Bad Kissingen: Nach vier Jahren steigt der Strompreis

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Manfred Zimmer (links) und Ludwig Kiesel in der Netzleitstelle. Foto: Benedikt Borst
Manfred Zimmer (links) und Ludwig Kiesel in der Netzleitstelle. Foto:  Benedikt Borst

Die Stadtwerke erhöhen im Juni den Grundpreis um 6,2 Prozent. Betroffen ist ein großer Teil der 16 000 Kunden im Stadtgebiet. Gründe sind hohe Fixkosten.

Ludwig Kiesel arbeitet seit 30 Jahren im Herzen der Stadtwerke Bad Kissingen. Der Elektroanlageninstallateur betreut die Netzleitstelle. Hier laufen alle Informationen zusammen, die für eine sichere Stromverteilung und -versorgung benötigt werden. 450 Kilometer Stromleitungen über die 90 Millionen Kilowattstunden jährlich in alle Stadtteile geliefert werden, überwachen Ludwig Kiesel und seine Kollegen von hier aus.

Die Stadtwerke versorgen rund 16 000 Haushalte und Gewerbebetriebe in der Kurstadt mit Strom. Für einen größeren Teil der Kunden kündigt Stadtwerke-Geschäftsführer Manfred Zimmer nun eine Preiserhöhung an. Betroffen ist die Grundversorgung, also der Tarif, mit dem der Gesetzgeber die Stadtwerke verpflichtet, jeden Verbraucher zu einem angemessenen Preis mit Strom zu beliefern. "Hat jemand eine neue Wohnung und noch keinen Stromvertrag, aber er schaltet das Licht an, ist er automatisch in der Grundversorgung", erklärt Zimmer.


Im Durchschnitt 50 Euro teurer

"Der Grundtarif ist seit 2014 unverändert geblieben, obwohl sich die Abgaben in der Zeit deutlich verteuert haben", sagt der Stadtwerke-Chef weiter. Die Kosten, um ein Stromnetz vorzuhalten, werden zu einem immer größeren Anteil durch Fixkosten von Außen vorgegeben. Netzentgelte, Abgaben, Umlagen seien auf den ganzen Zeitraum betrachtet, gestiegen.


Der Strompreis in der Grundversorgung wird im Juni deshalb um 6,2 Prozent angehoben. Laut Zimmer entspricht das einer jährlichen Anpassung von rund 1,2 Prozent. "Das ist nicht unbedingt erfreulich für den Kunden, aber wir fallen damit nicht aus dem Rahmen", sagt er und verweist auf die Grundtarife, die auch andere Stadtwerke in der Region Main-Rhön verlangen (siehe Grafik). Die Erhöhung entspreche der allgemeinen Preisentwicklung.

Was bedeutet das für die Verbraucher? Bei dem durchschnittlichen Kunden in der Grundversorgung in Bad Kissingen handelt es sich nach Angaben von Zimmer um einen Zwei-Personenhaushalt, der jährlich um die 2500 Kilowattstunden Strom verbraucht. So ein Haushalt muss in Zukunft 50 Euro mehr und damit 835 Euro im Jahr für den Strom bezahlen.


Netzentgelt fast 20 Prozent gestiegen

Bei den Stadtwerken Hammelburg wurde der Preis für die Grundversorgung zuletzt vor einem Jahr erhöht. 2018 ist keine Preissteigerung vorgesehen, solange es bei den Fixkosten keine größeren Änderungen gibt, erklärt Geschäftsführerin Anja Binder auf Nachfrage. Ähnlich ist die Situation in Bad Brückenau. "Dieses Jahr passsiert nichts, solange auf gesetzlicher Seite nichts passiert", sagt der dortige Stadtwerke-Chef Michael Garhamer. Vergangenes Jahr hatte das Unternehmen die gesetzlichen Erhöhungen an die Verbraucher weitergeben.

Die Stadtwerke Hammelburg sind für rund 4400 Stromkunden zuständig. "Seit 2014 sind die Steuern, Abgaben und Umlagen um 6,3 Prozent gestiegen", rechnet sie vor. Die Kosten für das Netzentgelt verteuerten sich sogar um 19,3 Prozent. Dass die Beschaffungskosten für Energie gleichzeitig um 18,3 Prozent gesunken sind, kann das aber nicht ausgleichen. Im Grundtarif sind die Fixkosten für beinahe 80 Prozent des Strompreises verantwortlich. Binder: "2015 haben wir den Preis senken können. Dann haben wir immer moderat erhöht." Rund drei Prozent Erhöhung seien bei den Kunden angekommen.


Wechsel in Privattarife

Bis Ende April wollen die Kissinger Stadtwerke ihre Kunden über die Erhöhung informieren. Gleichzeitig will das Unternehmen seinen Öko-Stromtarif bewerben, der bislang noch nicht optimal angenommen wird. "Das ist zertifizierter Strom aus deutschen und österreichischen Wasserkraftanlagen", erklärt Zimmer. Vorteile für den Kunden: Sondertarife sind günstiger als der Grundpreis. Allerdings sind sie nicht so flexibel kündbar und haben eine längere Vertragslaufzeit. Aber auch das letztlich ein Vorteil, findet er: "Strom wird auf absehbare Zeit nicht günstiger. Je länger ein Vertrag läuft, umso mehr kann ich sparen." Weil der Kunde sich günstige Konditionen für einen größeren Zeitraum sichert.


Im zweiten Jahr steigen die Preise

Laut dem Vergleichsportal Vervivox liegen die Kissinger Stadtwerke mit ihren Sondertarifen im preislichen Mittelfeld. Der günstigste Tarif ist - zumindest im ersten Jahr und inklusive 175 Euro Wechselbonus - rund 150 Euro günstiger. "Der Kunde muss am Ende schauen, ob er richtig gerechnet hat", rät Zimmer. Auch die Konkurrenz habe nichts zu verschenken. Der Verbraucher werde oft mit Rabatten und günstigen Preisen gelockt. Die Preisgarantie ist in vielen Fällen allerdings eingeschränkt gültig, oft muss der Kunde später tiefer in die Tasche greifen. Nur "Stromnomaden", die regelmäßig den Anbieter wechseln, können viel Geld zu sparen. "Die Stadtwerke bieten dagegen eine relative Preissicherheit und Transparenz", macht er Werbung für kommunale Energieversorger.