Mit dem Welterbetitel werden mehr Tagesgäste erwartet, der Busparkplatz am Tattersall ist aber schon jetzt zu klein. Busse mit Unesco-Touristen sollen künftig den Bahnhof ansteuern. Welche Auswirkungen das auf Pendler hat.
Bislang ist der Tattersall-Parkplatz die zentrale Anlaufstelle für Reisebusse, die Tagesgäste in die Stadt bringen. Acht Busse können dort gleichzeitig parken. Aber: "Gerade in den Sommermonaten sind die Busparkplätze immer voll", weiß Ralf Ludewig, Vorsitzender des Stadtmarketingvereins Pro Bad Kissingen. Sollte sich das tagestouristische Busaufkommen infolge des Welterbe-Titels künftig auch nur verdoppeln, "kommen wir nicht mehr zurecht", befürchtet er. Dass die Zahlen steigen, ist prognostiziert. Er habe Gespräche mit Flussschiffahrtsanbietern geführt, die - wenn deren Geschäfte sich vom coronabedingten Einbruch erholt haben - von Würzburg aus Busausflüge nicht nur in die Rhön und nach Rothenburg bieten wollen, sondern auch in die Unesco-Stadt Bad Kissingen. "Wenn dann auf einen Schlag drei bis vier Busse mit 300 Leuten ankommen, könnte es chaotisch werden", meint Ludewig.
Im Rathaus wird der Handlungsbedarf ebenfalls gesehen. Der tagestouristische Reisebusverkehr war deshalb Thema im Bauausschuss am Mittwoch. "Ich halte die Situation für nicht gut. Wir müssen mehr eingreifen und steuern", sagte Oberbürgermeister Dirk Vogel (SPD). Er schilderte zunehmende Probleme, dass Reisebusse zum Ein- und Aussteigen zentrumsnah an Engstellen im Halteverbot anhalten und den Verkehr behindern.
Welterbegäste an den Bahnhof
"Die Reisebusparkplätze am Tattersall sind nicht ausreichend. Wir müssen eine Alternative anbieten", betonte auch Bauamtschefin Christine Schwind. Entlastung soll das Bahnhofsumfeld bringen. In der Friedrich-Ebert-Straße unterhalb des Bahnhofsvorplatzes sind bis zu sieben Busparkplätze angedacht. Sie sollen vor allem von Bussen mit Welterbetouristen angefahren werden. Busse, die Gäste in die Altstadt bringen, sollen weiter den Tattersall ansteuern. "Wir wollen den Busverkehr trennen", sagte Vogel. Das entzerre die Situation am Tattersall.
Der große Vorteil aus Sicht der Verwaltung: Welterbebusse fahren von der Schlachthofkreuzung aus die Parkplätze in der Friedrich-Ebert-Straße an und über die Bergmannstraße wieder ab. Dazu braucht es keine Wendemanöver, zudem wird der Verkehr komplett aus der Innenstadt rausgehalten. Schwind betonte, dass die Parkplätze am Bahnhof fußläufig ebenso weit von den Kuranlagen entfernt sind, wie die am Tattersall - nämlich 750 Meter. "Der Standort am Bahnhof ist besser für Welterbetouristen, weil sie mitten im Welterberausgelassen werden", erklärte sie. Weitere Vorteile: Die Busgäste beleben den Bahnhof, eine Toiletteninfrastruktur ist vorhanden, der Weg in die Kuranlagen über die Lindesmühlpromenade führt durchs Grüne und stärke die dortigen Läden und Cafés.
Parkgebühren am Bahnhof steigen
Das große Aber: Wenn Reisebusse in der Friedrich-Ebert-Straße parken, fallen auf der Gegenseite bis zu 29 Autoparkplätze weg, die vor allem Pendler benutzen. Auf dem Bahnhofsvorplatz lassen sich jedoch nicht benötigte Taxistände zu elf Stellplätzen umwandeln. Unterm Strich fehlen so bis zu 18 Stellplätze. Laut Schwind ist angedacht, das Parken direkt am Bahnhof teurer zu machen. Die Plätze dort sollen Kurzzeitparker nutzen, die Reisende zum Bahnhof bringen. Langzeitparker und Pendler sollen den schlecht ausgelasteten Parkplatz Bergmannstraße verwenden - gebührenfrei.
Der Mitglieder des Bauausschuss befürworteten die Idee, Reisebusverkehr an den Bahnhof zu bringen. Bedenken richteten sich fraktionsübergreifend gegen die Anzahl der Plätze. Aus Sicht der Stadträte werden zu viele Autoparkplätze gestrichen. Es lasse sich noch nicht sagen, wie groß die Auslastung sein wird. Es kam der Vorschlag, die Busparkplätze ausschließlich zum Ein- und Aussteigen freizugeben. Zum Warten sollen die Busse an die Eishalle oder in die Kaserne fahren. So ließe sich die Zahl der Stellplätze am Bahnhof reduzieren. "Wir sollten starten und schauen wie es läuft", schlug Vogel als Kompromiss vor. Zunächst entstehen vier Busstellplätze in der Friedrich Ebert-Straße. Mit den zusätzlichen Autoparkplätzen an den Taxiständen fallen vorerst nur drei Autoparkplätze weg.
Pro Bad Kissingen Vorsitzender Ludewig hält das Vorgehen für richtig. "Ich stehe hinter der Entscheidung, wenn es gelingt, das Bahnhofsumfeld ansprechend zu gestalten", meint er.
Vorhandene Toilettenanlage am Bahnhof!? Die sind eine Zumutung: Beschmiert, (wenn überhaupt) schlecht geputzt, vom Geruch ganz zu schweigen. Auch der Zustand der Bahnsteigüberdachung lässt zu wünschen übrig: Riesige Löcher klaffen da. Und wenn man bei Regen doch trocken bleibt, kann es passieren dass einem der Taubenkot von oben trifft. Der zudem schon die Sitzbänke verschmutzt hat. Als Empfang im UNESCO-Welterbe eine Schande.