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Kissinger Straße: Sanierung doch schon 2015?


Autor: Ulrike Müller

Bad Brückenau, Montag, 20. April 2015

Der Wiesenknopf-Ameisenbläuling am Hammelburger Berg hat dem Staatlichen Bauamt einen Strich durch die Rechnung gemacht. Im Hintergrund deutet sich derweil eine Lösung für die Kissinger Straße an.
Die Kissinger Straße in Bad Brückenau müsste dringend saniert werden. Foto: Ulrike Müller/Archiv Saale-Zeitung


Es ist noch gar nicht so lange her, da fasste sich der gemeine Zeitungsleser an den Kopf: Der Wiesenknopf-Ameisenbläuling verzögert die Sanierung des Hammelburger Berges, stand da zu lesen. Das wiederum schiebe die Sanierung der Kissinger Straße erneut auf. Wann endlich gebaut wird - völlig unklar.

Die Reaktionen reichten von "Ich bin Ameisenbläuling" über "Das hat uns doch wieder der Bund Naturschutz eingebrockt" bis hin zu "Wer hat denn den Schmetterling fliegen sehen? So kurz nach dem Winter..." Ein Grund, der Unteren Naturschutzbehörde (UNatSchB) am Landratsamt Bad Kissingen einen Besuch abzustatten.

Geschützt nach FFH-Richtlinie

"Der Wiesenknopf-Ameisenbläuling ist keine Erfindung hier im Haus", sagt Thomas Schoenwald, Jurist am Landratsamt. Dann legt Doris Hupfer von der UNatSchB einen Zettel auf den Tisch. "Bundesamt für Naturschutz" steht darauf, und "FFH-Richtlinie". "Der Wiesenknopf-Ameisenbläuling ist eine von 16 Schmetterlingsarten, die europarechtlich geschützt sind", erklärt Hupfer.

Die Art sei im Rahmen der Voruntersuchungen, die ein Fachbüro im Auftrag des Staatlichen Bauamtes Schweinfurt durchgeführt habe, gefunden worden - und zwar schon im Juli und August 2014. "Direkt im Böschungsbereich der B 27 sind fliegende Exemplare und Futterpflanzen gefunden worden", räumt Hupfer alle Zweifel aus dem Weg. Das Landratsamt, so Schoenwald, sei Mitte Januar informiert worden.

Baustart noch 2015 möglich

"Das ist für mich unverständlich", wettert Karlheinz Schmitt (CSU), Verkehrsreferent im Stadtrat. Die brisante Information hätte sofort weitergegeben werden müssen, um rechtzeitig reagieren zu können. Vielleicht, sagt Schmitt, hätte dann heuer schon die Kissinger Straße saniert werden können. So aber verstrich wertvolle Zeit. "Ich sehe das aus meiner Sicht fast als eine bewusste Verzögerung der Baumaßnahme an", findet Schmitt deutliche Worte.

"Von einer bewussten Verzögerungstaktik kann überhaupt keine Rede sein", stellt Thomas Bothe, Leiter des Staatlichen Bauamtes, klar. Zwischen dem "Alarmglocken-Schrillen" und der behördlichen Planung seien viele Gespräche gelaufen, die sehr zeitintensiv gewesen seien. "Es ist uns bewusst, dass der Zustand der Kissinger Straße unzumutbar ist", sagt Bothe.

Suche nach Alternativ-Population

Und dann sagt der Leiter des Staatlichen Bauamtes einen Satz, der aufhorchen lässt. "Wir haben eine tragfähige Basis, um mit der Sanierung der Kissinger Straße noch in diesem Jahr zu starten." Es habe "sehr konstruktive Gespräche" mit der Stadt und den Stadtwerken gegeben. Es sei möglich, dass die Ausschreibungen im Sommer fertig seien und die Stadtwerke noch vor dem Winter mit den Kanalbauarbeiten anfangen könnten. Im Frühjahr 2016 ziehe das Straßenbauamt dann mit den Straßenarbeiten nach.

Und der Wiesenknopf-Ameisenbläuling? "Der Bauherr muss nachweisen, dass an anderer Stelle der Lebensraum einer bestehenden Population so optimiert wird, dass sich der Bestand vergrößert", sagt Doris Hupfer. Und da kommt dann doch noch der Bund Naturschutz ins Spiel. "Uns ist bekannt, dass der Schmetterling im Staatsbad vorkommt", sagt Ingo Queck von der Ortsgruppe.