtet, sollte vor allem eins nicht machen, wenn ihm sein Haus lieb ist: die Tiere anzufüttern. Denn im Haus ist das Zerstörungspotenzial des niedlichen Räubers hoch, allein Kot und Urin verursachen hohe Schäden. Daneben zerstört der Waschbär schnell Isolierungen. Zwar darf der Waschbär ganzjährig geschossen werden, "aber auch Jäger tun sich schwer, das dämmerungsaktive Tier zu erwischen", sagt Maunz. Und scharfe Waffen im Wohngebiet sind eben auch nicht gerade ohne. Was also hilft? Man sollte es dem Waschbären so ungemütlich wie möglich machen.