Bad Kissingen bleibt weiterhin Fairtrade-Town. Aber was heißt das eigentlich genau und welche Anforderungen muss eine Stadt für das Siegel erfüllen?
Gerechte Löhne, keine Ausbeutung - was nach Utopie klingt, ist Teil des Programms von Fairtrade International. Stück für Stück soll die Situation für Kaffee- oder Kakaobauern in den Entwicklungsländern verbessert werden. Dabei hilft auch Bad Kissingen mit. Jüngst ernannte Transfair, die deutsche Mitgliedsorganisation von Fairtrade International, die Kurstadt an der Saale zum zweiten Mal für den Zeitraum von zwei Jahren als Fairtrade-Town.
Bad Kissingen: Bewusstsein für fairen Handel schaffen
"Wir wollen das Bewusstsein für fair gehandelte Produkte in die Köpfe der Menschen bringen", sagte Anton Schick (DBK), Zweiter Bürgermeister der Stadt Bad Kissingen, bei der Übergabe der Urkunde. Sprichwörtlich gelingt das beispielsweise mit dem Kaffee, der bei den Stadtratssitzungen ausgeschenkt wird.
Aber nicht nur Stadträte kommen in den Genuss von Fairtrade Produkten. "Wir haben über das Jahr verteilt einige Aktionen, die sich mit der Thematik beschäftigen", teilte Susanne Wahler-Göbel, die Sprecherin der Fairtrade-Steuerungsgruppe in Bad Kissingen, mit. "Bei der Bewerbung sind diese Aktionen dann ein wichtiges Kriterium." In Bad Kissingen fällt zum Beispiel die faire Woche im September, der Frühlingsmarkt oder der Weihnachtsmarkt in diese Kategorie. "Wir sind dort mit Infoständen vor Ort und wollen den Menschen zeigen, was es alles gibt", sagte Bianca Key, die Vorsitzende des Eine-Welt Vereins in Bad Kissingen.
Dabei gelte es, die Bekanntheit von Bad Kissingen zu nutzen. "Gut wäre es, wenn wir bei den großen Veranstaltungen in Bad Kissingen, wie dem Rakoczy-Fest, auf Fairtrade-Produkte setzen könnten", meint Key.
Als Fairtrade-Produkte gelten allerdings nicht nur Kaffee und Kakao, sondern auch Fußbälle. Anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr gab es für jeden Fußballverein in Bad Kissingen einen fair hergestellten Fußball. "Wir wollen Anschieber, Ideengeber und Vorbild sein", erklärte Schick. Dass Nachfrage an Fairtrade-Produkten besteht, zeigt sich beim Blick auf die Zahlen. Innerhalb von etwa fünf Jahren hat sich laut Transfair der Umsatz von Fairtrade-Produkten von 827 Millionen auf 1,624 Milliarden Euro erhöht.
Fairtrade kostet mehr
Die Vorbildrolle ist allerdings eine Kostenfrage, denn Fairtrade-Produkte sind teurer. Trotzdem tragen laut Schick derzeit etwa 25 Unternehmen in Bad Kissingen die Verantwortung für eine etwas bessere Welt mit. Damit erfüllt Bad Kissingen ein weiteres Kriterium für die erfolgreiche Bewerbung. "Darunter sind zum Beispiel Gastronomen, Einzelhändler, aber auch soziale Einrichtungen", führte Wahler-Göbel aus. In den beteiligten Geschäften und Betrieben können Kunden Fairtrade-Produkte kaufen.
Einmal Fairtrade, immer Fairtrade gilt für den Dachverband Transfair jedoch nicht. Für die erneute Bewerbung als Fairtrade-Town galt es unter anderem einen Fragebogen auszufüllen. "Das war eine mehrstündige Arbeit", sagt Wahler-Göbel rückblickend. Berücksichtigt neben den oben genannten Kriterien wird außerdem die öffentliche Aufklärungsarbeit und die Berichterstattung zum Thema des fairen Handels in den lokalen Medien. "Die Zusage kam dann relativ zügig."