Neuer Glanz für Mottens alte Automobile
Autor: Rolf Pralle
Motten, Dienstag, 28. November 2017
In Motten existiert eine große Privatsammlung von Oldtimern. Mit der "Mottenkiste" führt Marius Jestädt das Lebenswerk seines verstorbenen Vaters fort.
"Wir sind kein Museum. Unsere Halle ist seit dem Sommer für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich", betont Marius Jestädt vor dem Hintergrund, dass es noch immer Anfragen nach Besichtigungsterminen und anderen Veranstaltungen in der "Mottenkiste" gibt. "Ich musste mich zu diesem Schritt entschließen, es ging einfach nicht mehr anders", sagt der 32-Jährige, wobei aber durchaus ein gewisses Bedauern in seinen Worten mitschwingt.
In den vergangenen Jahren war die 2014 fertiggestellte Halle, in der auf rund 1000 Quadratmetern etwa 50 Fahrzeuge Platz finden, nach vorheriger Terminvereinbarung regelmäßig für den Besuch von interessierten Gruppen, Stammtischen oder Oldtimerclubs geöffnet. Darüber hinaus wurden für die Gäste sogar kostenlose Führungen angeboten. Diese Zeiten sind jetzt endgültig vorbei. "Es waren dann doch zu viele Leute. Die Beschädigungen an den Wagen, ob nun unabsichtlich oder mutwillig, haben überproportional zugenommen", blickt Jestädt mit etwas Wehmut zurück. Die dann notwendige Ersatzteilbeschaffung habe sich als äußerst schwierig und in einigen Fällen sogar als unmöglich erwiesen. Aufwändige Reparaturen an den historischen Karossen seinen zwischenzeitlich richtig ins Geld gegangen. Das habe er aus eigener Tasche nicht mehr finanzieren können und auch nicht wollen.
Besucher geben Beschädigungen nicht zu
Besonders geärgert hat ihn dabei die Tatsache, "dass die Besucher nicht gesagt haben, wenn etwas kaputt gegangen ist". Die Situation sei wegen des Andrangs häufig schnell unübersichtlich geworden. Seit einigen Monaten diene die "Mottenkiste" daher nur noch als "reine Unterstellhalle".In den Genuss, die prachtvollen Fahrzeuge zu betrachten, kommen die Autofans aber nach wie vor. "Wir nehmen selbstverständlich weiterhin an Oldtimer-Treffen teil und fahren regelmäßig bei historischen Rallyes mit", versichert Jestädt. Und auch seinen Freunden und Bekannten will der Kfz-Sachverständige und Schadensgutachter zu besonderen Anlässen einen fahrbaren Untersatz zur Verfügung stellen.
Der Mottener Autonarr ist in der Oldtimer-Szene fest verwurzelt, wobei ihm natürlich auch sein Beruf zugute kommt. So darf sein Ingenieurbüro sogar Oldtimer-Wertgutachten erstellen. Diese Dienstleistung werde von den Liebhabern alter Limousinen beim Kauf oder Verkauf gern in Anspruch genommen.
Schon als Junge bei Ausfahrten dabei
Das Thema Oldtimer hat in Motten eine lange Geschichte. "Mein Vater hat schon zu Studienzeiten mit dem Sammeln begonnen. Ich bin in sein Hobby dann praktisch so mit reingewachsen", erinnert sich Marius Jestädt. Schon als kleiner Junge war er bei den Ausfahrten mit dabei, später begann er dann selbst mit "der Schrauberei". Anfangs waren die alten Autos, die Vater Matthias in verschiedenen Ländern entdeckt, gekauft und auf teilweise abenteuerlichen Wegen in die Rhön gebracht hatte, in Scheunen und Garagen der Umgebung untergebracht. Mit dem Hallenbau vor rund vier Jahren erfüllte sich der inzwischen verstorbene Senior dann seinen Lebenstraum. "Endlich waren alle liebevoll restaurierten Schmuckstücke an einem Platz", beschreibt der Sohn das damalige Erfolgserlebnis.Angefangen hatte alles mit einem VW Käfer, in dem seine Mutter noch täglich unterwegs war. Nach und nach gesellten sich dann Wagen unterschiedlicher Fabrikate, Größe oder Motorleistung hinzu. "Wir haben ganz einfach unsere Kinderträume verwirklicht. Mein Vater hatte sein Augenmerk hauptsächlich auf den Modellen der 1950er und 1960er Jahre, für mich sind eher die 1970er bis 1990er Baujahre interessant", umreißt Junior Jestädt das breite Spektrum historischer Schmuckstücke.
Schnittige Cadillacs neben einem alten Buick
Vertreten ist in der "Mottenkiste" praktisch alles, was Sammler- und Liebhaberherzen höher schlagen lässt. Da stehen schnittige Cadillacs neben einem alten Buick, den der Vater seinerzeit während einer Amerika-Tour auf einer abgelegenen Farm entdeckt hat. Die Parade der Kleinwagen führt das Fuldamobil an. Das "rasende Ei" ist eine absolute Rarität. Darüber hinaus sind zahlreiche Fahrzeuge aus deutscher Produktion aufgereiht, an deren Steuer früher so mache prominente Persönlichkeit gesessen hat. "Jedes in mühevoller und zeitraubender Kleinarbeit restaurierte Stück hat seine eigene Geschichte", weiß Jestädt zu berichten.Einen weiteren Wunsch aus seiner Jugendzeit konnte der 32-Jährige inzwischen ebenfalls realisieren. Der kleine Clubraum ist einem amerikanischen Diner nachempfunden und geschmackvoll in die große Unterstellhalle integriert. "Die Einrichtung besteht aus Original-Mobiliar aus den USA", betont der Autoliebhaber nicht ohne Stolz.