Der Ofen ist aus: Traditionsbäckerei Hartmann in Detter ist geschlossen und verkauft
Autor: Stephanie Elm
Detter, Freitag, 14. Juni 2019
Trotz intensiver Suche keinen Bäcker gefunden und der Lieferant auch noch weg: Peter und Marianne Hartmann verkauften ihre Bäckerei in Detter. Vier Generationen lang war das Geschäft der Dorfmittelpunkt.
"Wo ist denn das Brot?" Mit erschrockenem Gesichtsausdruck steht eine Kundin in der Tür und schaut in die fast leeren Regale. "Die Bäckerei ist geschlossen", erklärt Peter Hartmann. Der Bäckermeister hat am ersten Juni-Wochenende zum letzten Mal gebacken. Die Räumlichkeiten sind schon verkauft. Dort sollen Mietwohnungen entstehen.
Eigentlich hätte Hartmann noch einen weiteren Bäcker einstellen wollen, der den Betrieb unterstützt hätte - keine Chance. Weder durch Eigenbemühungen noch über das Arbeitsamt war ein Mitarbeiter im Bäckereigewerbe zu finden. Dann fiel auch noch ein Lieferant weg. So sagten sich Peter Hartmann und seine Frau Marianne: "Es ist wohl an der Zeit, aufzuhören."
Bäckerei in Dettel: Restposten zu verkaufen
Inmitten des entstandenen Chaos um die Räumung gibt es viel zu regeln: Was passiert mit den verschiedenen Geräten, Teigmaschinen und dem ganzen Equipment wie Bleche, Formen und Rührbesen? Bis Ende Juni haben sie noch Zeit, verschiedene Restposten aus dem Laden abzuverkaufen. Auch die Post ist bis dahin noch jeden Tag eine Stunde geöffnet. Dann macht auch dieser Schalter dicht.
In der vierten Generation hat Hartmann die Bäckerei 37 Jahre lang geführt, anfangs nicht ganz freiwillig. Da wog die Verpflichtung dem väterlichen Erbe gegenüber schwerer als die Liebe zur Musik. Hartmann hätte Chancen für das Münchner Musikkonservatorium gehabt, aber: "Was der Vater sagte, war Gesetz." So lernte Peter von 1967 bis 1970 das Bäckereihandwerk, schloss 1980 mit der Meisterschule ab und übernahm zwei Jahre später das Geschäft von Vater Willi Hartmann.
"Bevor ich mich nur ärgere, mach' ich das lieber richtig", sagte sich der damals 29-Jährige und investierte. Die Bäckereiräume, die der Vater 1923 gebaut hatte, wurden erweitert und umgebaut. Das erste Hartmann'sche Backhaus hatte der Urgroßvater bereits 1884 an anderer Stelle im Dorf errichtet. Dieses hatte der Großvater Adam allerdings abgerissen, um gegenüber der Kirche größere Bäckereiräume bauen zu können. Der Vater übernahm nach dem Zweiten Weltkrieg das Geschäft.
Der von diesem noch angeschaffte Holzbackofen wich einem ersten kleinen Elektrobackofen. Es folgten noch weitere Neuerungen, wie der Gärunterbrecher, die so manchen Streit mit dem konservativen Vater mit sich brachten. Doch Peter Hartmann war von seinem Tun überzeugt: "Mit dem Gärunterbrecher kannst du schon mal zwei Stunden länger schlafen".
Lieferung bis an die Nordseeküste
Sein Zeitmanagement wurde jeden Morgen gefordert. Um Mitternacht ging die Schicht los. Als erstes setzte er den Brotteig an. Während des Gärprozesses buken die Brötchen und Plunder, zum Schluss die Brote. Um 7 Uhr war die Produktion für den Tag abgeschlossen. Einen Teil fuhr Peter Hartmann zu seiner 1990 erworbenen Filiale in Oberleichtersbach. Auch dieser Verkaufsladen ist nun geschlossen. Sogar Hausbesuche mit Brotlieferungen waren Teil seines Lieferservice. Im ganzen Umkreis belieferte Hartmann Gaststätten und Ferienhäuser. Sogar bis an die Nordseeküste verschickte er Brote und Christstollen.