Die Oberbacher feiern 250 Jahre Marktrechte mit einem großen Marktfest. Die Gluthitze sorgte allerdings für weniger Besucher als erwartet. Sehr gut besucht waren dagegen die Musikveranstaltungen am Abend.
Vier Tage lang Marktfest innerhalb einer Woche - das hat es in Oberbach auch noch nicht gegeben. Anlässlich des Jubiläums "250 Jahre Marktrechte in Oberbach" hat sich der Oberbacher Vereinsring dazu entschieden, das Rahmenprogramm rund um das eigentliche Markttreiben am Pfingstmontag auszubauen. Los ging es daher bereits am Samstag mit dem bayerisch-böhmischen Abend der Blaskapelle Oberbach unter freiem Himmel. "Das erste offizielle Konzert der Blaskapelle auf der neuen Oberbacher Freilichtbühne", machte Moderator Frank Rüttiger klar. Ebenfalls ein Novum war der Chorabend am Sonntag mit dem Gesangverein Wildflecken, dem Gesangverein Riedenberg und den Sängern der Schwarzen Berge.
Mit dem Besuch der beiden musikalischen Veranstaltungen auf der modernen Freilichtbühne zeigte sich Chef-Organisator Gerd Kleinhenz sehr zufrieden: "Samstag war schon gut besucht, Sonntag war es sogar noch mal besser.
Das konnte man so nicht erwarten." Für Kleinhenz dürfte es das letzte Marktfest in der Verantwortung als Chef-Organisator gewesen sein. Der neu gewählte Bürgermeister will die Führung des Oberbacher Vereinsrings in neue Hände geben. Die Doppelbelastung sei zeitlich einfach kaum zu bewältigen: "Das wird sonst zu viel." Zumal Kleinhenz ohnehin schon als Musiker der Blaskapelle in doppelter Funktion aktiv ist. Auch beim bayerisch-böhmischen Abend wirkte Kleinhenz musikalisch mit.
Der Oberbacher Vereinsring ist eine Besonderheit in der Marktgemeinde Wildflecken und rückt alljährlich beim Marktfest in den Fokus der Öffentlichkeit. Kurz vor dem Anschluss der selbstständigen Gemeinde Oberbach an Wildflecken war der Vereinsring als lose Vereinigung der damaligen Oberbacher Vereine aus der Taufe gehoben worden.
Weil Kommunalpolitiker Alfred Schrenk (heute Alt-Bürgermeister) im Zuge der Gebietsreform auf die Wiederbelebung der Oberbacher Markttraditionen drängte, musste eine Organisation gebildet werden, die das Brauchtum der Oberbacher fördert und die Jahrhunderte alte Geschichte des Marktes aufrecht erhält. Im Jahr 1991 schließlich wurde aus der einstmals losen Vereinigung ein "echter" eingetragener Verein, der quasi als Dachverband für die örtlichen Vereine fungiert und Interessen bündelt.
Kleinhenz machte am Wochenende kein Geheimnis daraus, dass die Suche nach einem neuem Vereinsringvorsitzenden mühsam verläuft. Auch nach Wochen steht eine endgültige Entscheidung aus.
Für die Oberbacher ist das Marktfest wie für die Bad Brückenauer ihr Stadtfest. Ein Fixpunkt im Jahreskalender, auf den sich alle Beteiligten monatelang vorbereiten. Zum 36.
Mal haben die Oberbacher das Marktfest an Pfingsten auf die Beine gestellt. Bei "fast schon tropischen Temperaturen am Pfingstmontag" eine besondere Herausforderung für Musiker, Helfer, Gäste und Marktbeschicker, macht Kleinhenz deutlich.
Händler gaben früher auf Weil das Thermometer am Montag bis auf 35 Grad kletterte, hielt sich der Ansturm auf den eigentlichen Marktbetrieb in Grenzen. Während es in dem Vorjahren kaum ein Durchkommen entlang der rund 40 Marktstände gab, war heuer mehr Platz als genug für die Besucher. Der Großteil der Gäste hielt sich unter den Sonnensegeln auf dem Festplatz vor der Freilichtbühne auf, wo die Hitze noch einigermaßen erträglich war. Die Kaffeebar hatte angesichts der Hitze einen eher beschaulichen Nachmittag. In der prallen Sonne verirrten sich nur wenige Besucher. Parkplätze im Ort gab es diesmal mehr als genug.
Dementsprechend warfen einige Händler am Montag das Handtuch deutlich früher als gewohnt. Bereits in den späten Nachmittagsstunden wurden manche Stände abgebaut, da die Hitzeschlacht für die Händler nicht zu gewinnen war. Kleinhenz hatte den Morgen noch dazu genutzt, um Marktbetreiber zu ehren, die bereits seit vielen Jahren nach Oberbach kommen. Nicht nur die Oberbacher selbst sind beim Marktfest aktiv, auch befreundete Nachbarvereine helfen mit. In diesem Jahr gastierten der Musikverein Oberzell, die Jugendblaskapelle Scholz aus Geroda und die neu gegründete Formation "Brassoforte" auf der Freilichtbühne.
Zu Ende ist das Marktfest noch nicht. Am kommenden Samstag, 14.
Juni, findet die Veranstaltung "Rock am Markt" mit Livebands aus der Region statt.
Hintergrund Die Marktrechte wurden Oberbach im Jahr 1764, vor genau 250 Jahren, vom Würzburger Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim verliehen, als dieser drei Jahrmärkte und drei Viehmärkte genehmigte. Als Markttage wurden Ostermontag, Pfingstmontag und Mariä Geburt festgelegt. Heute ist der Titel "Markt" auf die Gemeinde Wildflecken übergegangen. Im Rahmen der kommunalpolitischen Verhandlungen über die Eingemeindung Oberbachs, an denen der heutige Alt-Bürgermeister Alfred Schrenk bereits beteiligt war, hatte es auch zu diesem Thema viele Diskussionen gegeben. Die Wiederbelebung des Markttages war insofern ein Kompromiss, weil der einstmals eigenständige Markt Oberbach zu einem Ortsteil wurde und seine historischen Wurzeln in Erinnerung behalten wollte.
Schrenk erinnert immer wieder daran, dass die Eingemeindung nicht allen Oberbachern leicht gefallen war.
Vereinsring Derzeit sind folgende Vereine im Vereinsring organisiert und stemmen daher alljährlich die Mammutaufgabe Marktfest: Bergwachtbereitschaft, Blaskapelle, Freiwillige Feuerwehr, Rhönklub-Zweigverein, Schützenbund Konkordia und der Sportverein Schwarz-Weiß Oberbach.
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