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Ferkinghoff: Wann beginnt der Abriss?


Autor: Ulrike Müller

Bad Brückenau, Dienstag, 26. Januar 2016

Eigentlich wollte der Investor das Fabrikgebäude in der Kissinger Straße schon Ende 2015 abreißen. Doch noch hat das Landratsamt kein grünes Licht für den Bau eines neuen Lebensmittelmarktes gegeben. Eine alte Streitfrage bricht auf...
1932 gründete Johann Georg Ferkinghoff in Würzburg eine Herren-Kleiderfabrik. 1953 siedelte sich das Unternehmen in Bad Brücke au an. Im Jahr 2012 wurde die Produktion eingestellt. Foto: Benedikt Borst


Das Aus für das Fabrikgebäude von Ferkinghoffist besiegelt. Doch die Bagger lassen auf sich warten. Eigentlich sollte schon Ende 2015 das Gelände eingeebnet werden, damit nach dem Winter alles bereit ist für den neuen Rewe-Markt. Nun aber verzögert sich der Baubeginn. "Wir planen den Abriss Ende März", sagt Jürgen Gaschler, Chef der Unternehmensgruppe, die für Rewe den Markt baut und vermietet. Der Kaufvertrag für das Gelände sei rechtskräftig, stehe aber unter dem Vorbehalt, dass das Landratsamt den Neubau genehmige. Friederike Ferkinghoff, Teil der Erbengemeinschaft, bestätigt diese Aussage.


Droht eine Klage?

Erst in der vergangenen Woche seien ergänzende Unterlagen eingereicht worden, erklärt Pressesprecher Steffen Höffler. Dadurch verschiebe sich die Beteiligung der Fachstellen. Mitte Februar rechnet er mit einer Entscheidung. Die Genehmigung für den Abriss allerdings liege bereits seit Ende Oktober vor. Gaschler jedoch möchte nicht etwas einreißen, bevor er nicht das Ok für den Neubau in der Tasche hat.

Damit wäre die Geschichte von der Verzögerung des Baustarts auch schon erzählt, wäre da nicht die alte Frage nach dem Bedarf. In einer 13-seitigen Stellungnahme Marktes.">kritisierte die Lebensmittelmarkt-Kette Tegut die Ansiedlung eines weiteren Marktes. Das Unternehmen behielt sich damals vor, gegen den Bebauungs- und Flächennutzungsplan zu klagen. "Das haben wir nicht", sagt Stella Kicher, Leiterin der Unternehmenskommunikation bei Tegut. Klagen dürften in diesem Fall nur die unmittelbaren Nachbarn. Die Argumente aber, die das Unternehmen anführte, seien dieselben.


Rewe kontert

Rückendeckung erhält Tegut vom Handelsverband Bayern. "Lebensmittelmäßig ist Bad Brückenau wirklich gut aufgestellt", schätzt Volker Wedde, Geschäftsführer für Unterfranken, die Situation ein. Mittlerweile gehe es bei den Lebensmittelmärkten nicht mehr nur um harte Konkurrenz, sondern schlicht um Verdrängung. Dabei habe er weniger Bedenken, was die Fußgängerzone angehe. Er sorge sich um die innenstadtnahen Lebensmittelgeschäfte. "Es geht darum, eine gesunde Handelsstruktur zu behalten, die ein Wirtschaften möglich macht", mahnt Wedde.

Rewe kontert. Der neue Markt werde einem selbstständigen Kaufmann anvertraut, teilt Ursula Egger von der Unternehmenskommunikation der Rewe-Group mit. "Deshalb wählen wir schon aus unserer genossenschaftlichen Verantwortung heraus nur tragfähige Standorte, an denen sich ein junger Kaufmann/ Kauffrau eine gesicherte Existenz aufbauen kann." Zudem sei baurechtlich nicht relevant, ob ein neuer Markt gebraucht werde, solange er nicht 25 Prozent der örtlichen Kaufkraft binde. "Beim Baugenehmigungsverfahren spielt der Konkurrenzschutz tatsächlich keine Rolle", sagt Höffler vom Landratsamt und verweist auf die Entscheidung im Februar.