Hotelbetreibern fällt ein Stein vom Herzen. Das bayerische Kabinett beschließt, dass ab 30. Mai wieder Gäste kommen dürfen. Der anfängliche Optimismus, die Krise gut zu bewältigen, ist bei vielen aber mittlerweile gedämpft.
Sven Näser sitzt im Büro, natürlich. Der Direktor des Dorint Hotels im Staatsbad kann nicht einfach seine Sachen packen, auch wenn kaum noch Gäste im Haus anzutreffen sind. Geschäftsreisende dürfen noch kommen. Vereinzelt tun sie das auch. Alles in allem aber ist es ruhig im größten Hotel der Stadt. Näser hoffte Anfang der Woche, dass die Einschränkungen aufgrund der Coronakrise Ende Mai aufgehoben werden. "Wir sind auf mögliche Anforderungen vorbereitet", sagt der Hotelchef.
Der Empfang im Foyer ist bereits durch eine Plexiglaswand geschützt. Desinfektionsmittel sowie Schutzmasken stehen bereit. Die Hotelkette, so berichtet es Näser, produziert Aufkleber als Abstandsmarkierungen auf dem Boden. Schon im März sei im Restaurant nur noch jeder zweite Tisch besetzt worden. Die Abläufe wurden also schon geübt. Ab 30. Mai dürfen nun also auch wieder Gäste kommen.
Aktuell dreht sich in der öffentlichen Wahrnehmung vieles um Sicherheitsabstände, Schutzausrüstung und die schrittweise Lockerung der Beschränkungen. Doch Näser macht auf Folge-Auswirkungen der Coronapandemie aufmerksam. Werden Menschen noch genug Geld haben, um überhaupt in den Urlaub zu fahren? Haben Firmen noch genug Budget für Tagungen? "Die Normalität wird wohl erst Ende 2021, Anfang 2022 eintreten", schildert er seine persönliche Meinung.
Versicherungen zahlen nur teilweise
Diese Fragen stellen sich wohl alle Hoteliers der Stadt. Anfang April zeigten sich die meisten von ihnen noch optimistisch. Damals hoffte man, dass bis zum Mai der Spuk vorbei sein würde. Die positive Grundeinstellung zeigt sich auch jetzt noch, allerdings etwas verhaltener. "Wir hoffen auf den Juni", heißt es einstimmig aus dem Hotel Zur Mühle, dem Hotel Ursula und dem Badhotel.
"Je länger es dauert, desto schwieriger wird es natürlich", sagt Joachim Pfaff, Pächter des Badhotels. Vor vier Wochen wartete er noch auf die Soforthilfe des Freistaats Bayern. Das Geld ist inzwischen da. Pfaff hat - wie viele andere Hoteliers auch - eine Betriebsschließungsversicherung abgeschlossen. Inzwischen gebe es ein Angebot der Versicherer, zehn Prozent der vereinbarten Versicherungssumme ohne Prüfung auszuzahlen, schildert Pfaff.
Der Hotelier ist sich jedoch unschlüssig, ob er dieses Angebot annehmen oder noch abwarten soll. Schließlich kann niemand sagen, wie lange Zeit er noch überbrücken muss, bis alles wieder normal läuft. Seine Mitarbeiter sind aktuell in Kurzarbeit, doch wenn der Stillstand über Pfingsten hinaus andauere, wisse er nicht, ob er sein Personal noch halten könne, sagte er noch am Montag. Im Hotel Ursula haben die Inhaber den Leerlauf für Bauarbeiten am Haus genutzt. Wenn in diesem Jahr wenigstens Ferienwohnungen gebucht würden, "wäre schon viel geholfen", sagt Gisela Ullmann.
Lieferanten zeigen Verständnis
Roland Kreuzer vom Hotel Zur Mühle überlegt, ob er nicht doch zeitweise schließen soll. Bisher nimmt er noch Gäste auf, die berufsbedingt eine Unterkunft brauchen. Doch das reiche gerade einmal, um die laufenden Kosten zu decken, sagt er. "Wenn es so anhält, wird es schwierig."