Lichterglanz mit Rathaussturm oder Rathaussturm im Lichtglanz, jedenfalls war der Dienstagabend eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.
Trotz Schmuddelwetter war am Dienstag nach 18 Uhr die Ludwigstraße in Bad Brückenau besser bevölkert als untertags. Die geöffneten Läden sämtlich mit Kerzen illuminiert, hatten gut zu tun. Der Marktplatz bevölkerte sich immer mehr, die beiden Stände mit Speis und Trank wurden für ihr Durchhaltevermögen mit dichtem Andrang belohnt. Auch die Brückenauer Feuerwehrler trotzten wie jedes Jahr mit ihrem Leiterwagen dem Herbstwetter und machten Werbung in eigener Sache.
Um 19.11 Uhr dann Glockengeläut und Fackelschein: Ein bunter Zug Karnevalisten marschierte die Ludwigstraße herauf. Gab es im Vorfeld viel Meckerei, dass die Brückenauer Karnevalisten nicht wie alle anderen am Samstag, den 11.11., das Rathaus stürmten, so musste diese aus der Not geborene Terminänderung und Kooperation mit der Werbegemeinschaft Bad Brückenau (WBB) als Volltreffer bezeichnet werden.
Unterstützung von außerhalb
Bei den Karnevalisten ist es üblich, sich selbst zunächst intern beim Ordensfest zu dekorieren, vorher kein Sturm. Das Ordensfest kann aber erst nach dem 11.11. durchgeführt werden. Den Samstag darauf gab es dann Abstimmungsprobleme mit der Stadt. Darüber hinaus hätte man an beiden Samstagen nahezu ohne externe Verstärkung auskommen müssen. So aber kamen am Dienstagabend närrische Stoßtruppen und Garden aus Elfershausen, Fulda-Ascheberg, Ebenhausen und Hammelburg zur Unterstützung von Prinz Benni II. angereist.
Bemerkenswert war auf Verteidigerseite gemäß dem Sprichwort "Ist die Katze nicht da, tanzen die Mäuse auf dem Tisch": Bürgermeisterin Brigitte Meyerdirks fehlte krankheitsbedingt schweren Herzens und musste ihrem Stellvertreter Jürgen Pfister die Verteidigung überlassen. Diesem gelang es, nahezu den gesamten Stadtrat zu mobilisieren, was schon lange nicht mehr der Fall war.
Im Schein der Fackeln sollte sich ein packender Dialog zwischen Sitzungspräsident Frank Vogler von den Brückenauer Karnevalisten und dem Bürgermeister entspannen.
Tücken der Tontechnik
Nichts Neues in Brückenau, aber die Tücken der Tontechnik: Auf Seiten der Verteidiger fiel das Mikrofon total aus, so dass die zahlreichen Schaulustigen leider die teils gekonnten und mit viel Liebe getexteten Dialoge von Pfister und jedem seiner Referenten im Stadtrat kaum hören konnten. Zu angeblich leeren Kasse der Stadt gab es viel zu sagen. Jürgen Pfister: "Unsere Kasse wird immer öder, wir holen unser Geld schon beim Markus Söder."
Forstreferent Kurt Abersfelder gab kund, dass das wenige städtische Hartgeld sicher im Stadtwald vergraben ist. Als Ausgleich für den Verlust des neuen Bürgermeisterdienstwagens hatten die Karnevalisten ein Original Bobbycar dabei, den Tausch schlug Pfister zunächst aus und bot Sondierungsverhandlungen an: "Wir müssen nicht wie Jamaika acht Wochen diskutieren, der Stadtrat ist hier im Haus, in zehn Minuten sind die Verhandlungen aus." Stadtrat Erwin Miller, sonst immer mit den Georgibläsern auf der Stürmerseite, war diesmal mit seiner Trompete im Rathaus vorzufinden. Als diese zur Verteidigung blies, war dies jedoch das Zeichen für die Sturmtruppen der BrüKaGe, den neuen Rammbock Willi zum Einsatz bringen und das Rathaus zu stürmen. Wenig später wurde der Zweite Bürgermeister Jürgen Pfister gefesselt vor das Rathaus geführt und übergab Prinz Benni den Rathausschlüssel. Das Bürgerbüro hatte die altbewährte Riege der dort beschäftigten Damen dieses Mal passend in dämmrigen Lichterglanz versetzt, so dass die Sturmtruppen und Passanten bei Sekt und Selters den Novemberabend gemütlich ausklingen lassen konnten.
Tanz- und Shownacht
Für alle Faschingsnarren ist die weihnachtliche Wartezeit diesmal recht kurz, denn bereits am Dreikönigstag, Samstag, 6. Januar, findet wieder die schon traditionelle und beliebte Tanz- und Shownacht statt. Hier präsentieren sich Garden und Showtänze aus der Region und benachbarten Bundesländern über sechs Stunden lang ohne Pause in der TV-Halle Bad Brückenau.