Sommerinterview: Karin Bauer im Gespräch
Autor: Ulrike Müller
Bad Brückenau, Mittwoch, 23. August 2017
Karin Bauer muss das Eigene der Stadt herausstellen und gleichzeitig den Schulterschluss mit dem Staatsbad suchen - eine nicht ganz einfache Aufgabe.
An ihr kommt der Gast nicht vorbei. Seit 2001 leitet Karin Bauer die Tourist-Info, zuvor arbeitete sich bereits sechs Jahre im Büro Bauleistung bei der Stadtverwaltung. Die Oberfränkin liebt die Rhön, nicht zuletzt, weil die Landschaft sie an ihre Kindheit in Ebermannstadt (Fränkische Schweiz) erinnert. Im Sommerinterview mit der Saale-Zeitung redet sie über die Situation der Gastronomie, das schwierige Verhältnis zum Staatsbad und Träume, die sie für die Stadt hat.
Frau Bauer, Sie haben Apothekenhelferin gelernt, die Drogerieabteilung einer Supermarktkette geleitet und waren Einrichtungsberaterin in einem Möbelhaus. Wie kommt man da zum Tourismus?
Karin Bauer: Wenn man meinen Werdegang anschaut, war ich immer im Kundenkontakt, im Verkauf. Mein Organisationstalent und die Freude, mit Menschen umzugehen, haben sich als roter Faden durchgezogen.
Als Marketing-Chefin ist das sicher eine leichte Frage für Sie: Was kann Bad Brückenau gut?
Die kurzen Wege, dieses Persönliche. Die Stadt hat schon einen heile-Welt-Charakter. Das haben wir der Großstadt entgegenzusetzen. Wenn ich Informationsbroschüren zusammenstelle, staune ich immer wieder über die Infrastruktur, die der relativ kleine Ort doch bietet.
Sie setzten sich lange dafür ein, dass die Heilquellen wissenschaftlich untersucht werden. Warum war diese Gutachten so wichtig?
Das hat uns bisher gefehlt, um konkrete Werbeaussagen machen zu können. Vorher hatten wir nur historische Dokumente über die Siebener Quelle und den Georgi Sprudel. Was Professor Christoph Gutenbrunner vorgelegt hat, ist die Basis, das Handwerkszeug.
Das Gutachten ist im Herbst 2015 fertig geworden. Was ist seitdem passiert?
Nach der Vorstellung der Ergebnisse entschied der Stadtrat, den Professor auch für die Begleitung des Prozesses herzuholen. Seitdem haben wir eine Broschüre über unsere Heilquellen aufgelegt, die schon in 2. Auflage gedruckt wurde. Im Frühling starteten wir die Vermarktung der Bad Brückenauer Heilwasserkur in Zusammenarbeit mit der Malteser Klinik von Weckbecker. Und zur Gesundheitsstadt folgt die Einführung der Venen Intensiv-Tage in Kooperation mit der Capio Franz von Prümmer Klinik. Auch die Zusammenarbeit mit dem Badearzt Wolfgang Wildenauer und die Weiterbildung seines Sohnes Cosmas Wildenauer zum Badearzt waren wichtige Bausteine unseres Heilquellenprojekts.
Wie oft ist die Heilwasserkur schon gebucht worden?
Sie ist nachgefragt, aber noch nicht gebucht worden. Wir müssen da einfach Geduld haben.
Die Gastronomie in der Innenstadt ist in einem prekären Zustand. Kann sich eine Kurstadt das erlauben?
Dem Gast muss ein adäquates Angebot gemacht werden, da haben Sie Recht. Deshalb haben wir in diesem Jahr schon zweimal zu einem runden Tisch eingeladen. Die Resonanz hat sich aber leider nur auf Einzelne beschränkt. Unser Ziel ist es, auf der Speisekarte das Logo "Für gesunden Genuss" einzuführen und den Gastronomen zu zeigen, wie sie mit möglichst geringem Aufwand eine regionale und saisonale Küche anbieten können, auch in Zusammenarbeit mit der Dachmarke Rhön.
Kann es Aufgabe der Stadt sein, die Gastronomie wiederbeleben zu wollen?
Es kann nicht die Aufgabe der Stadt sein, die unternehmerischen Dinge zu lösen. Aber eine Stadt kann die Rahmenbedingungen so gestalten, dass Gastronomen unterstützt werden - wenn auch nur mit ganz begrenzte Möglichkeiten.
Die Tourist-Info orgamisiert das Stadtfest, den Pinklauf und alle zwei Jahre die Gesundheitsstadt. Ist das mit dreieinhalb Stellen personell zu stemmen?
Wir schaffen das. Aber natürlich ist das ein Spagat, denn in erster Linie ist die Tourist-Info ja für Gästeanfragen da. Ohne die Unterstützung der Vereine beim Stadtfest und dem Pinklauf würde es nicht gehen. Dass wir die Projektleitung für die Gesundheitsstadt und den Pinklauf an Uwe Schmidt vergeben haben, halte ich für sehr sinnvoll. Diese kleine Stadt stellt so viel auf die Beine. Das Zusammenspiel, auch mit unseren Kliniken, klappt ganz hervorragend.
Das Verhältnis zum Staatsbad gilt als schwierig. Wie erleben Sie die Zusammenarbeit?
Es ist schwierig, das hat aber nichts mit der persönlichen Ebene zu tun. Die Zusammenarbeit hört da auf, wo es die Kosten berührt. Beim öffentlichen Nahverkehr zum Beispiel trägt die Stadt den Löwenanteil. Wenn der Freistaat wiederum viel Geld ins Staatsbad investiert, kommt das dem ganzen Ort zugute.
Viele Gäste sind irritiert und nehmen Stadt und Staatsbad als zwei völlig verschiedene Welten wahr...
Es gibt Erklärungsbedarf, ja. Ich achte aber darauf, dass wir mit dem Gast positiv kommunizieren.
Wie meinen Sie das?
Wir empfehlen jedem Gast, auch das Staatsbad zu besichtigen. Für uns ist der Kurpark ein Leuchtturm. Die Stadt ohne das Staatsbad, was wäre das? Auf der anderen Seite braucht das Staatsbad auch die Stadt. Kein Kurgast kann drei Wochen im Park sitzen. Auch für die Kliniken ist es wichtig, dass sich die Stadt gut präsentiert.
Haben Sie noch Träume für die Stadt?
Die Georgi-Halle als Gesundheitszentrum auszubauen mit dem Hotel zur Mühle und der Prümmer-Klinik. Dazu gehört, mehr Aufenthaltsqualität im Georgi-Park zu schaffen. Auf dem Weg ins Staatsbad könnten Kunststationen aufgebaut werden. Unsere Gäste könnten dann von Park zu Park lustwandeln.
Sie leben seit 22 Jahren in der Stadt. Sind Sie hier heimisch?
Bad Brückenau ist Heimat für mich geworden. Ich habe mich von Anfang an hier wohlgefühlt. Ich mag das Kleinstädtische, die Überschaubarkeit. Ich bin eine bekennende Landpomeranze.
Das Gespräch führte Ulrike Müller.