Start ins Gartenjahr
Autor: Isabell Gerr
Eckarts, Dienstag, 24. April 2018
Mit ihrem Vater stellte Julia Hildmann einen Gemeinschaftsgarten in Eckarts auf die Beine. Die junge Frau ist am Sonntag nach Brasilien ausgereist. Sie unterstützt dort eine einheimische Bildungsinitiative. Das Gartenprojekt zuhause soll weitergehen.
Im Frühjahr 2017 startete das beschauliche Dorf Eckarts den Versuch eines "Community Gardens". Ein Garten für alle soll es sein: Zusammen arbeiten und zusammen ernten, lautet die Devise. Von vielen wurde das Projekt belächelt. Warum sollten die Dorfmitglieder zusammen kommen, um einen Garten anzulegen, wenn doch im ländlichen Gebiet fast jeder selbst einen eigenen Garten hegt und pflegt? So etwas funktioniert doch nur in den großen Städten, so die Anfangsskepsis. Die Antwort ist: Gemeinschaft und aktives Dorfleben. So entstand durch den Community Garden die Möglichkeit, sich auszutauschen, zu fachsimpeln und gemeinsam etwas zu gestalten.
Auf die erste Aktion wurden noch mit Flugblätter aufmerksam gemacht. Die Resonanz war überraschend groß, so trafen sich rund 30 Eckartser, als Julia und ihr Vater Robert Hildmann die Idee eines Gemeinschaftsgartens vorstellten. Seitdem ist viel passiert und die Eckartser können auf eine Reihe Aktionen rund um ihren Garten zurückblicken. Höhepunkt des vergangenen Jahres war eine Gedenkfeier zum 500. Jahrestags der Reformation. Neben der Dorfillumination kredenzte ein heimischer Koch Kürbissuppe für die ganze Gemeinde - aus selbst angebauten Kürbissen aus dem Gemeinschaftsgarten.
Einheimische, Zugereiste und Syrer
Insgesamt finden fünf große Aktionen pro Jahr statt, bei welchen angepackt, gepflanzt und geerntet wird. Neben dem Anbauen und Ernten steht besonders die Gemeinschaft im Mittelpunkt. Der passionierte Landschaftsgärtner Robert Hildmann lernt, sich zurückzunehmen: "Es ist schließlich nicht das Ziel, alles schnell zu machen, sondern es gemeinsam anzugehen." Es solle nicht nur die Dorfgemeinschaft gestärkt werden, sondern allen Menschen Raum gegeben werden, die sich gerne bei der Gartenarbeit verwirklichen wollen.
So kommt pro Treffen eine bunte Mischung an Menschen zusammen, bestehend aus Einheimischen, Syrern, "Zugereisten" oder auch Freunden aus benachbarten Dörfern. Schon die Kleinsten packen mit an und die erfahrenen Gärtnerinnen des Ortes geben gerne ihren Wissensschatz weiter. "Wir wollen einen lebendigen Gartenbau, deswegen bin ich hier", erzählt zum Beispiel Norbert Schmähling aus Oberthulba.
Prinzip der Permakultur
Im Community Garden wird mit dem Verfahren der Permakultur gearbeitet. "Dieses moderne und doch altbekannte Verfahren arbeitet mit Kreisläufen und einem geschlossenem System", erklärt Robert Hildmann. So wird beispielsweise der Grünschnitt als Mulch verwendet. "Pflanzen werden so kombiniert, das es passt und sie sich bestmöglich ergänzen", fährt er fort. So werden auch ungewöhnliche Anbauideen verwirklicht, indem man Zeitungen auslegt, diese mit Heu bedeckt und dort Nutzpflanzen anbaut.
Für Pflanzen, die mehr Wärme benötigen, legten die Hobby-Gärtner ein "Lasagne-Beet" an. Dieses ist, ähnlich wie bei einer Lasagne, aus verschiedenen Schichten aufgeschichtet und mit einer Steinmauer begrenzt, welche Wärme abstrahlt. Dort gedeihen besonders gut Paprika und verschiedene Salate. Teil der Permakultur ist es auch, dass Tiere oder vermeintliches Ungeziefer wie Ameisen oder Schnecken nicht beseitigt werden. So findet man neben einem Ameisenhaufen auch immer wieder Blindschleichen oder Schnecken, die sich im Gemeinschaftsgarten wohlfühlen.
Julia Hildmann, die die Idee eines Gemeinschaftsgartens eingebracht hatte, hat viele Fans der Permakultur gefunden, "da dies die ideale Kombination von Natur und Anbau ist." Damit sich nicht nur die Eckartser Dorfbewohner an ihrem Garten erfreuen können, soll in naher Zukunft eine Erläuterungstafel angebracht werden, um auf die tolle Gemeinschaft und die Idee der Permakultur hinzuweisen.