Pfarrer Michael Krammer wird Kothen und Motten verlassen. Er blickt zurück auf eine volle erfüllte Zeit, die ihn aber auch nachdenklich machte.
"Es ist das letzte Mal, dass ich das Wallfahrtsjahr eröffnen darf. Der Abschied fällt nicht leicht, aber er ist nötig", sagte Pfarrer Michael Krammer am Ende des Eröffnungsgottesdienstes für das Wallfahrtsjahr auf dem Maria Ehrenberg. Damit dürfte auch besonders auf hessischer Nachbarseite die Nachricht vom Weggang Pfarrer Krammers, angekommen sein. Im Oktober 2005 hatte er die Pfarrstelle in Kothen und Motten mit Filiale Speicherz angetreten. Sein Vorgänger Pfarrer Lothar Kirchner war zuvor im Januar 2005 überraschend verstorben. Nun wechselt der 48-Jährige auf eigenem Wunsch. Die Bewerbung für eine neue Pfarrstelle hatte er zu Ostern abgeschickt. Es ist ein Moment zurückzublicken und Fragen zu stellen.
Was fällt Ihnen rückblickend sofort ein?
Michael Krammer: "Wahnsinnig viele Eindrücke, Neues und viel gelernt. Ich konnte meinen Vorgänger nichts fragen. Verschiedenes konnte ich ausprobieren. Ein Jahr leitete ich alleine Kothen, Motten und Speicherz, kurz darauf vertrat ich in Schondra und Oberleichtersbach. Hier hatte ich gute Mitarbeiter. Zwei Jahre später Vertretung im Oberen Sinngrund ebenfalls mit einem guten Team. Und natürlich in Bad Brückenau und hier, immer ein gutes Team. Es war eine volle erfüllte Zeit, in der ich viel gelernt habe, aber auch mich selbst und andere überfordert habe. Nicht alles, was ich für wichtig erachtet habe, war für den einen oder anderen wichtig. Ich musste auch zurückstecken und habe Federn gelassen."
Was nehmen Sie aus 13 Jahren mit?
"Ich nehme mit, dass die Menschen sofern sie sich noch mit Kirche und Gemeinde identifizieren, diejenigen sind, die Bezugspunkte haben möchten. Sie lassen sich gerne einladen. Das Schritttempo muss angepasst werden. Kirche und Gemeinde müssen anders gedacht werden."
Als Sie vor 13 Jahren die Pfarrstelle hier in der Rhön angetreten haben, wünschten Sie sich auch ein bisschen Zeit zu haben für ein gutes Buch, ein bisschen wandern und schwimmen. Haben Sie diese Zeit gefunden?
"Vier bis fünf Bücher liegen da und warten darauf, gelesen zu werden, unter anderem "Unterwerfung" von Michel Houellebeco. Ich habe gelernt, Auszeiten zu nehmen. Im Sommer, Pfingsten oder zu Weihnachten bin ich immer ein paar Tage fort. Theologisches habe ich gelesen, anderes aber eher Nein. Samstag oder Sonntag mal wandern, ja. Schwimmen eher weniger."
Sie haben die Pfarreiengemeinschaft St. Georg und Maria Ehrenberg gemeistert, was war der Grund für Ihre Entscheidung, von hier wegzugehen?
"Sie ist noch nicht vollendet, aber dass ist zweitrangig. Ich habe sie in die Wege geleitet und angeleitet, nun muss sie wachsen. Gießen und düngen darf ein anderer. Es gab Kleinigkeiten, die mich nachdenklich gemacht haben, die mir nicht gut getan haben gesundheitlich. Es hat Spaß gemacht. Ich bin dankbar für die Zeit. Aber es ist Zeit etwas Neues zu machen."
Hatten Sie sich Ziele gesteckt vor Amtsantritt der Pfarrstelle in Kothen und Motten, und gibt es etwas, dass Sie sich vorgenommen und nicht erreicht haben?
"Konkrete Ziele hatte ich keine. Wie ist es, und wie läuft es, konnte ich meinen Vorgänger nicht fragen. Was mir nicht gelungen ist, sind die anstehenden Bauprojekte in Zeit und Maß durchzuziehen. Ich hinterlasse offene Maßnahmen, das stört mich sehr. Unvollendet ist das Bewusstsein für die Pfarreiengemeinschaft. Hier ist noch viel Lokalpatriotismus da. Dafür die Herzen zu erwärmen, das ist weit hinter meinen Anforderungen geblieben, das ist sehr schade. Hierfür bedarf es noch viel Geduld und man muss einen langen Atem haben."
Was wird Ihnen fehlen?
"Sicher der Maria Ehrenberg."