Bad Kissingens Immobilien dem Verfall preisgegeben?

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Großes Interesse an den "Kleinen Häusern" in der Schulgasse. Stadtheimatpfleger Peter Kaidel stellte sie, ihre Geschichte und Besonderheiten vor. Fotos: Edgar Bartl
Großes Interesse an den "Kleinen Häusern" in der Schulgasse. Stadtheimatpfleger Peter Kaidel stellte sie, ihre Geschichte und Besonderheiten vor.  Fotos: Edgar Bartl
"14 Quadratmeter, höchstens," war das Wohnzimmer in der Schulgasse 6 "groß", schätzt Peter Kaisel (links). Christoph Joa und sein Sohn Tizian staunen.
"14 Quadratmeter, höchstens," war das Wohnzimmer in der Schulgasse 6 "groß", schätzt Peter Kaisel (links). Christoph Joa und sein Sohn Tizian staunen.
 
Als wenn die Bewohner noch da wären.
Als wenn die Bewohner noch da wären.
 
Aus Sicherheitsgründen: Betreten verboten.
Aus Sicherheitsgründen: Betreten verboten.
 
In der Schulgasse 7.
In der Schulgasse 7.
 
Peter Kaidel fand aufmerksame Zuhörer.
Peter Kaidel fand aufmerksame Zuhörer.
 
Hilla Schütze fotografiert im früheren Café "Neptun".
Hilla Schütze fotografiert im früheren Café "Neptun".
 
Vom Café zu Dampferle-Garage
Vom Café zu Dampferle-Garage
 
 
 

Diesmal standen nicht Bad Kissingens Prachtbauten im Mittelpunkt, sondern Immobilien, die ein Schattendasein führen. Einige sind in der Substanz bedroht.

Christel Engel (65) erinnert sich: So ähnlich hat sie früher selbst einmal gelebt, in Mecklenburg-Vorpommern und, nach der Flucht, in Rheinland-Pfalz. Wer sich die steile und enge Treppe in dem Haus Schulgasse 6 hochgequält hat, steht in der einstmals "guten Stube". "14 Quadratmeter, höchstens", schätzt Peter Kaidel. Aber davon gehen noch zwei Quadratmeter für den Kohleofen ab.
Ähnlich "geräumig" ist die Mini-Küche nebenan.
Kenntnisreich und pointiert stellt Stadtheimatpfleger Kaidel die Anwesen in der Gasse vor, skizziert ihren Werdegang, kommentiert ihren Zustand. Denn sie, nicht Regentenbau, Theater oder Luitpoldbad, standen im Mittelpunkt beim Tag des offenen Denkmals. Das Interesse war überraschend groß. Eingefunden zu den Führungen - je drei in der Schulgasse und am "Reichenbacher Hof" neben dem Rathaus - hatten sich Neugierige fast jeden Alters.

Gudrun Spindler interessiert sich für Heimatgeschichte und war in die Schulgasse gekommen, weil man in die kleinen Häuser dort sonst nicht rein kann. Ihr Kommentar zu den Anwesen Nummer sechs und sieben: "Ganz schön baufällig."

Als die Stadt die Immobilien in den 80er Jahren erworben hat, waren sie schon Sanierungsfälle. Eigentlich sollten sie miteinander verbunden werden. Das geht jedoch aus statischen Gründen nicht. Von außen sehen sie ja noch ganz gut aus, von innen aber nicht. Der fränkische Fachausdruck dafür: e' Gerütsch.

Statische Probleme

Normalerweise darf niemand hinein. Am Tag des offenen Denkmals machte Peter Kaidel einmal eine Ausnahme. Jeweils drei, vier - wegen der Erschütterungen, durften sich einmal ansehen, wie man früher gelebt hat. O-Ton Kaidel: "Heute kann man sich gar nicht vorstellen, dass darin jemand wohnt."

War aber so. Und ist auch noch nicht wirklich so lange her, dass kaum eine Wohnung über ein Badezimmer verfügt hat. Dann kam samstags zwecks Körperpflege die Zinkbadewanne in die Küche. Gästetoilette? Von wegen. Das Klo auf dem Zwischenstock mussten sich mehrere Mietparteien teilen.

"Das müsste man mal den Kindern zeigen", sagt ein Besucher zu seiner Begleiterin. Eine Frau meinte, "bei der Oma sieht es zum Teil noch immer so aus".

Peter Kaidel wusste auf alle Fragen eine Antwort. Nur einmal musste er passen, als jemand wissen wollte, "warum lässt die Stadt das denn verfallen?"

Die Immobilien hätten ein statisches Problem, erklärte er: Die Decken seien kaputt. Die Erdgeschosse sind aus Steinen gemauert, die oberen Etagen sind Fachwerkkonstruktionen. Die Felder bestehen aus Weidengeflecht und Lehm.

Die Farbe blättert ab

Nicht ganz so groß war das Interesse an einem Denkmal, das sonst auch nicht zugänglich ist. Wo sonst die Dampferle überwintern, hat sich einst das Café "Neptun" befunden. Prächtige Wandmalereien in dem Neurenaissancebau erinnern daran.

Seine Zukunft fast hinter sich hat wohl auch eine andere beeindruckende Konstruktion: das Turniergebäude in der Au. Einst fanden hier große Flugtage und Reitturniere mit Spitzensportlern wie Hans-Günther Winkler und Josef Neckermann statt. Diese Tradition wird in gewisser Weise auch fortgesetzt. In einem Teil des Untergeschosses befinden sich Stallungen und eine Kutschenremise. Am anderen Ende ist das Flugplatz-Café mit einem gläsernen Tower als architektonische Krönung.