In einem deutschlandweiten Großprojekt werden die Bäume erfasst - auch in der Rhön. Davon profitieren nicht nur Waldbesitzer und Sägewerke.
Am Fuße des Kreuzbergs, bei Oberwildflecken, gibt es im Moment zwei Menschen, die sich besonders für den Wald interessieren. Sie schlingen Maßbänder um Stämme, blicken mit seltsamen Geräten in Baumkronen, begutachten und vermessen bemooste, halb vermoderte Stümpfe. Die Daten tragen sie in ein Laptop ein.
Joachim Eßlinger und Laura Winckelmann vom Bayerischen Landesamt für Wald- und Forstwirtschaft (LWF) tun das, weil sie einen klaren Auftrag haben. Und der heißt Bundeswaldinventur. Alle zehn Jahre wird im ganzen Land ermittelt, was an Bäumen im Wald steht. Art und Alter der Bäume wird unter anderem erfasst, aber auch Stammdurchmesser, Höhe und was an Verjüngung und Bodenvegetation da ist - insgesamt 150 Parameter.
Die Inventur dauert insgesamt zwei Jahre. Erhoben wird der Ist-Zustand; Interpretationen wie "Der Wald ist krank" werden nicht vorgenommen.
Aber die Ergebnisse werden laut Oliver Kröner, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Bad Neustadt, nützlich für verschiedene Gruppen sein: für Forstleute und Waldbesitzer, für Naturschützer, aber auch Betreiber von Sägewerken, die wissen wollen, mit wie viel und mit welchem Holz sie künftig auf dem Markt rechnen können. Aber auch Politiker dürften die Daten interessieren. Geht es doch angesichts des Klimawandels um den Erhalt und Ausbau des Waldes als Kohlenstoffspeicher.
Natürlich können die 19 speziell geschulten Forstleute in den zwei Jahren nicht jeden Baum in Deutschland erfassen. Deswegen wurde ein Raster aus Flächen von vier mal vier Kilometern über das Land gelegt. Darauf wurden "Inventurpunkte" abgetragen. "Liegt ein Inventurpunkt im Wald, so wird er von den Försterinnen und Förstern für die Aufnahmen aufgesucht", heißt es in einer Pressemitteilung von AELF und LWF. In Bayern seien rund 8000 solcher Orte aufzunehmen; mehr als 100 000 Bäume würden vermessen.
Joachim Eßlinger und Laura Winckelmann bringen die Waldinventur in Unterfranken voran, aber auch in den Landkreisen Coburg und Neustadt/Aisch. Für Eßlinger ist es die dritte; er verfügt über große Erfahrung.
Mehrere Wochen beackert der "Inventurtrupp" Winckelmann/Eßlinger auch die Rhön, so den Wald am Fuße des Kreuzbergs. Ihre Arbeit beginnt immer mit der Suche nach einem sogenannten "Eisen". Das ist ein Metallstück, das an einer bestimmten Stelle innerhalb des Rasters im Boden "versteckt" sitzt. Es dient als Referenz- und Ausgangsort für die folgenden Untersuchungen. Gar nicht so einfach, das kleine Metall im Unterholz zu finden, zumal gerade in der Rhön viele magnetische Steine das Suchgerät ablenken.