Seit 1. Mai 2014 bestimmt Roland Römmelt das Geschick der Gemeinde Riedenberg. Im Interview spricht er über die Grundschule, den Frust über die Sinntalbahn und den herben Verlust, den der Gemeinderat jüngst hinnehmen musste.
Herr Römmelt, seit Mai sind Sie Bürgermeister von Riedenberg. Sind Sie im Amt angekommen?
Roland Römmelt: Ich denke schon. Das Geschäft war für mich ja nicht ganz neu, weil ich ja schon 2. Bürgermeister war. Den Aufwand habe ich vielleicht ein bisschen unterschätzt. Es sind schon viele Termine. Als ehrenamtlicher Bürgermeister hat man es da nicht so einfach.
Gleich zu Beginn Ihrer Amtszeit mussten Sie den Verlust Ihres Stellvertreters Erwin Hergenröder verkraften. Wie sehr hat Sie sein Tod getroffen?
Sehr stark. Das war für uns alle, den Gemeinderat und den gesamten Ort, ein Schock. Erwin hat sehr viel für die Gemeinde getan, auch für die Vereine. Er fehlt im Gemeinderat. Seine Ideen und überhaupt seine ganze Art, mit der er sich eingebracht hat. Aber die Arbeit muss natürlich weitergehen.
Was waren ihre ersten Projekte als Bürgermeister?
Ich durfte zunächst einmal die neue Mehrzweckhalle und den Marienaltar einweihen. Dann haben wir unser Kapelli saniert und ein neues Feuerwehrauto übergeben. Wobei diese Projekte natürlich alle noch vom alten Gemeinderat und meinem Vorgänger Robert Römmelt auf den Weg gebracht wurden.
Und was steht als nächstes an?
Der Breitbandausbau. Was das Internet angeht, so sind wir hier in Riedenberg lange schlecht versorgt gewesen. Da müssen wir zukunftsfähig bleiben, damit uns die Jugend nicht davonläuft. Ich hoffe, das Ende November schon der Anbieter feststeht. Wann wir allerdings mit dem Ausbau anfangen können, kann ich jetzt noch nicht sagen.
Auf welche technische Lösung setzen Sie denn? Glasfaser oder Richtfunk?
Die Funklösung ist immer die schlechtere Variante.
Wir bekommen Glasfaser bis zu den Verteilern, so viel ist schon klar. Wir wollen die Beleuchtung in der Sinntal- und der Kreuzbergstraße schon mit dem Glasfaser-Ausbau verbinden.
Auch die Bergseestraße soll ja gemacht werden ...
Genau. Die Bergseestraße wird saniert. In diesem Zuge soll auch das Kanalsystem und Teile der Trinkwasserversorgung erneuert werden. Baustart ist 2015. Das hat der Gemeinderat schon beschlossen. Die Bürger werden rechtzeitig über die Maßnahme informiert.
Wenn wir schon mal beim Abwasser sind... Wird sich die Gemeinde für einen Anschluss an die Kläranlage in Bad Brückenau entscheiden?
Das kann ich jetzt noch nicht sa gen. Das hängt ja davon ab, was die nachhaltigste und wirtschaftlichste Lösung ist. Unsere Kläranlage hat noch eine Laufzeit bis 2020. Das muss man ja aber nicht ausreizen.
Auch Wildflecken steht vor der Frage, ob die Gemeinde eine eigene Kläranlage baut oder sich Bad Brückenau anschließt.
Ich persönlich könnte mir vorstellen, dass wir eine Kläranlage für den oberen Sinngrund in Riedenberg bauen. Es gibt heute hocheffiziente, kleine Anlagen. Die Gemeinde Oberleichtersbach hat ja auch eine neue Kläranlage gebaut.
Und 2,3 Millionen Euro dafür ausgegeben...
Soviel können wir natürlich nicht stemmen, aber ein Millionenprojekt wird das allemal. Die Investitionen für den Anschluss nach Bad Brückenau sind auch nicht wesentlich geringer.
Widerspricht das nicht dem Anliegen der Rhönallianz, sich als gesamte Region gut aufzustellen?
Die Rhönallinaz hängt ja nicht vom Abwasser des oberen Sinngrundes ab. Den Allianzgedanken verlieren wir nicht aus den Augen.
Aber nur weil wir die Rhönallianz haben, heißt das nicht, dass jetzt alles nach Bad Brückenau kommt. Wie schon gesagt, da müssen wir genau rechnen, welche Lösung am günstigsten ist.
Wenn jede Gemeinde am Ende doch selbst entscheidet, macht da eine kommunale Allianz überhaupt Sinn?
Auf jeden Fall, denn die Fördergelder sind an die Größe einer Region gekoppelt. Für mich wäre es ein tolles Projekt, wenn wir mit Hilfe der Rhönallianz Leerstände im Ortskern kaufen und neu gestalten könnten. Und das ist nur ein Beispiel, wo wir von der Allianz profitieren. Was die Projekte angeht, so ist die Rhönallianz noch in einer Findungsphase. Ein anderes Thema ist die Sinntalbahn.
Wie stehen Sie dazu?
Die Reaktivierung der Strecke wäre an und für sich eine tolle Geschichte. Aber das kann niemand finanzieren.
In der Bevölkerung ist das Votum eindeutig: Radweg auf die Trasse! Dem schließt sich der Gemeinderat an. Wir haben um Riedenberg keinen Radweg. Für uns ist die Anbindung an das Radwegenetz eine wichtige Sache.
Noch eine Frage zur Schule.
Wie lange wird die Gemeinde ihre Grundschule halten können?
Ich hoffe noch sehr lange. Die Geburtenzahlen sind etwas besser geworden. Wir haben noch drei Klassen, die zum Teil jahrgangsgemischt unterrichtet werden. Aber auch mit zwei Klassen kämen wir noch zurecht. Durch den Schulverbund mit Wildflecken kommen die Oberbacher Kinder zu uns. Wir haben eine sanierte Schule und könnten die Kinder des gesamten oberen Sinngrundes beschulen.
Eine letzte Frage. Wie würden Sie diesen Satz beenden: Riedenberg ist für mich...
...Heimat. Hier bin ich geboren. Hier fühle ich mich wohl. Wir haben alles hier, was man zum Leben braucht. In Riedenberg kann jeder glücklich werden.
Das Gespräch führte Ulrike Müller