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Buchrasen: Diskussion um Autobahnanbindung


Autor: Ulrike Müller

Oberleichtersbach, Freitag, 14. August 2015

Einige Oberleichtersbacher fordern einen eigenen Zubringer vom Gewerbegebiet Buchrasen zur Autobahn. Die Idee ist nicht neu. Aber wie sinnvoll ist eine neue Straße?
Bernd Kömpel (von links), Klaus Zühlke und Roland Eckstein wollen die Belastung durch die Lkw vom Gewerbegebiet Buchrasen nicht länger hinnehmen. Foto: Ulrike Müller


Sie haben sich zusammengetan. Roland Eckstein, Bernd Kömpel und Klaus Zühlke wollen nicht mehr hinnehmen, dass Tag für Tag Laster an ihren Häusern vorbeirauschen. "Wir haben ein tolles Gewerbegebiet, ohne Frage", sagt Eckstein, "Aber wenn ich ein großes Gewerbegebiet baue, muss ich auch die Infrastruktur dafür bauen!"

Es geht um den Buchrasen an der B27. Stück um Stück wurde das Gewerbegebiet, dass der Gemeinde jährlich hohe Gewerbesteuereinnahmen einfährt, erweitert. Zuletzt kamen im vergangenen Sommer vier Hektar hinzu. Auf der anderen Seite der B27 hat die Stadt Bad Brückenau einige Flächen. Aber auch die füllen sich langsam und mit jedem Unternehmen, das sich am Buchrasen ansiedelt, wächst auch der Verkehr.


Idee stammt von Walter Müller

Deshalb wollen die Drei vom Eck, dass eine neue Straße gebaut wird. Sie soll vom Gewerbegebiet direkt zur Autobahnauffahrt Wildflecken führen. Pläne dafür gibt es schon, der verstorbene Altbürgermeister Walter Müller liebäugelte schon länger mit dem Projekt. Die Strecke sollte südlich von Breitenbach und Mitgenfeld verlaufen. Als Kosten standen völlig unverbindlich etwa sieben Millionen Euro im Raum. Sogar in das Integrierte Ländliche Entwicklungskonzept (Ilek) der Rhönallianz ist das Projekt aufgenommen worden. Allerdings nur vorsorglich, um sich eine Förderung offenzuhalten.

"Das Ganze ist noch nicht ausgereift", sagt Dieter Muth (WG), Bürgermeister von Oberleichtersbach und Nachfolger von Walter Müller. Das Thema sei heikel, der Gemeinderat diskutiere immer wieder darüber. "Wir machen uns Gedanken. Es gibt unterschiedliche Positionen. Am Ende müssen wir einen Mittelweg finden", fasst Muth zusammen.


Neue Flächen im Gespräch

Dabei geht es nicht nur um die Frage, einen neue Straße zu bauen. Es geht auch darum, ob und mit wem Oberleichtersbach neue Gewerbeflächen ausweisen könnte, denn mit rund 50 Hektar ist für Oberleichtersbach die Wachstumsgrenze erreicht. Erweitert werden kann der Buchrasen nur noch östlich der B27. Die Grundstücke gehören der Stadt Bad Brückenau, liegen allerdings auf der Gemarkung von Breitenbach. Eine Zusammenarbeit mit Bad Brückenau wäre denkbar, signalisiert Muth, auch wenn noch keine konkreten Verhandlungen geführt worden seien. Das Verkehrsaufkommen werde dadurch aber nicht weniger, stellt Muth fest. "Da sind Probleme vorprogrammiert."

Die Stadt Bad Brückenau steht einer möglichen Erweiterung des Gewerbegebiets zusammen mit Oberleichtersbach ausgesprochen positiv gegenüber. "Ich befürworte das", sagt Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks (CSU). Was sie nicht befürwortet, oder zumindest kritisch sieht, ist die einseitige Erweiterung auf Oberleichtersbacher Seite. Denn: Der Schwerlastverkehr rollt nicht nur den Berg hinunter nach Oberleichtersbach. Er rollt auch Richtung Bad Brückenau, durch die Stadt hindurch und weiter zur Autobahnauffahrt Volkers. Auch hier gibt es ein Eck, das seit Jahren für Ärger sorgt, das Schwaneneck. "Die Belastung ist nach wie vor sehr hoch", berichtet Martin Lörzer, Inhaber der Schwanenapotheke. Erst in dieser Woche habe mal wieder ein Laster die Hausecke und den davor stehenden Stein erwischt.


Bund Naturschutz widerspricht

Nun ist Bad Brückenau ja ein Heilbad und weil die Bad Brückenauer Stadträte um die Reinheit der Luft fürchten, erhoben sie vor einem Jahr, als Oberleichtersbach seinen Teil des Gewerbegebiets erweiterte, Einwände. Diese Einwände freilich sind nichts mehr als eine Aufforderung. Der Stadtrat jedenfalls forderte, "dass eine direkte straßenmäßige Anbindung des Gewerbegebietes an die Autobahn durch die Gemeinde Oberleichtersbach zu schaffen ist". Dabei übersahen die Stadträte geflissentlich, dass ja auch die Lkw aus ihrem eigenen, zugegebenermaßen deutlich kleinerem Teil des Gewerbegebiets, diese Straße nutzen würden.

Bad Brückenau will eine Straße, die Drei vom Eck wollen eine Straße. Warum also wird sie nicht gebaut? "Diese Straße ist völlig unnötig!", sagt Oswald Türbl vom Bund Naturschutz (BN). Erst kürzlich wies der BN darauf hin, dass in Bayern 18 Hektar verbaut werden, täglich. Türbl möchte den naturnahen Talraum zwischen Breitenbach, Mitgenfeld und Einraffshof bewahren. Und er denkt an die landwirtschaftlichen Flächen, die wiederum zerschnitten und verkleinert würden, denn irgendwo muss der Grund für die neue Straße ja herkommen.


Zufahrt über Schondra nutzen

Stattdessen schlägt Türbl vor, die schon bestehende Zufahrt über Einraffshof und Schondra zu nutzen. Er versteht nicht, dass die Staatsstraße, die ansonsten in gutem Zustand ist, auf einer Länge von etwa 300 Metern bei Einraffshof nicht saniert worden ist. Das Staatliche Bauamt führt diesen Abschnitt mit der Dringlichkeitsstufe 4, was nicht viel Hoffnung auf einen baldigen Ausbau lässt. Der Grund: Die Verkehrsbelastung liege in Einraffshof bei nur 550 Fahrzeugen täglich, davon 50 Schwerverkehr, erklärt Matthias Wacker vom Bauamt.

Diese Zahlen zeigen aber auch: Die Strecke über Schondra wird ungern von den Firmen genutzt. Sie ist schlicht zu lang. Denn wer mehrere Fahrzeuge mehrmals am Tag Richtung Autobahn schickt, für den zählt jeder Kilometer - zumal erst vor Kurzem die Gewichtsbeschränkung für die Durchfahrt von Breitenbach und Mitgenfeld aufgehoben wurde.


Mögliche Investoren springen ab

Dieter Muth und Brigitte Meyerdierks berichten beide, dass sich in der Vergangenheit schon mehrfach größere Unternehmen gegen den Standort auf dem Buchrasen entschieden hätten. Mehrere hundert Arbeitsplätze seien so nicht zu Stande gekommen. Die Gründe sind sicher vielfältig. Die Anbindung zur Autobahn dürfte aber auch eine Rolle gespielt haben.

Die Gemeinde Oberleichtersbach macht sich nun ihre eigenen Gedanken. Bürgermeister Muth favorisiert eine Erweiterung, allerdings näher an der Autobahn, vielleicht in Zusammenarbeit mit dem Markt Schondra. Auch den Bau einer Umgehungsstraße um Breitenbach und Mitgenfeld herum hält er für machbar, wenn sie "für die Allgemeinheit vertretbar und finanzierbar" ist. Für die Drei vom Eck stellt sich diese Frage nicht: "Die Rhöner Landschaft soll erhalten bleiben...", sagt Bernd Kömpel. "Aber sollen wir den ganzen Dreck schlucken?"