Im Altlandkreis Bad Brückenau dürfen keine Windräder gebaut werden. Doch in der hessichen Nachbargemeinde sieht das ganz anders aus. Das betrifft auch die Bürger von Volkers...
Wenn Heike Kötzner ihre Joggingrunde dreht, dann taucht sie ganz in die Natur rund um Volkers ein. Die Ortsvorsteherin (CSU) liebt den Blick auf die Berge, wo rau der Wind weht. Für sie ist egal, ob diese Berge in Hessen liegen oder in Bayern. Doch für Investoren, die Windräder bauen möchten, macht das einen Unterschied, einen großen Unterschied sogar. Denn während der Bau von Windkraftanlagen im Altlandkreis Bad Brückenau nicht erlaubt ist, tobt in der hessischen Nachbargemeinde Sinntal der Kampf um die besten Standorte.
"Wenn wir schon Windkraftnutzung zulassen müssen, dann wollen wir auch bestimmen, wo Windräder gebaut werden", sagt Carsten Ullrich (SPD), Bürgermeister der Gemeinde Sinntal. Deshalb hat die Gemeinde ein Planungsbüro damit beauftragt, die Eignung des Geländes für Windkraftnutzung zu untersuchen.
Neun Potenzialflächen mit unterschiedlich guter Eignung liegen nun vor (siehe Grafik). Eine davon liegt in unmittelbarer Nähe zum Volkersberg.
Unterschiedliche Abstandsregeln "Nicht die Grenze sollte zählen, sondern die schützenswerte Landschaft", sagt Kötzner. Schließlich seien heute die Windkraftanlagen schon bis zu 200 Meter hoch. Im November hat der Bayerische Landtag die so genannte 10H-Regelung beschlossen. Sie sieht vor, dass beim Bau von Windrädern die zehnfache Höhe der Anlage als Abstand zum nächsten Ort eingehalten werden muss - es sei denn, die betroffene Kommune hebt diese Regel auf.
Im Fall von Volkers wären das also zwei Kilometer. Doch in Hessen wiederum gelten andere Gesetze. Der Planungsentwurf der Gemeinde Sinntal sieht lediglich einen Kilometer Abstand vor.
"Es wäre sinnvoll, wenn da alle an einem Strang ziehen würden", setzt sich Kötzner für einheitliche Abstände ein. Auch sonst ist sie wenig begeistert von den Plänen, immerhin ist Volkers auch von der Stromtrasse Südlink direkt betroffen. "Dann sind wir dreifach gestraft", sagt sie, denn die Autobahn führe ja auch unmittelbar am Ort vorbei.
Bei den Plänen der Gemeinde Sinntal handelt es sich erst mal um einen Vorentwurf. Vom 12. Januar bis 13. Februar läuft das Beteiligungsverfahren. "Da sind die Nachbarkommunen auch auf der bayerischen Seite mit involviert", sagt Ullrich. Bis sich ein Windrad dreht, dauert es noch. Das letzte Wort hat nämlich nicht Ullrich, sondern das Regierungspräsidium Darmstadt.