Bad Brückenau: Zwei Kandidaten, ein Amt
Autor: Ulrike Müller
Bad Brückenau, Freitag, 20. März 2020
Dirk Stumpe und Jochen Vogel möchten Bürgermeister von Bad Brückenau werden. Mit 45,89 Prozent der Stimmen geht Vogel als Favorit in die Stichwahl. Stumpe ist mit 29,16 Prozent ins Hintertreffen geraten.
Dirk Stumpe lacht. "Ich bin immer noch positiv gestimmt, weil ich immer noch Vertrauen in die Leute habe", sagt er. 45 Jahre ist er alt, sitzt seit 2002 für die PWG im Stadtrat. Zum ersten Mal kandidiert er als Bürgermeister in seiner Heimatstadt. Stumpe holte 29,16 Prozent der Stimmen. Für eine Stichwahl gegen Jochen Vogel (CSU) reicht das. Ganz den Erwartungen entsprochen hat es aber nicht.
"Ich hätte es eher so eingeschätzt, dass Jochen und ich bei etwa 35 Prozent liegen", sagt er. Nun möchte Stumpe Boden gut machen. Dafür hat er Taschentücher gekauft, viele Taschentücher. Die versah er mit einem Aufkleber und legte einen neuen Wahlflyer bei. Die Kernaussage: 1212 Stimmen für Vogel (Stumpe selbst hatte 770 bekommen) bedeute, dass viele Menschen mit der Politik der vergangenen Jahre zufrieden seien. Die Wähler hätten sich für den bequemeren Weg entschieden. Stumpe aber will Veränderung.
Jochen Vogel sucht Abstand. Die Corona-Krise stimme ihn nachdenklich. "Ich glaube nicht, dass die Bürger den bequemen Weg gegangen sind", sagt er. 47 Jahre ist er alt, seit 2002 arbeitet er als Bürgermeister seines Heimatorts Motten. Er traue den Wählern durchaus zu, sich eine eigene Meinung zu bilden und eine Entscheidung zu treffen, sagt Vogel.
Vor einer Woche hatte er 45,89 Prozent der Stimmen geholt. "Ich habe mich einfach gefreut über das für mich tolle Ergebnis", sagt er. Allein die niedrige Wahlbeteiligung von gerade einmal 50,13 Prozent sei ihm nachgegangen. Auch er hat einen neuen Flyer aufgelegt. Die Kernaussage ist die alte. Vogel setzt auf 18 Jahre Erfahrung in der Kommunalpolitik, sein Fachwissen als Verwaltungsfachmann und sein Netzwerk.
Kandidaten nehmen Krise ernst
Wer auch immer am 29. März die Stichwahl für sich entscheidet, er sieht schwierigen Zeiten entgegen. "Angst ist der falsche Ausdruck", sagt Vogel. "Es ist eine Situation, die wir nicht kennen." Auch Stumpe nimmt die aktuelle Entwicklung ernst. "Man kann in so einer Situation erst beweisen, wie eng man mit der Bevölkerung verbunden ist", sagt er.
Die Taschentücher, sie hätten Dirk Stumpe fast Kopf und Kragen gekostet. Deutlich sichtbar prangt die Eigenmarke von Rewe darauf - woraufhin der Marktbetreiber schleunigst im Internet den Kunden seine politische Neutralität versicherte. Jochen Vogel hat sich auch einen Fauxpas geleistet: Er schloss sich der Pizza-Aktion von Angelo Valenzano für die Mitarbeiter der Lebensmittelmärkte an. Ein Trittbrettfahrer?, fragten sich kritische Nutzer im Netz.
Im Falle seiner Wahl habe er bereits einen Interessenten für sein Geschäft, berichtet Stumpe. Er betreibt einen Laden, in dem T-Shirts, Flyer und Banner gedruckt werden. Der bisherige Friedhofsreferent Eberhard Schelle würde dann im Stadtrat nachrücken. Bekäme Stumpe aber wieder nur 30 Prozent der Stimmen, trete er nicht noch einmal als Bürgermeister an, sagt er. Im Falle einer Niederlage würde er gern 2. Bürgermeister werden - auch wenn der bisherige Stellvertreter Jürgen Pfister (PWG) mehr Einzelstimmen bei der Stadtratswahl bekommen hat als er.