Drei Männer der Münchauer Familie Stei fielen im Ersten und Zweiten Weltkrieg. Jetzt konnten Nachfahren und Freunde mit Hilfe von Zuschüssen des Freistaats, der Gemeinde und von privaten Spenden das kleine Gotteshaus sanieren.
Zumeist werden Kapellen anlässlich von Schicksalen errichtet, also im Nachhinein von Ereignissen. Im Fall der Münchauer Kapelle aber ist es umgekehrt. Die wurde bereits 1906 gebaut, als mancher den Ausbruch des Ersten Weltkrieges (1914 bis 1918) schon ahnte. Vorbeugend, um die Väter und Söhne vor dem Soldatentod zu schützen.
Doch es half nicht. Auf der kleinen Gedenktafel steht zu lesen: "Zum frommen Gedenken im Gebete an meinen lieben Gatten und Vater, Söhne und Brüder". Die Münchauer fielen nämlich als Soldaten - Vater Anton Stei, geboren 1884, gefallen 1916 im Rumänien; Sohn Anton Stei, geboren 1917, gefallen 1943 in Leningrad; Sohn Karl Stei, geboren 1914, gestorben ebenfalls 1943 an schweren Verwundungen bei Orel.
"Mein lieber Gatte kam nicht heim, auch nicht meine lieben Söhne mein", schrieb die Mutter und Ehefrau auf duie Gedenktafel.
"Und dann war noch der Besuch der kleinen Kapelle am Waldrand", schreibt Wanderer Karl Seufert aus Gräfemdorf. "Diese Kapelle hat es mir angetan. Immer wenn ich in der Nähe bin, zieht es mich dort hin", so Seufert weiter. Dort habe er ein Gelübte abgelegt und der Himmel habe es erhört. Das war der Grund für Seuferts Geldspende.
"Der Hintergrund ist, dass diese Kapelle auf dem Gebiet des Staatswaldes liegt und wir vom Freistaat Fördermittel zu Sanierungsmaßnahmen bekommen haben", sagt Gunther Hahner, stellvertretender Leiter des zuständigen Staatlichen Forstbe-triebsamtes Bayern.
Das Projekt "Gemeinwohl-Leistungen für Erholungssuchende" der Bayerischen Forstverwaltung hat in diesem Fall 2500 Euro für neue Dachrinnen und Maßnahmen zum Schutz gegen die Feuchtigkeit des etwa neun Quadratmeter großen Kapellengebäudes zur Verfügung gestellt.
"Der Forstbetrieb hat grundsätzlich ein Interesse, dass solche kulturellen, traditionellen und historischen Dinge wie alte Bauten oder Grenzsteine in Waldgebieten als Teil der Kultur erhalten bleiben", bestätigte Hahner. Als Beispiele nannte Hahner das aktuelle Großprojekt Kloster Einsiedel (bei Ruppertshütten / Langenprozelten), aber auch Radwege, Feuchtbiotope und Quellen-Renaturierungen, die zum Teil durch diese Mittel finanziert werden.
Revierleiter Arnulf Schöberl hatte dieses Kapellen-Projekt Münchau vorgeschlagen und einen erfolgreichen Antrag auf die Fördermittel gestellt.
Vor 50 Jahren noch freie Sicht
Auch Rainer Betz, ehemaliger Revierleiter, hatte sich für die Sanierungsmaßnahme eingesetzt. "In den 1970er Jahren war rund um diese Kapelle noch kein Wald sondern Wiesen und Äcker mit Dreifelderwirtschaft auf sieben bis acht Hektar", erinnerte sich Betz an den freien Blick auf die Kapelle vom Tal aus und an einen Kreuzweg, der dort hinauf führte. Der Freistaat hat die Fläche damals gekauft und aufgeforstet. "Die Grenze von Münchau ging 1906 mitten durch die von der Familie Stei gebaute Kapelle", sagte Betz.
"Aus Schmitt rain und Münchau hat die Familie samt Verwandtschaft das Baumaterial mühsam den Berg hinaufgeschleppt und beim Bau geholfen", sprach Betz den Nachkommen Günter Müller an und bezog sich auf die Annalen von 1906. Müller-Nachfahren wohnen heute in Schwärzelbach.
1990 erste Restaurierung
Die Kapelle war nach der Schilderung von Betz über die Jahre total zugewachsen. "Ich hatte befürchtet, dass eines Tages im Sturm ein Baum auf die Kapelle fallen wird", sagt er. Mit Zuschüssen der Marktgemeinde Schondra und der Pfarrgemeinde Oberleichtersbach wurden die Kapelle 1990 restauriert und das Dach erneuert. Die wertvolle Originalfigur der heiligen Barbara sei durch eine Kopie ersetzt worden. Figuren sind auch von den heiligen Wendelin, Josef und Maria vorhanden.
Eine alte Eisenplatte (1315) aus der Münchau mit einer biblischen Szene wurde damals entfernt und ist seitdem verschollen.
Aus den Einnahmen der Maiandacht, die nur alle zwei Jahre stattfindet, spendete die Familie Beate und Günter Müller die Josefsfigur. Betz dankte nicht nur dafür, sondern auch für Müllers Entgegenkommen bei der Abtretung von 56 Quadratmetern an den Freistaat für einen symbolischen Euro, womit die Kapelle nun zu 100 Prozent auf dem Gebiet des Staatswaldes liegt. Die Spende von Karl Seufert gelangte jetzt als Zeichen der dankbaren Anerkennung an Günter Müller. Im kommenden Jahr soll es wieder eine Maiandacht an der Kapelle und eine Feier in Münchau geben.
Bei unserer Muenchauwanderung mit Rainer Betz besichtigten wir auch die hier angesprochene Kapelle, die man als # Normalwanderer# kaum finden wuerde. Die Geschichte die ueber die Entstehung der Kapelle erzaehlt wurde, fanden wir hoechst interessant. Wir finden es gut, dass sich Menschen fuer den Erhalt solchen Highlights in der Natur einsetzen und diese erhalten. Ein wirklicher Besinnungspunkt in der herrlichen Landschaft.
Reinmann